3. See more Jazz 2011 – Auftaktkonzert zum Jazzfestival
Sternal Trio und Manhattan Experiment im Klostergarten
25. Juni 2011, von Stefanie
Ein frühsommerlicher Obstgarten ist schon ein schöner Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Zwischen Stadtmauer und Kloster zum Heiligen Kreuz gibt es so einen lauschigen Ort, mitten in Rostocks Stadtzentrum. Unweit des Sommertheaters der Compagnie de Comédie war gestern Abend ein zweites kleines Bühnenzelt aufgebaut. Vor historischer Kulisse, unter Kirschbäumen wurde das See more Jazz Festival eröffnet.
Bereits zum dritten Mal findet See more Jazz in Rostock statt. Es ist ein noch recht junges Jazzfestival, folgt aber einer Tradition, die es in Rostock seit den 1950er Jahren gibt. Gerade zu DDR-Zeiten sei das Festival auch immer ein Ereignis des Protests gewesen. „Jazz, als intellektuelles Medium der Musik, eignet sich besonders dafür, zu zeigen, dass man anders ist, ohne es direkt sagen zu müssen“, sagt René Geschke, einer der Organisatoren von See more Jazz. „Dagegen zu sein, spielt heute jedoch keine Rolle mehr“, so Geschke weiter. Vielmehr versuchen die Veranstalter, ihr Publikum mit qualitativ hochwertiger Musik und Gemeinschaftsgefühl zu locken.
Möglichst viele Facetten des Jazz sollen auf den Konzerten an diesem Wochenende gezeigt werden. Nicht nur Musiker aus unseren Landen, auch internationale Künstler wurden dazu eingeladen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den jungen Musikern, die sich noch in den Startlöchern zu einer internationalen Karriere befinden.
Diesem Ansatz wurde auch gleich das Eröffnungskonzert mit dem Sternal Trio und Manhattan Experiment gerecht.
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„Die Temperaturen sind zwar nicht so fingerfreundlich“, bemerkt Sebastian Sternal, der mit seinen beiden Kollegen Sebastian Klose am Bass und Axel Pape den Auftakt machte. Dennoch gelang es dem Pianisten mit seinen größtenteils selbst komponierten Titeln, die Zuhörer in andere, meist wärmere Gefilde zu entführen. So ging es zum Mississippi, auf den „Place Dauphine“, der sich auf einer Pariser Stadtinsel befindet, an die „Coffee Bay“, nach Ghana oder ins vom Aussterben bedrohte „Lichtspielhaus“. Das Vehikel, das sie für die Reise benutzen, war moderner Jazz mit vielen Einflüssen aus der europäischen Klassik und Popmusik. Auch filmmusikalische Anklänge waren zu hören. Trotz allem Fernweh übte auch der Rostocker Klostergarten für den Mainzer Pianisten einen gewissen Reiz aus. „Es hat sich gut angefühlt unter den Bäumen im Grünen“, sagte er nach dem Konzert. Vielleicht eine Inspiration für einen neuen Titel?
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Nächtliches Großstadtflair verbreitete sich, als Manhattan Experiment die Bühne betraten. Mittlerweile war auch im Klostergarten die dunkle Nacht angebrochen. Die fünf jungen Musiker aus New York und Deutschland verstanden es, mit ihren Instrumenten (Tenor Saxofon, Alt Saxofon, Gitarre, Bass und Schlagzeug) urbane Nachtstimmungen sowohl der kühleren als auch der heißeren Art zu erzeugen. Überzeugen konnten sie mit ihrem klaren und virtuosen Spiel, das nach jedem Stück und jedem Solo mit viel Beifall von den über hundert Zuhörern belohnt wurde.
„Die Amerikaner haben diesen Großstadtdrive. Die haben diesen Rhythmus“, begeistert sich auch Besucherin Kornelia besonders über die zweite Band des Konzerts. Als Jazzliebhaberin hat sie auch schon früher das Ostseejazz-Festival gern besucht, erzählt sie.
„Wir mögen guten Jazz und guten Rotwein“, hatte mir René Geschke über die Auswahl der Musiker in der Pause verraten. „Wenn wir auf der Couch liegen, wollen wir nicht zugeblasen werden, dann muss das differenziert sein, schön klingen und irgendetwas in uns wecken, etwas zu sagen haben.“
Wer das nicht auf der Couch, sondern im Zoo oder in der Kunsthalle erleben möchte, kann heute und morgen noch das See more Jazz besuchen.