Solarbetriebene Papierkörbe im Test
Stadtverwaltung und Stadtentsorgung Rostock wollen neues Papierkorbsystem in der Innenstadt und in Warnemünde testen
5. Dezember 2018, von Stefanie
Bitte keine Briefe einstecken! Das Aussehen der neuen Papierkörbe ist gewöhnungsbedürftig, erinnert an einen Briefkasten. Es handelt sich aber um einen Abfalleimer. Sechs Stück von drei verschiedenen Herstellern sind gestern auf dem Hof der Rostocker Stadtentsorgung angekommen. In den nächsten Tagen sollen sie in der Innenstadt und in Warnemünde installiert werden.
Sie alle können den Müll im Behälter zusammenschieben und so ihr Aufnahmevolumen verfünffachen. Die Energie für diesen Mechanismus liefert die Sonne. In New York, Paris und in anderen Städten auf der Welt gibt es sie schon. Nun sollen sie in den nächsten Monaten auch in Rostock getestet werden.
„Es ist etwas Neues, was vielleicht viele Probleme bei der Abfallentsorgung lösen könnte“, erhofft sich Umweltsenator Holger Matthäus. Vor allem in touristisch stark genutzten Bereichen in der Innenstadt und in Warnemünde sollen sie aufgestellt werden. Hier fällt besonders viel Müll an. Hier soll es aber auch immer besonders sauber und ordentlich aussehen.
In den vergangenen zehn Jahren schienen dafür sogenannte Unterflurbehälter das Mittel der Wahl. 28 Mülltonnen wurden in der Innenstadt aufwändig in den Boden versenkt. Nur eine unscheinbare Röhre ragt nach oben, in die der Abfall eingeworfen werden soll. 600 Liter fassen diese Behälter. Zum Vergleich: Normale Papierkörbe haben ein Volumen von 40 bis 60 Litern. In stark frequentierten Bereichen müsste der Müll etwa alle zwei Stunden abgefahren werden, rechnet Stadtentsorgungsgeschäftsführer Henning Möbius vor. Da dies gerade in der Einkaufsstraße verständlicherweise nicht gewünscht sei, ist ein großes Fassungsvermögen an diesen Stellen ein klarer Vorteil.
Doch das System der großen Unterflurbehälter habe auch viele Nachteile, erläutert er weiter. Abgesehen davon, dass dort Wasser einsickern und im Winter gefrieren kann, werden die Schächte oft durch Lieferanten oder Jahrmärkte zugestellt. Für die Entleerung wird extra eine Straßenkehrmaschine losgeschickt, die die Behälter leer saugt. Das ist laut, dauert lange und wenn ein Schirm oder ein anderes großes Stück in den Schlauch gesogen wird, geht dieser auch mal schnell kaputt, berichtet René Weilandt, Einsatzleiter der Straßenreinigung, aus der Praxis.
Von den neuen Solarpapierkörben versprechen sich die Stadtentsorger vor allem mehr Flexibilität. Im Inneren befindet sich eine Standardmülltonne, die auf den ganz normalen Papierkorbtouren herausgezogen und entleert wird. Der Bedarf kann angepasst werden, denn wie voll die Tonne ist, darüber werden die Entsorger über eine internetbasierte Füllstandsmeldung informiert.
Eine solide und stabile Bauweise, die Beschädigungen und Vandalismus weitgehend standhält, sowie das sichere Verschließen des Behälters bei gleichzeitiger Steigerung der Kapazität machen diese zu testenden Modelle interessant, heißt es aus der Stadtverwaltung. „Ich erhoffe mir, dass dadurch das sonntägliche Entleeren wegfällt, was sich bei den Personalkosten bemerkbar macht“, erläutert Matthias Welk, Abteilungsleiter für Abfallwirtschaft im Amt für Umweltschutz mit Blick auf das begrenzte Budget für die Reinigung von Straßen und Plätzen in Rostock.
5000 Euro kostet so ein neuer solarbetriebener Abfalleimer in etwa. Sie sollen die Unterflurbehälter ersetzen. Doch noch ist nichts entschieden, betont Henning Möbius. Die Nutzer sollen dabei einbezogen werden. Die Testbehälter werden mit einem QR-Code ausgestattet. Über diesen Link können weitere Informationen abgerufen und die Abfalleimer bewertet werden.
Standorte für den Praxistest der Solar betriebenen Papierkörbe:
- Neuer Markt/Ecke Kröpeliner Straße vor dem Lila Bäcker
- Kröpeliner Straße vor McDonald´s Restaurant
- Breite Straße vor Subway-Restaurant
- Mühlenstraße 26 (Warnemünde)
- Kirchenstraße 3 (Warnemünde)
- Am Bahnhof/Ecke Zugang Mittelmole (Warnemünde)