7. Rostocker Koggenzieher 2011 an der Bühne 602

Zwölf Kabarettisten kämpfen mit viel Witz um den „Goldenen Rostocker Koggenzieher“

4. März 2011, von

Gestern Abend war es endlich wieder so weit, der siebente „Rostocker Koggenzieher“ startete an der Bühne 602. Für alle, die die Veranstaltung noch nicht kennen, hier eine kleine Erklärung. Es handelt sich um einen Kabarett-Wettbewerb, bei dem insgesamt zwölf Künstler an den Start gehen. In drei Vorrunden treten jeweils vier von ihnen gegeneinander an, um die Zwerchfelle des Publikums zu strapazieren. Am Ende entscheidet die Jury, wer am besten war.

Um bei genau vier Jurystimmen zu vermeiden, dass keine Entscheidung zustande kommt, darf das Publikum auch mit abstimmen. So werden also insgesamt fünf Stimmen abgegeben und wer die meisten bekommen hat, der ist in der nächsten Runde, also dem Finale. Dieses findet am Sonntag (06.03.) statt. Alle drei Gewinner der Vorrunden treten noch einmal auf und ein letztes Mal wird entschieden, wer den „Goldenen Koggenzieher“ verdient hat. Auch das Publikum darf noch einmal abstimmen und den Publikumsliebling wählen.

Der erste Teilnehmer der Endrunde steht bereits fest, auch wenn die Auswahl gar nicht so leicht war. Alle vier Kabarettisten des gestrigen Abends hatten sich immerhin schon gegen rund 60 Bewerber durchgesetzt. So war zu erwarten, dass ein Feuerwerk an Pointen gezündet werden würde. Alle nutzten ihre 25 Minuten auf der Bühne, um den Zuschauern einen amüsanten Abend zu bereiten.

Joachim Zawischa beim "7. Rostocker Koggenzieher"
Joachim Zawischa beim "7. Rostocker Koggenzieher"

Den Anfang machte Joachim Zawischa, der für das Duo Dalila Abdallah und Peter Marty einsprang, die aus Krankheitsgründen leider absagen mussten.

Er lieferte eine Pointe nach der anderen und verknüpfte diese so geschickt, dass dem Zuhörer gar nicht auffiel, dass er schon wieder das Thema gewechselt hatte. So erzählte er zum Beispiel von seinem allmorgendlichen Spiel, in dem er die Statements der Politiker im Horoskop der Bild-Zeitung suche. Als er dies demonstrierte und in einem Horoskop alle Personalpronomen durch „wir“ ersetzte und einen Politiker-Tonfall anschlug, kochte das Publikum.

Nicolic beim "7. Rostocker Koggenzieher"
Nicolic beim "7. Rostocker Koggenzieher"

Nach ihm betrat Nicolic, „die goldene Stimme Kreuzbergs“, die Bühne. Er sang sich mit Opernmelodien, denen er selbst einen Text hinzugefügt hatte, durch den Abend. Anfangs kam sein Programm etwas schleppend voran, nahm zum Ende dann aber an Fahrt auf. Besonders sein Lied über Siegmund Jähn, den ersten Weltraumkosmonauten der DDR, dessen Text er nicht selbst geschrieben hatte, blieb in Erinnerung. So sang er mit Ukulele bewaffnet, dass Jähn auf den Mond geflogen war, um so aus der DDR zu fliehen. Besonders der Wechsel von russischem zu sächsischem Akzent brachte Schwung in die Sache.

Andreas Krenzke beim "7. Rostocker Koggenzieher"
Andreas Krenzke beim "7. Rostocker Koggenzieher"

Kabarettist Nummer drei war der Berliner Lesebühnengründer Andreas „Spider“ Krenzke. Durch seinen Lesebühnen-Hintergrund war es kaum verwunderlich, dass er lustige Geschichten vorlas. Diese waren aus dem Leben gegriffen, zumeist aus seinem, so sagte er, und zeigten eine zum Schreien komische Sicht auf die Dinge des alltäglichen Lebens. Besonders eine Geschichte, bei der sich ein kleiner Junge im Bad einschließt und die Tür nicht mehr aufbekommt, hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Es sind immer Situationen, die wahrscheinlich fast jeder so oder so ähnlich schon einmal erlebt hat, aber nicht auf die Idee gekommen ist, den Witz darin zu suchen. Erst durch Krenzkes Erzählungen erhielten selbst die banalsten Situationen Komik.

Timo Wopp beim "7. Rostocker Koggenzieher"
Timo Wopp beim "7. Rostocker Koggenzieher"

Der letzte Künstler des Abends war Timo Wopp. Er balancierte auf einem schmalen Grad zwischen Witz und Geschmacklosigkeit. Man musste immer überlegen, ob man nun lachen sollte, oder doch lieber bestürzt drein gucken. Letztlich blieb einem dann aber einfach gar nichts anderes übrig, als zu lachen. Zunächst erteilte er Lebenstipps, mit denen jeder besser durchs Leben kommen könne. Ob nun für den Umgang mit nervigen Mitmenschen oder die Kindererziehung, für alles hatte er eine Strategie parat. Als er dann anfing zu jonglieren und die kuriosesten Tricks mit wirtschaftlichen und politischen Ereignissen zu verstrickte, hatte er das Publikum vollkommen von sich überzeugt.

So ging er dann auch als Sieger aus der ersten Runde des „Rostocker Koggenzieher“ hervor. Wer gegen ihn am Sonntag antritt, entscheidet sich heute und morgen Abend ab 20 Uhr in der Bühne 602. Wer Lust bekommen hat, sich ebenfalls einen Abend lang bespaßen zu lassen, der sollte versuchen, noch eine Karte für die Vorrunden oder auch das Finale am Sonntag zu ergattern. Es lohnt sich in jedem Fall, denn nicht nur die Teilnehmer sorgen für gute Stimmung. Auch die Moderatoren „DIETRICH & RAAB“, die in den Umbaupausen mit Pointen geradezu um sich werfen, sind einfach zum Schießen.

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