20 Jahre Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
Tag der offenen Tür beim BSH mit Open Ship auf der Deneb
11. Oktober 2010, von Stefanie
Gesunkene Schiffe, wandernde Küsten, Offshore-Windparks oder Eisberge – das Meer ist ständigen Veränderungen ausgesetzt. Damit sie nicht zur Gefahr für die Seefahrt werden, dokumentiert das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) seit 1990 die Entwicklungen in Nord- und Ostsee.
Zum zwanzigjährigen Jubiläum öffnete die Rostocker Dienststelle (eine weitere gibt es in Hamburg) am Samstag ihre Türen und gewährte Einblicke in ihre vielfältigen Arbeitsbereiche.
Mehr als 600 Besucher besichtigten das Amt in der Neptunallee und ließen sich von den Mitarbeitern die zahlreichen Aufgabenfelder erläutern. Von der Messung bis zur Redaktion und Publikation konnten sie die Entstehung einer Seekarte verfolgen. „Besser als unsere Karten können die von anderen Herstellern gar nicht sein, weil die Daten alle von uns bekommen“, wagte Nautiker Gerhard May zu behaupten. Jährlich werden Seekarten und Sportbootkarten inklusive Berichtigungen vom BSH herausgegeben. Sie umfassen die gesamte deutsche Nord- und Ostseeküste sowie die polnische Ostseeküste.

Die Seevermessung ist die zentrale Aufgabe des BSH in Rostock. Um die Karten immer aktuell zu halten, sind ständig Vermessungsschiffe unterwegs. Eines dieser Schiffe ist die Deneb, die am Tag der offenen Tür besichtigt werden konnte.
Interessierten Besuchern erklärte Vermessungstechniker Matthias Hollmichel, wie Wracks und andere Unterwasserhindernisse mit modernen elektronischen Geräten geortet und von Tauchern untersucht werden. Für den Einsatz in flachen Gewässern ist das Vermessungsschiff außerdem mit zwei kleineren Vermessungsbooten ausgestattet.

Dort jedoch, wo kein Schiff oder Boot hinkommt, nämlich an der Küste, beginnt der Wirkungsbereich der geodätischen Abteilung. Auch sie nutzte den Tag der offenen Tür, um ihre Aufgaben und Arbeitsgräte vorzustellen.
Wenn alle Daten gesammelt sind, werden sie durch Kartographen verarbeitet und aufbereitet. Das geschieht in den unterschiedlichen Redaktionen, die sich auf verschiedene Publikationsformen spezialisiert haben. Seekarten werden beispielsweise in digitaler, aber auch in gedruckter Form herausgegeben.

Anja Hähnel ließ sich bei der manuellen Herstellung von Kartenelementen über die Schulter schauen. Sie demonstrierte, wie man mit einer ruhigen Hand und Werkzeugen, die so klangvolle Namen wie „Elefant“ tragen, Linien und andere graphische Elemente in eine Trägerfolie eingraviert.
Nachdem die Seekarte nun zum Druck vorbereitet wurde, wird sie anschließend in der hauseigenen Druckerei fertiggestellt. Hier werden auch alle anderen Veröffentlichungen des BSH gedruckt und gebunden.
Aber nicht nur die Seevermessung und die Erstellung von Seekarten gehören zum breiten Dienstleistungsspektrum des BSH. Auch die Überwachung des Meeres im Hinblick auf Klimawandel und Umweltveränderungen, Vorhersagen zu Wasserständen an der deutschen Ostseeküste, Warnhinweise bei Sturmfluten und geringen Wasserständen, Eisdienst und Genehmigungsverfahren für Offshore-Windparks und Ostsee-Pipelines zählen zu seinen Aufgaben.

Insgesamt sind 840 Mitarbeiter im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie tätig, 220 davon in Rostock.
Wem die Fülle an Informationen, die das BSH am Tag der offenen Tür bot, noch nicht genug war oder wer sich noch genauer über die Naturvorgänge und vielfältigen Nutzungen des Meeres durch den Menschen informieren möchte, der sollte einen Besuch der BSH-Bibliothek in Erwägung ziehen. Seit über hundert Jahren wurde dafür eine umfangreiche Sammlung maritimer Literatur mit etwa 170.000 Medien und 50.000 Seekarten zusammengetragen, die sowohl den Wissenschaftlern, als auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung steht.