Historischer Stadtrundgang zum 792. Geburtstag
792 Jahre lübisches Recht in der Hansestadt – Happy Birthday, Rostock!
25. Juni 2010, von Stefanie
Gestern, am 24. Juni, feierte Rostock den 792. Geburtstag. In den letzten fast achthundert Jahren hat sich die Hansestadt natürlich stark gewandelt. Einige Bauwerke prägen aber schon seit einigen hundert Jahren das Stadtbild. Acht von ihnen wurden bei einem Rundgang anlässlich des Stadtjubiläums genauer unter die Lupe genommen.
Ausgangspunkt war die Marienkirche. Etwa 200 Zuhörer hatten auf den Kirchenbänken Platz genommen und lauschten den eröffnenden Worten von Oberbürgermeister Roland Methling. Der blickte schon mal in die Zukunft auf den 800. Stadtgeburtstag der Hansestadt. „2018 wollen wir etwas Ordentliches und Kräftiges auf die Beine stellen“, wagte er einen Ausblick und wies auf die ausgeglichen Haushalte hin, die wieder einen größeren Gestaltungsfreiraum ermöglichen würden.
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So hat er sich unter anderem vorgenommen, „gemeinsam in der ersten Reihe des neuen Volkstheaters zu sitzen.“ Aha, 200 Plätze soll die erste Reihe des neuen Theaterbaus also haben. Das wäre wirklich ein ehrgeiziger Plan. Aber man soll ja nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Was man aber durchaus bei den anderen Vorträgen tun konnte.
Acht Referenten hatten sich auf Vorträge zu ausgewählten Stationen auf dem Rundgang durch die Rostocker Innenstand vorbereitet. Den Auftakt machte Pastor Jeremias Tilmann. Er gab einen Einblick in die Geschichte der Rostocker Gemeinde während der Zeit des Nationalsozialismus und suchte nach Gründen für den Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder während der DDR-Zeit.
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Für eine musikalische Auflockerung sorgten anschließend die Mitglieder des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack – Rostocker 7“. Mit niederdeutschen Liedern und Gedichten brachten sie das Publikum im Rostocker Rathaus zum singen, schunkeln und klatschen.
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Auf der Kröpeliner Straße stellte Frank Sadowksi die abwechslungsreiche Entwicklung des Rostocker Hofes vor. Es wurde 1888 als Hotel eröffnet. Zwischendurch wurde es als Kommandantur der Roten Armee, SED-Kreisleitung und Universitätsbibliothek genutzt und ist heute ein modernes Einkaufszentrum.

Weiter ging es dann zum Universitätshauptgebäude und der Universitätskirche, wo Doreen Brandt Interessantes über die Rolle der Universität Rostock als geistiges Zentrum Nordeuropas zu berichten wusste.
Im Klostergarten erwartete die Teilnehmer ein Vortrag von Dr. Steffen Stuth. Mit seinem Wissen über das frühere Zisterzienserinnenkloster und seine Gärten konnte er das Publikum begeistern. „Seine Vortragsweise ist so lebendig. Er bringt keine Zahlen durcheinander. Ich könnte ihm stundenlang zuhören“, lobte eine Zuhörerin den Referenten.

Entlang der Stadtmauer führte der Weg im Anschluss zur Heubastion. Von dort hatte man einen wunderschönen Blick über die Wallanlagen und konnte den Ausführungen über die Entwicklung der Rostocker Verteidigungsanlagen folgen, die bis ins 20. Jahrhundert militärisch genutzt wurden.
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1979 wurden die Wallanlagen unter Denkmalschutz gestellt. Heute kümmert sich das Amt für Stadtgrün darum, dass der historische Charakter der Anlagen, die inzwischen zu einer grünen Oase inmitten der Stadt avanciert sind, erhalten bleibt. Sein Leiter Dr. Stefan Neubauer betonte, dass ursprünglich auf den Wallanlagen ausschließlich Rasen wuchs. Wegen der besseren Übersicht wurden sie bewusst kurz gehalten.
Um der denkmalpflegerischen Zielstellung gerecht zu werden und das historische Ensemble für die heutige Generation erlebbar zu machen, müssten die Wallanlagen eigentlich gehölzfrei gemacht werden. Als er das sagte, war er sich durchaus im Klaren, dass nicht alle Rostocker das so sehen, und deutet an, dass er sich bei einigen den Ruf eines Motorkettenfanatikers erworben hat. Dennoch ist er davon überzeugt, dass „um den Charakter des Denkmals zu erhalten, kein Weg am Holzen in regelmäßigen Abständen vorbeiführt.“
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Die letzte Station bestritt schließlich Gerd Hosch am Kröpeliner Tor. Sein Thema war die die Geschichte der Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Nach mehr als drei Stunden endete der Stadtrundgang hier.
Trotz der Anstrengung, die einige angesichts der Dauer und des warmen Sonnenwetters verspürten, waren sie doch sehr zufrieden mit dem Nachmittag. Sie lobten, wie effektiv die Zeit genutzt wurde. „Es war inhaltlich kurz, prägnant und einprägsam. Es hat uns sehr gut gefallen“, lobten zwei Teilnehmer den Rundgang. Organisiert wurde dieser auf Initiative des Rostocker Stadtführervereins, des Vereins für Rostocker Stadtgeschichte und des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack -Rostocker 7“.