Fête de la musique 2011 in Rostock
Groß angelegter „Internationaler Tag der Musik“ lockt viele Zuschauer an
21. Juni 2011, von Eva
Einige, die am heutigen Tag mit der Straßenbahn durch Rostocks Zentrum gefahren sind, werden vielleicht verwundert die Ohren gespitzt haben. Denn an den Stationen vom Kröpeliner Tor bis zum Neuen Markt konnte man, zumindest wenn die Türen sich öffneten, immer wieder Musik hören. Was in Rostock ganz neu ist, kennt in Frankreich vermutlich jedes Kind: die Fête de la musique. Bereits seit 1982 ist dort der 21. Juni nicht nur der kalendarische Sommeranfang, sondern auch ein Tag, an dem die Bedeutung von und die Freude an Musik nach außen getragen werden soll.

Weltweit feiern bereits 360 Städte das Musikfest, davon ungefähr zwanzig in Deutschland. Und Rostock ist seit letztem Jahr eine von ihnen. „Wir hoffen, dass wir bei den Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen können und die Fête sich auch in der Hansestadt fest etabliert“, sagt Karolin Trusch. Die Praktikantin des Instituts franco-allemand ist Mitorganisatorin des Festes und hat die letzten Monate viel Energie in die Vorbereitungen gesteckt. „Wir haben an einige Türen geklopft und freuen uns, dass wir auf so viel Begeisterung gestoßen sind“, fügt sie hinzu.
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Zufällige Passanten oder vorab informierte Festbesucher konnten heute an 15 Orten in Rostock unterschiedliche musikalische Darbietungen sehen. Das oberste Gebot der Fête ist nämlich, dass Musik „von jedermann für jedermann“ gemacht wird. Daher sind alle Veranstaltungen kostenlos und meist an öffentlichen Plätzen. Die Bandbreite der Rostocker Fête reichte von klassischer Musik, wie zum Beispiel im Rathaus Foyer, bis hin zum Gute-Laune-Rock der „Sharks“ auf dem Neuen Markt.

Vor dem „Musikkontor“ in der Langen Straße herrschte besonders das Flair, das eine klassische Fête de la musique vermutlich hat. Hier konnte man nämlich unter Bäumen und vom Einkaufstrubel der Kröpi unberührt sitzen und den Bands auf der kleinen Bühne lauschen. Vorbeifahrende Fahrradfahrer hielten an und gesellten sich dazu oder zogen zumindest kurz ihre Kopfhörer aus dem Ohr, um zur Abwechslung einmal Live-Musik zu hören.
Eine der Bands, die heute dort zu sehen waren, ist „Vaine Tree“. Ihre Songs hören sich, laut Sänger Tarik Al Mashni, „wie ein guter Mix zwischen Beatles und Arctic Monkeys“ an. Die vier Rostocker, die seit 2010 gemeinsam Musik machen, hatten bereits einige Auftritte, unter anderem auf dem Localize-Festival in Potsdam. Zur Fête de la musique sind sie eher per Zufall gekommen, über eine Freundin. Dafür standen sie am heutigen Tag gleich zwei Mal auf der Bühne.
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Doch, wo bleibt bei den ganzen organisierten Auftritten die spontane, selbst gemachte Musik? Die ist nämlich auch ein Standbein der Fête de la musique. „Dieser Tag ist auch dazu da, sich ein Instrument zu schnappen und einfach auf die Straße zu gehen. Ganz unabhängig von Konventionen oder Professionalität. Die angemeldeten Bands sind nur dazu da, einen Rahmen zu schaffen und die Leute auf das Ereignis aufmerksam zu machen“, erklärte Karolin Trusch. Doch bis diese Idee in Rostock ankommt, muss vielleicht noch einige Zeit vergehen. Immerhin war die diesjährige Fête de la musique ein Erfolg und animiert die Organisatoren, diese Tradition weiterzuführen. Und wer weiß, vielleicht wurde der eine oder andere heute inspiriert und übt noch ein bisschen, bevor er sich nächstes Jahr am 21. Juni zum freien Musizieren in die Innenstadt begibt.