Element of Crime Tour 2011 in Rostock

„Immer da wo du bist bin ich nie“ in der Stadthalle

3. Februar 2011, von
Element of Crime 2011
Element of Crime 2011

Tatort: Rostocker Stadthalle, 2. Februar 2011. Angeklagt: Die Band Element of Crime mit Violinist Christian Komorowski. Das Verbrechen: Verbreitung von Romantik, Anstiftung zur Freude und mutwillige Herbeiführung von Gänsehaut. Bei ihrer Tat wurden sie von ungefähr 1000 Zeugen beobachtet. Hier der genaue Polizeibericht.

An einem kalten Mittwochabend hat sich ein sehr bunt gemischtes Publikum in der Stadthalle eingefunden, um dem Auftaktkonzert der zweiten Tourneehälfte von Element of Crime beizuwohnen. Element of Crime befindet sich schon im 26. Jahr der Bandgeschichte. Anfangs noch ausschließlich auf Englisch, findet sich auf ihrem aktuellen Album (wenn man das Coveralbum „Fremde Federn“ außen vorlässt), das auch wie die Tour „Immer da wo du bist bin ich nie“ heißt, nur ein englischer Song.

Maike Rosa Vogel eröffnete für Element of Crime
Maike Rosa Vogel eröffnete für Element of Crime

Jeder erfolgreiche Kriminelle braucht einen Komplizen. So kündigte Sänger und Gitarrist Sven Regener zu Beginn die Künstlerin Maike Rosa Vogel an. Diese hatte die etwas undankbare Aufgabe, das Publikum in Stimmung zu bringen. Undankbar deshalb, weil wir Nordlichter ja immer etwas länger brauchen, um aufzutauen. So wurden die vier Song zwar artig beklatscht, aber die schönen Texte und die an Judith Holofernes erinnernde Stimme nicht genug gewürdigt. Vielleicht war die Bühne auch einfach zu groß für so eine zierliche Person.

Sven Regener, im Hintergrund Christian Komorowski
Sven Regener, im Hintergrund Christian Komorowski

Vielleicht war das aber auch nur ein Ablenkungsmanöver. Denn nach einer erfreulich kurzen Umbaupause betraten Regener, Schlagzeuger Richard Pappik, Gitarrist Jakob Ilja und Bassist David Young die Bühne. Ein weiterer Komplize war Christian Komorowski an der Geige, der auch nicht davor zurückschreckte, das Instrument wie eine Gitarre zu spielen. Was man sofort merkt: Der Sound ist super. Man versteht fast jedes Wort vom Gesang und die Instrumente waren trotzdem nicht zu leise. Auch das Licht muss gelobt werden. Denn es unterstrich die gute Atmosphäre und es gab (bewusst oder unbewusst) einen schönen Schattenwurf an der Wand.

Sven Regener, Richard Pappik und Christian Komorowski
Sven Regener, Richard Pappik und Christian Komorowski

Das Publikum war gut durchgemischt, jedoch war die ältere Generation klar in der Überzahl. Sicherlich waren viele Fans der ersten Stunde im Saal und nach einer kleinen Aufwärmphase sprang dann auch der Funken über und es wurde frenetisch geklatscht, mitgesungen und sogar ein bisschen getanzt.

Die Berliner hatten dafür auch die passenden Lieder im Gepäck. Schon das Eröffnungsstück „Kopf aus dem Fenster“ war bestens dazu geeignet. Aber eigentlich schätzen die Fans vor allem die ruhigeren Töne. Besonders wenn Regener zur Trompete greift, ist Gänsehaut garantiert. Der ganze Abend stand übrigens unter dem Schlachtruf „Romantik!“ – nach dem Album von 2001. So wundert es auch nicht, dass die Liebe ein zentrales Thema des Abends war.

Sven Regener lässt sich feiern
Sven Regener lässt sich feiern

Typisch für „Rockstars“ verließen die Musiker irgendwann die Bühne, um dann von den Zugaberufen angefeuert noch einmal auf die Bühne zu kommen. Drei Mal spielten sie das Spiel mit dem Publikum. Wollten sie sich damit vielleicht ein Alibi verschaffen? Wenn ja, war es nicht sehr erfolgreich. Denn bei der dritten Zugabe begangen sie ein weiteres Verbrechen. Diebstahl. Eiskalt haben sie sich den Pet Shop Boys Hit „You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk” zu eigen gemacht und zum Schein in ein neues musikalisches Gewand gepackt. Erwischt!

Claudia und Rene Both, Marco Sestu und Sandra Kunkel
Claudia und Rene Both, Marco Sestu und Sandra Kunkel

Für das perfekte Verbrechen muss die Band also wohl noch einige Jahre Musik machen. Dafür setzen sich auch die „Kronzeugen“ Claudia und Rene Both sowie Marco Sestu und und Sandra Kunkel ein. Um beim Prozess dabei sein zu können, reisten sie extra aus Wismar an. Die Verbrecherkarriere von Element of Crime begleiten sie schon seit ihrer Jugend, „also mindestens 15 Jahre!“ Und trotzdem waren sie das erste Mal live dabei. Und ihr Urteil: „Auch wenn wir gerne noch „Rote Rosen“ oder „Bring den Vorschlaghammer mit“ gehört hätten, hat es uns super gefallen.

Für heute kommt die Band also mit einer Bewährungsstrafe davon. Aber nur unter den Bedingungen, weiter so gute Musik zu machen und bald wieder für ein Konzert nach Rostock zu kommen.

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