Festveranstaltung zum 200. Geburtstag Fritz Reuters

Niederdeutscher Bestsellerautor wird im Festsaal des Rostocker Rathauses gewürdigt

7. November 2010, von
Fritz-Reuter-Denkmal in Reutershagen
Fritz-Reuter-Denkmal in Reutershagen

Schlechte Schulleistungen, abgebrochenes Studium, Trunksucht und jahrelange Gefängnisaufenthalte – unter diesen Vorzeichen ist Fritz Reuter (dennoch) zum bedeutendsten niederdeutschen Schriftsteller und zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit in Deutschland geworden. Seine literarischen Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit veröffentlicht. Mit seinen Geschichten und Gedichten spiegelte er nicht nur das mecklenburgische Wesen wider, sondern verhalf auch der norddeutschen Mundart als Literatursprache zu neuem Aufschwung.

Warneminner Utkiekers auf Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Fritz Reuter
Warneminner Utkiekers auf Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Fritz Reuter

Heute vor 200 Jahren, am 7. November 1810, wurde Fritz Reuter in Stavenhagen geboren. Anlässlich dieses Jubiläums luden bereits am Freitag der Plattdeutsch-Verein „Klönsnack – Rostocker 7“, der Bund Niederdeutscher Autoren und der Mecklenburger Kulturbund zu einer Festveranstaltung in den Festsaal des Rostocker Rathauses.

als Student wohnte Fritz Reuter in der Lagerstraße in Rostock
als Student wohnte Fritz Reuter in der Lagerstraße in Rostock

Der Ort war gut gewählt. Denn nur zwei Etagen tiefer, im Ratskeller ging der junge Student Fritz Reuter seinem Hang nach geselligen Vergnügungen nach und beteiligte sich an fröhlichen Gelagen. Doch sein Aufenthalt in Rostock war nur von kurzer Dauer. Lediglich von Oktober 1831 bis April 1832 studierte er hier nach dem Willen seines Vaters an der juristischen Fakultät. Während dieser Zeit wohnte er in einer klassischen Studentenbude in der Lagerstraße 46.

Roland Methling bei der Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Fritz Reuter
Roland Methling bei der Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Fritz Reuter

Doch auch wenn Fritz Reuter nicht viel Zeit in unserer Hansestadt verbrachte, „Reuter und Rostock sind weder zu trennen, noch auf die Monate seines Studiums zu reduzieren“, war dem Oberbürgermeister Roland Methling in seinen Grußworten wichtig.

Obwohl er sein Studium hier eher lustlos betrieb, eine Vorlesung in einem Brief an seinen Vater sogar als „schlecht, planlos, matt und verworren“ bezeichnete, fand der Dichter später auch lobende Worte für die Hansestadt.

Mit Freude las Roland Methling als Beispiel einige Zeilen aus Reuters „Die Reise nach Konstantinopel“ vor, in der es heißt: „Jedem Mecklenburger geht das Herz auf und manchmal auch der Geldbeutel, wenn von Rostock die Rede ist.“

Der Name Rostock habe erstmals durch Fritz Reuters literarisches Schaffen eine weltweite Verbreitung bekommen, so der Oberbürgermeister über die Bedeutung des Dichters für die Stadt.

Dass Rostock dies zu würdigen weiß, kann man in der Stadt gut erkennen. Hier trifft man vielfach auf Fritz Reuter. Straßen, Schulen, Apotheken, Gaststätten, Schiffe und sogar ein ganzer Stadtteil sind nach dem niederdeutschen Dichter benannt. Zum Repertoire des Volkstheaters, der Niederdeutschen Bühne Rostock, des Vereins „Klönsnack – Rostocker 7“ und vieler Chöre der Stadt gehören Texte von Fritz Reuter.

Rostocker Plattspräker bei der Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Fritz Reuter
Rostocker Plattspräker bei der Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Fritz Reuter

Einen kleinen Einblick konnten die Gäste der Festveranstaltung in dem fast zweistündigen Programm bekommen. Werner Völschow rezitierte aus Reuters „Läuschen un Rimels“, mit dem der Dichter seinen literarischen Durchbruch hatte, und aus „Ut mine Stromtid“, einem dreiteiligen Roman, der als künstlerischer Höhepunkt des Dichters gilt. Die Rostocker Plattspräker trugen aus „Kein Hüsung“ vor und Uwe Snobkowski las aus „Geschichten üm Bäuker“.

Ole Stephan rapt "Lütt Matten, dei Has" von Fritz Reuter
Ole Stephan rapt "Lütt Matten, dei Has" von Fritz Reuter

Zwischendurch erfreuten immer wieder musikalische Beiträge von den Warneminner Utkiekers die Gäste. Mit bekannten Liedern brachten sie das überwiegend ältere Publikum zum Klatschen, Schunkeln und Mitsingen. Dass man aber nicht erst 60 Jahre alt werden muss, um Fritz Reuter zu schätzen, demonstrierte Ole Stephan. Er besucht die dritte Klasse und lernt seit vier Jahren Plattdeutsch. Zum 200. Geburtstag des niederdeutschen Dichters hatte er einen Rap auf den Text „Lütt Matten, die Has“ vorbereitet, der ebenfalls mit viel Beifall von den Reuterfans aufgenommen wurde.

Die große Popularität Fritz Reuters auch beim „einfachen Volk“ erklärt sich Wolfgang Mahnke, Vorsitzender des Bundes Niederdeutscher Autoren, mit der „herrlich natürlichen“ Darstellung der Figuren. „Für Reuter sind die Menschen etwas ganz Besonderes.“

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