Eis frei: Die Rostocker Seehunde gehen baden

Winterschwimmer stürzen sich am Warnemünder Strand in eisige Fluten

5. Februar 2011, von
Bunte Rostocker Seehunde stürzen sich in die Ostsee
Bunte Rostocker Seehunde stürzen sich in die Ostsee

Hatte ich gestern noch von wenigen Besuchern beim Zweiten Warnemünder Wintervergnügen berichtet, so wurde ich bereits heute Vormittag eines Besseren belehrt. Bei weiterhin eisigen Temperaturen und einem noch kräftiger wehenden Wind als gestern pilgerten bereits zu früher Stunde viele Interessierte an den Strand. Nicht etwa, um sich gemütlich mit einem Handtuch und einem guten Buch in den weichen Sand zu legen – nein, sie kamen wegen der Rostocker Seehunde.

Und diese sind nicht etwa animalischen Ursprungs. Sie dürften wohl zu den Mutigsten und Waghalsigsten unserer Region gehören. Sie trotzen Sturm und Nässe genauso wie ich, doch sie tun es in der Ostsee. Ihr habt richtig gehört – IN der Ostsee. Der Deutsche Wetterdienst meldete fröstelnde 3,1 °C Wassertemperatur, doch keiner ließ sich davon abschrecken. Auch ein paar mutige Besucher ließen sich dazu überreden, ins kühle Nass zu tauchen. Denn immerhin winkte nach dem Überleben ein Erlass der Kurtaxe für das gesamte Jahr 2011.

Begleitschutz: sambucus percussionGroup
Begleitschutz: sambucus percussionGroup

Begleitet (zumindest bis zum Wasserrand) von den heißen Samba-Trommel-Rhythmen der Sambucus percussionGroup, begaben sich Dutzende Verkleidete in Richtung Meer. Der Fantasie schien bei der Kostümierung rein gar nichts im Weg gestanden zu haben. So reihten sich zum diesjährigen Thema „Tanz auf dem Meer“ Teufelsgestalten neben Prinzessinnen und Bienen an. Ein richtiges Kuddelmuddel.

Ihr könnten Flügel wachsen
Ihr könnten Flügel wachsen

Monika Hogh-Lehner (54 – aber gefühlte 45) hielt es indessen ganz anders. Die in Lichtenhagen Ansässige „lebt für und mit Warnemünde“. Seit 15 bis 16 Jahren praktiziert sie zusammen mit den Seehunden das Eisbaden, doch ihr diesjähriges Schwanenkostüm war ihr dann für die Fluten doch zu schade. So entschied sie sich für einen Tanz im Adams- bzw. in diesem Falle eher Eva-Kostüm. „Wenn ich Flügel hätte, würde ich gewiss abheben!“ beteuert sie. Dies zu glauben fällt mir, gerade auch wegen des Kostüms, nicht schwer.

Beigeisterte Weitreisende
Beigeisterte Weitreisende

Gerade noch im Rausch von Monika Hogh-Lehners Euphorie, sprachen mich zwei echte Sachsen-Anhaltiner an. Voller Enthusiasmus mussten sie unbedingt loswerden, wie begeistert sie von der Showeinlage im Wasser waren. Immer wieder hörte ich: „Einfach klasse, Wahnsinn!“ Jedes Jahr verbringt Familie Giese einige Tage an unserer schönen Ostseeküste. Dieses Mal ist Warnemünde der Zielort, wo sie seit Mittwoch Quartier bezogen haben. Und es habe sich für sie definitiv gelohnt, versicherten sie mir.

Angesteckt von der Begeisterung drehe ich mich noch ein letztes Mal um und lasse meinen Blick durch den bunt zusammengewürfelten Haufen aus knalligen Farben und Formen streifen. Der 77 Mitglieder zählende Verein, der seit 1988 besteht, hat es tatsächlich geschafft, die Besucherzahl von gestern zu verdrei- oder sogar zu vervierfachen.

Schlagwörter: Eisbaden (13)Leuchtturm (90)Strand (198)Warnemünde (1192)Winter (65)