18. Rostocker FilmFest 2010 im MAU
Schaurige Stummfilme und humorvolle Dokumentationen
24. September 2010, von Elina
Die Rostocker Filmszene hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ganz schön einen Namen gemacht und so ist es auch kein Wunder, dass das Rostocker FilmFest gestern bereits volljährig wurde.
Unabhängige Filme sollen in diesem Rahmen ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Das FilmFest ist jedoch dem Lokalpatriotismus vorbehalten, denn nur Filme von Rostockern oder mit Handlungsort in Rostock wurden bei der Wertung berücksichtigt.

Insgesamt wurden beim Institut für neue Medien fast 50 Filme eingereicht. Ein fünfköpfiges Gremium mit hochrangigen Jurymitgliedern aus dem Medienbereich hat daraus bei literweise Kaffee und heftigen Debatten die zehn Finalisten ausgewählt, die gestern im MAU präsentiert wurden.
Um das Textvolumen in leserfreundlichen Grenzen zu halten, nehme ich einfach mal den Schluss vorweg und beginne mit der Verleihung der verschiedenen Preise.

Als Erstes wäre da die „Beatrix“, der Preis für den besten Animationsfilm, ausgezeichnet mit zwei Freikarten fürs LiWu. Verdientermaßen ging diese Auszeichnung an den Film „Die Gedanken sind frei“ von Urte Zintler, welcher sich auf rührende Weise mit dem Alter und Vergesslichkeit auseinandersetzt.

Die „Glänzenden Synapsen“ für die beste Idee und damit eine Kamera für ein Jahr von rok-tv gingen an André Jagusch für seinen Faketrailer „Vergiss nicht!“.
Der fünfminütige Trailer ist eine Hommage ans Klischee der Liebesfilme und machte durchaus Lust auf mehr. Wann der komplette Film denn ins Kino komme, beantwortet André Jagusch jedoch mit „Gar nicht, weil es ihn schon tausend Mal gibt.“ Traurig, aber wahr!
Mit der „Silbernen Kopftrommel“ wurde die beste technische Umsetzung ausgezeichnet. 150 Euro bekamen dafür Livius Pápay und Peter Thiers für ihren Poetryclip „Schlaf.Störung“, der mit Splitscreen und aufwendiger Bildbearbeitung für einen erhöhten Puls sorgte.

Den dritten Rang beim Publikumspreis erreichte Sebastian Lindemanns Dokumentationsfilm „Heimwärts“. Dieser zeigt Schicksalsgeschichten von Auswanderern und Heimkehrern, darunter auch RPS-Chef Sven Zimmermann.
Auf Rang zwei des Publikumspreises schaffte es der bedrückende Kurzfilm „Am 23. August um 0:17 Uhr“ von Mark Auerbach.

Dieser nimmt realen Bezug auf den Anschlag auf eine von Ausländern bewohnte Wohnung im Jahr 2008 und setzt sich auf ernsthafte Weise mit Selbstjustiz, Rechtsradikalismus und dem Gefühl der Ohnmacht auseinander.
Absoluter Publikumsliebling und gleich mit zwei Preisen geehrt wurde das Fakeporträt „o.T.“ von Hannes Kleinschmidt. Der Filmemacher konnte sich sowohl über den Publikumspreis „Goldener Arthus“ als auch über den „Goldenen Toaster“ für die herausragendste darstellerische Leistung freuen.
Irgendwo zwischen Unglauben, Mitgefühl und Lachanfällen bewegt sich die Gemütslage des Zuschauers bei diesem Film, der Einblicke in das Leben des selbst ernannten Künstlers Falk verschafft. Und es steckt erschreckend viel vom echten Falk im Film, wie Hannes Kleinschmidt hinterher verriet.

Leider nicht ausgezeichnet, aber dennoch eine Erwähnung wert sind der Stummfilm „Nefastus“ u.a. von Kristian Erdmann mit einem Postboten als Protagonisten und das Musikvideo „Das Kriechtier“ von Toralf Thiesen, welches meine Publikumsstimme bekommen hat. „Komm kriech mit mir den Flur entlang …“
Eine Fortsetzung des FilmFests findet heute Abend mit „Generation Video – 20 Jahre junge Filmszene Rostock“ statt, wo die Highlights der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt und kurz kommentiert werden.