Mond im Erdschein - Da Vinci Glow
Obwohl die Mondsichel momentan sehr schmal ist, kann man die gesamte Nachtseite des Mondes schwach erkennen – dafür verantwortlich ist der Erdschein
26. April 2020, von Olaf
Wer im tristen Corona-Alltag ein wenig Abwechselung sucht, kann seinen Blick derzeit ruhig mal wieder gen Himmel richten. Sternenklar lädt der Nachthimmel über Rostock in den letzten Tagen perfekt zu Beobachtungen ein. Neben Sternen und Starlink-Satelliten gibt es derzeit auch beim Mond ein besonderes Phänomen zu beobachten – den Erdschein.
Donnerstag war Neumond, vier Tage später leuchtet die Mondsichel heute Nacht immer noch sehr schmal im ersten Viertel. Wer genau hinschaut, kann allerdings auch den Rest der Mondhalbkugel schwach am Himmel erkennen. Aschfahl leuchtet Luna kurz nach Sonnenuntergang am Abendhimmel.
Die Erklärung ist einfach: So wie der Mond das Sonnenlicht reflektiert und als Mondschein auf die Erde wirft, landen auch die von der Tagseite der Erde reflektierten Sonnenstrahlen teilweise auf unserem Erdtrabanten. Man spricht vom Erdschein oder Erdlicht.
Der Erdschein trifft auf den von unserem Planeten verdeckten Teil des Mondes und wird auf die Erde zurückgeworfen. Da das Erdlicht sehr viel schwächer als der direkt von der Sichel reflektierte Sonnenschein ist, sehen wir nur ein schwaches, aschgraues Leuchten.
Wenn bei uns Neumond ist, Luna also zwischen Erde und Sonne steht, herrscht auf dem Mond „Vollerde“. Die dem Mond zugewandte Erdhalbkugel wird komplett von der Sonne angestrahlt und entsprechend viel Erdlicht reflektiert. Sehen können wir unseren Erdtrabanten dann allerdings nicht, da er tagsüber am Himmel steht und von der deutlich helleren Sonne überstrahlt wird. Beim derzeit zunehmenden Mond lässt sich der Effekt jedoch gut beobachten.
Wären wir gerade auf dem Mond, könnten wir dort bei „abnehmender Erde“ eine helle, lauschige „Erdscheinnacht“ erleben. Aufgrund ihrer Größe und besser reflektierenden Oberfläche zeigt sich die Erde am Mondhimmel deutlich heller als umgekehrt. Größere Reisen sind in Corona-Zeiten und „Stay at home“ aber derzeit leider nicht angesagt.
Die Erklärung für das Phänomen wird Leonardo da Vinci zugeschrieben. Er verfasste zwischen 1506 und 1510 den „Codex Leicester“, in dem es eine Skizze und Beschreibung vom Mond im Widerschein der Erde gibt. Der Effekt wird daher auch als Da Vinci Glow bezeichnet.