Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs 2011
In der neuen Bibliothek des CJD Rostock lasen Schüler verschiedener Rostocker Schulen um die Wette
2. März 2011, von Luisa„Bücher gehören zu den Sachen, die lange tot geglaubt wurden, genauso wie Schallplatten“, stellte Jan-Dirk Zimmermann, Schulleiter des CJD Rostock, fest, als er den Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs in der neuen Bibliothek der Schule eröffnete. Dass dies aber nicht zutreffe, zeige die Anwesenheit der Schüler, die sich am Wettbewerb beteiligten, so Zimmermann weiter. Damit hatte er im Prinzip auch schon den Gedanken hinter dem Ganzen auf den Punkt gebracht. Denn die Idee des Vorlesewettbewerbes ist es, Schüler zum Lesen zu motivieren.
Die neun Schüler, die sich mit ihren Büchern in der Bibliothek eingefunden hatten, waren zuvor beim Klassen- und Schulentscheid ihrer Schulen angetreten. Dort hatten sie sich gegen ihre Mitschüler durchgesetzt. „Denkt dran, ihr seid alle schon Schulsieger, es gibt heute also keine Verlierer“, erinnerte Ingelore Runge, die Schulbibliothekarin, die Kinder noch einmal. Schließlich sollte es nicht hauptsächlich um den Wettbewerb gehen, sondern um das Lesen.
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Auffallend war, dass es nur einen Jungen in der Runde der Sechstklässler gab. „Das ist eigentlich erstaunlich, sonst sind es immer mehr Jungen“, versicherte mir Ingrid Werz, Deutschlehrerin und Teil der Jury. Im letzten Jahr hatte sogar ein Junge den Bundesausscheid in Frankfurt gewonnen.
Bevor die Kinder anfangen konnten zu lesen, musste erst einmal eine Reihenfolge ausgelost werden. So konnte sich keiner vorsätzlich benachteiligt fühlen. Außerdem wurden die Namen der Schulen, von denen die Vorleser kamen, nicht erwähnt, um die Unvoreingenommenheit der Jury zu gewährleisten.
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Als alle wussten, wann sie lesen sollten, konnte es losgehen. In der ersten Runde stellten die Kinder ein mitgebrachtes Buch vor und lasen einen selbst ausgewählten Abschnitt daraus. Dieser sollte vor allem so ausgesucht werden, dass es dem Zuhörer Lust auf mehr machen würde.
Eine Buchauswahl fiel dabei besonders ins Auge. Während alle anderen ein Kinderbuch ausgewählt hatten, las Eva aus dem Buch „Schönhauser Allee“ von Wladimir Kaminer vor. „Ich fand das Buch einfach so gut“, sagt sie. Besonders durch den Titel war sie darauf aufmerksam geworden: „Ich habe früher zwei Straßen weiter gewohnt.“ Auch sonst liest sie viel, erzählt sie. „Meine Mutter liest die Bücher vorher und fragt mich, ob ich sie nicht auch lesen will.“
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In der zweiten Runde mussten die Kinder dann aus einem ihnen unbekannten Buch vorlesen. Dieses hatte der „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“, der Initiator des Wettbewerbs, ausgesucht. „Die zweite Runde ist am spannendsten“, sagt Ingrid Werz. „Für die erste Runde haben sie bestimmt alle so viel wie möglich geübt.“ Das konnte auch Jule bestätigen, die im letzten Jahr bis in den Bundesentscheid gekommen war und nun einen Platz in der Jury innehatte. „Dann saß die ganze Familie in der Wohnstube und ich habe vorgelesen“, erzählt sie. Der zweite Teil des Wettbewerbs war also im Grunde aussagekräftiger, wenn man es so will.
Neben Jule und Ingrid Werz saßen außerdem noch Andrea Krause (Mitarbeiterin der Stadtbibliothek), Rico Brandt (Deutschlehrer) und Hans-Ulrich Mordhorst (Leiter der Evangelischen Buchhandlung hier in Rostock) in der Jury. Sie vergaben ihre Punkte nach Textgestaltung und Lesetechnik. In der ersten Runde ging es außerdem um das Textverständnis. Also zum Beispiel darum, ob die Schüler eine gute Textstelle ausgesucht hatten. Fünf Punkte waren dabei die beste Bewertung. Am Ende wurden alle Wertungen der Jurymitglieder zusammengetragen und addiert.
Das Buch scheint also nicht tot zu sein. So können wir wohl auch im nächsten Jahr wieder gespannt sein, welche Bücher die Schüler der zukünftigen sechsten Klasse so sehr faszinieren, dass sie daraus vorlesen wollen.