Corona: Rostocker Schulen auf Fernunterricht vorbereitet?
Alle Schüler ab der 7. Klasse sollen Corona-bedingt nach den Weihnachtsferien für eine Woche Distanzunterricht erhalten – Rostock setzt in den Schulen auf Livestreams
9. Dezember 2020, von Olaf
Nach den Weihnachtsferien erhalten Schüler ab der 7. Klasse in Mecklenburg-Vorpommern eine Woche Distanzunterricht. Dies gilt vom 4. bis zum 8. Januar 2021 sowohl für allgemeinbildende als auch berufliche Schulen. „Wir haben Sorge, dass nach den Weihnachtsferien und den Feiertagen ein erhöhtes Risiko für die Schulen in diesem Bereich besteht“, begründete Bildungsministerin Bettina Martin die Maßnahme gestern nach der Kabinettssitzung in Schwerin.
„Wir haben unterschiedliche Ansichten ausgetauscht“, formuliert es Steffen Bockhahn zurückhaltend. „Die Schulen sind der sicherste Ort für die Kinder“, zitiert er den Virologen Prof. Dr. Emil Reisinger von der Universitätsmedizin Rostock. Natürlich ist es wichtig, den Eintrag von Infektionen in die Schule zu verhindern, betont Rostocks Schulsenator, Elf- und Zwölfjährige seien aber in der Regel nicht diejenigen, die Infektionen transportieren. Daher sei er froh, dass die Regelung nur ab der 7. Klasse gilt und nicht wie von einigen gefordert bereits ab der fünften, da es bei den elf- und zwölfjährigen Schülern Betreuungspflichten gibt.
Rostock richtet Livestream-Arbeitsplätze an Schulen ein
„Damit überhaupt ein Unterrichtsformat stattfinden kann“, sollen in den nächsten Tagen an allen kommunal getragenen Schulen der Stadt Arbeitsplätze eingerichtet werden, an denen Livestreams durchgeführt werden können, kündigte Bockhahn auf der Hauptausschusssitzung am Dienstagabend an. Auf Wunsch können die Lehrer auch von zuhause aus unterrichten. Die Stadt stellt Lizenzen für geeignete Konferenzsysteme zur Verfügung. „Das wird eine ganz sportliche Aufgabe“, so Bockhahn, „da wir nur noch acht Arbeitstage dafür Zeit haben.“ Für heute ist eine Videokonferenz mit allen Schulleitern geplant.
Eine komplette digitale Lernplattform werde jedoch nicht zur Verfügung stehen, dämpft der Senator die Erwartungen. Mit dem vom Land im Frühjahr versprochenen Tool gibt es immer noch Probleme, so Bockhahn: „Die gute Nachricht ist: An einigen wenigen Schulen funktioniert es schon – die schlechte: an den meisten nicht.“
Der Unterricht werde pro Klassenstufe, nicht jedoch für jede Klasse einzeln, stattfinden. Schüler, die nicht über streamingfähige Endgeräte verfügen, sollen diese gestellt bekommen.
Madsen: Frage der Zeit, niedrige Corona-Zahlen trügen
Mit 228 Corona-Neuinfektionen wurde gestern in Mecklenburg-Vorpommern der bislang höchste Tageswert registriert, die 7-Tage-Inzidenz stieg im Land auf 57,6. In Rostock ist der Wert mit 19,6 zwar noch niedrig, doch „Zahlen trügen“, so Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen.
Der Kreis der niedrigen Inzidenzen um Rostock herum sei in den letzten Tagen immer kleiner geworden. Noch bilde der Landkreis Rostock (7-Tage-Inzidenz: 13,4) die „letzte kleine Stadtmauer“, doch es sei „nur eine Frage der Zeit, bis es an uns heranrückt“. „Wenn man sich anschaut, was in manchen Gemeinden los ist, wünscht man sich das ganz sicher nicht für Rostock“, mahnt das Stadtoberhaupt zur Vorsicht.