4. Tattoo Convention in Rostock 2011
Summende Nadeln und meist entspannte Gesichter in der Scandlines Arena
7. August 2011, von Eva
„Blood & Pain Fritz“ oder „Luzifers Nadel“ sind vielversprechende Namen, die über den Messeständen der Scandlines Arena prangen. Doch schmerzverzerrte Gesichter sieht man hier selten. Für viele, die dort gerade tätowiert werden, ist es sichtlich nicht das erste Mal. Die über 20 Studios, die auf der Convention in Rostock vertreten sind, bemühen sich sicherlich um so wenig Schmerzen wie möglich – auch wenn ihr Namen etwas anderes verrät.
Das Studio Frontal-Tattoos aus Cottbus organisiert die Messe bereits zum vierten Mal. „Wir haben gute Freunde in Rostock und finden, dass es eine schöne Stadt ist“, erklärt Organisator Andreas Muschik den über 350 Kilometer großen Sprung in die Hansestadt. Die meisten Menschen, die eine Tattoo Convention besuchen, wollen sich entweder vor Ort tätowieren lassen oder sich erst einmal Informationen und Anregungen holen. „Auf den Messen sieht man immer das Neueste, das es auf dem Markt gerade gibt“, so Andreas weiter. Oder wenn man nicht weiß, welches Tattoo-Studio das Richtige ist, könne man hier außerdem die verschiedenen Stile begutachten und vergleichen.
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Die Besucher schlendern durch die Gänge, schauen sich Arbeitsmappen an, kommen mit den Tätowierern ins Gespräch oder sitzen bereits auf einer Liege oder einem Stuhl. So auch Danilo Hoppe. Der 22-Jährige hat sich vor sechs Jahren einen Drachen auf den rechten Oberarm stechen lassen. Den will er heute am Stand von „Luzifers Nadel“ um ein paar Flammen ergänzen. Noch werden sie mit dem Stift aufgezeichnet, doch bald kommt die Nadel zum Einsatz. Das sieht Danilo allerdings locker. „Mein erstes Tattoo hat damals drei Stunden gedauert und ich bin dabei fast eingeschlafen“, so der Rüganer.
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Tätowierungen haben, gerade bei den Urvölkern, eine sehr lange Tradition. Seit den neunziger Jahren sind sie Teil der Jugendkultur und ein alltäglicher Körperschmuck geworden. Welches Motiv man für sein restliches Leben auf der Haut tragen möchte, ist für viele eine schwere Entscheidung. Man erinnere sich nur an die mittlerweile in Verruf geratenen Tribals am unteren Rücken, sogenannte „Arschgeweihe“, oder asiatische Schriftzeichen. Im Moment gibt es solche „Trendmotive“ weniger. Die Entwicklung gehe laut Andreas eher in Richtung Individualisierung – „Babynamen oder Porträts stehen sehr hoch im Kurs.“
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Das Interesse an Tätowierungen hat in den letzten zwanzig Jahren jedenfalls nicht abgenommen. Eine Veränderung gibt es aber schon. Paolo Kompat von „Art Faktors Tattoo“ berichtet, dass im Studio heute oft größere Tattoos gestochen werden, bei denen sich die Menschen viele Gedanken gemacht haben. Auf der Convention ist das allerdings anders. „Hier wollen die Leute kleinere Motive und haben meist schon klare Vorstellungen davon. Oder sie entscheiden sich ganz spontan für eines der Bilder aus unseren Arbeitsbüchern“, so Paolo. Yves Federmann blättert an einem anderen Stand gerade in einer Mappe. Er hat sich vor einem Jahr ein größeres, ausgefeiltes Tattoo stechen lassen, bereits sein zweites. Er sagt, jedes seiner Tattoos habe eine Bedeutung. „Das hier ist mein Beruf“, erklärt der 21-Jährige und zeigt auf das Bild der bunten Pin-up Krankenschwester. Auf der Convention will er seine Idee zum nächsten Motiv verfeinern. Und selbst das Vierte hat er schon im Kopf.
Wer auch mit dem Gedanken an ein (zweites, drittes, viertes) Tattoo spielt, kann am heutigen Sonntag noch bis 19:30 Uhr die Messe in der Scandlines Arena besuchen. Nähere Informationen zur Convention in Rostock gibt es unter www.tattooconvention-rostock.de.