Zufriedenheitsstudie für Kreuzfahrthafen Warnemünde
Kreuzfahrtpassagiere und Mannschaften zum Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde befragt
28. Dezember 2010, von OlafNeben den Planungen für die Kreuzfahrtsaison 2011 in Warnemünde wurde heute auch eine Zufriedenheitsumfrage für den Kreuzfahrthafen Warnemünde vorgestellt, die unter Passagieren und den Crews der Kreuzfahrtschiffe durchgeführt wurde. Dr. Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafenentwicklungsgesellschaft Rostock (HERO) und Professor Dr. Martin Benkenstein von der Universität Rostock präsentierten die Ergebnisse.
Ziel der Befragung war die Zufriedenheit der Kreuzfahrtpassagiere und der Mannschaften mit dem Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde. Das Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus an der Universität Rostock befragte dazu von Mai bis September dieses Jahres 1149 Passagiere – unterschieden nach Reisewechsel- und Landausflugspassagieren – sowie 445 Besatzungsmitglieder.
In allen drei Gruppen konnte der Kreuzfahrthafen Warnemünde durchweg hohe Zufriedenheitswerte für sich verbuchen. Auf einer Skala von eins (sehr zufrieden) bis fünf (sehr unzufrieden) gab es Noten von 1,2 (Landausflugspassagiere), 1, 4 (Besatzungsmitglieder) und 1,9 (Reisewechselpassagiere).
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Bemängelt wurden neben der Verkehrsanbindung vor allem die Parksituation und fehlende touristische Informationen (insbesondere in englischer Sprache) im Kreuzfahrtterminal.
Mit dem Bau des ÖPNV-Verknüpfungspunktes, der Umgestaltung des Bahnhofes sowie dem Ausbau der Bahnstrecke nach Berlin wird es bis 2014 im Verkehrsbereich positive Entwicklungen geben. Ein Parkhaus sei an diesem Standort wirtschaftlich gut zu betreiben und könnte im Rahmen der Neugestaltung der Mittelmole entstehen, erläuterte Bauermeister.
Die Tourismusinformation sei leider aus dem Terminalgebäude ins Pier 7 gewandert und auch deren Existenz ist für die kommende Saison nicht gesichert. Dabei könnte diese nicht nur Informationen verteilen, sondern die Touristenströme auch gezielt lenken.
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Womit wir bei einem der Hauptprobleme wären. Im Vergleich zu 2007 hat sich der Kritikpunkt „Touristenüberschuss“ fast verdoppelt. Zwar zeigten sich 81,2% der Landausflugspassagiere mit dem allgemeinen Anlauf in Rostock/Warnemünde sehr zufrieden, etwa 18% (2007: 5,3%) der Befragten äußerten sich jedoch negativ über Warnemünde. Häufig zu hören war, dass es in Warnemünde und speziell am Alten Strom einfach überfüllt sei. In Rostock zeigt sich ein entgegengesetzter Trend – äußerten sich 2007 noch 17.7% negativ, waren es jetzt lediglich 8% der Befragten.
Die Überfüllung des Ostseebades wirkt sich auch auf das Ausgabeverhalten während des Aufenthaltes aus. Zwar hätten 96% (2007: 82%) der befragten Passagiere während ihres Aufenthalts in Rostock/Warnemünde Geld ausgegeben, der durchschnittliche Betrag ist aber von 44,60 Euro im Jahr 2007 auf 29 Euro zurückgegangen. Zum einen fehlen die Amerikaner, denen das Geld etwas lockerer in der Tasche sitzt, zum anderen liege es aber auch an der Fülle und fehlenden Lenkung. „Wenn Sie über den Alten Strom rübergeschoben werden“, so Benkenstein, „dann haben Sie keine Lust, da irgendwo einzukehren.“
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Zwar entfallen noch knapp 50 Prozent der Ausgaben auf den Bereich Shopping, allerdings mit deutlich sinkender Tendenz, waren es 2007 doch fast 80%. Zugenommen haben die Bereiche Gastronomie und Souvenirs, in denen allerdings keine großen Summen zusammenkommen.
Insgesamt gaben Passagiere und Crewmitglieder 2010 rund 6,9 Millionen Euro in der Region Rostock aus. Im Vergleich zu 2007 eine Steigerung um 1,5 Millionen, jedoch „vor allem ein Mengeneffekt“, erläutert Benkenstein, „pro Nase wird nicht mehr ausgegeben, eher im Gegenteil“.
Die Crews kritisierten zudem die fehlende Internetanbindung – einen WLAN-Hotspot einzurichten, ist für die kommende Saison aber bereits geplant.
Das Fazit der Befragung? Durchaus positiv, allerdings mit einer deutlich sichtbaren Gefahr hinsichtlich der Überfüllung Warnemündes. Hier den Bogen nicht zu überspannen und den „Charme des kleinen Fischerortes“ zu erhalten, dürfte angesichts der Rekordzahlen bei den Anläufen 2011 kein leichtes Unterfangen werden.
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„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in die Situation kommen, in denen einige Karibikinseln sind“, betonte Bauermeister. Die werden nicht mehr so gerne von vermögenden Touristen besucht, da sie einfach zu überlaufen sind.
Die Leute müssten auch in Warnemünde vernünftig verteilt werden und das könne nur jemand, der für den Tourismus am Standort zuständig ist. Bei fast 7 Millionen Euro zusätzlicher Einnahmen, „sollte man die Kuh, die man nachhaltig melken will, auch gut füttern oder zumindest ab und zu mal streicheln“, schrieb er der Tourismuszentrale ins Aufgabenheft.