„Medea.Transit“ - Szenische Lesung in der HMT
Zwischen Liebe und Hass, Flucht und Rache
27. Februar 2010, von Elina
Griechische Mythen können sich auch in unserer heutigen modernen Gesellschaft immer noch großer Beliebtheit und ungeminderter Aktualität erfreuen. Nicht nur im trockenen Geschichts- und Lateinunterricht, sondern auch auf der Bühne (z.B. Orpheus) und im Film (z.B. Troja) gibt der Jahrtausende alte Stoff immer wieder Material für neue Drehbücher.
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Ein weiteres Beispiel aus der Theaterwelt wurde gestern Abend in der HMT vorgestellt. Aus einem Partnerprojekt zwischen Deutschland und Georgien wurde auf Grundlage des Mythos der Medea ein modernes Theaterstück entwickelt, welches derzeit in Kühlungsborn, Berlin und eben Rostock vorgestellt wird.
Medea ist eine Frauengestalt der griechischen Mythologie, die erstmals im 5. Jahrhundert v. Chr. von Euripides erwähnt wird, aber möglicherweise schon viel früher existierte. Die zauberkundige Medea und ihr Gatte Jason haben zwei gemeinsame Kinder. Nachdem Jason ihr aber untreu wird und eine Königstochter heiratet, vergiftet Medea diese aus Rache und tötet außerdem ihre beiden Kinder, um Jason noch tiefer zu treffen.
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In dem Mythos wird der Zusammenprall zweier Kulturen vor längst vergangener Zeit gezeigt. Diese Konflikte hat der georgische Autor Irakli Solomanashvili in der heutigen Welt wiedergefunden und in das moderne Theaterstück übertragen. Auf gemeinsamer kultureller Basis aber mit doch enormen Unterschieden versuchen sich so vor und hinter der Bühne georgische und deutsche Schauspieler einander zu nähern.
Das besondere an dem Projekt ist, dass zwei deutsche Schauspieler und ein Regisseur sowie zwei georgische Schauspieler und ein weiterer Regisseur zusammenarbeiten und so versuchen, das Stück neu zu erfinden. Dabei gibt es zwei Medeas und Jasons unterschiedlicher Herkunft, die bei dem Versuch der Nacherzählung des Mythos miteinander in Streit geraten und gleichzeitig die gleichen Konflikte des Mythos durchleben.
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Während der szenischen Lesung führte Tobias Sosinka, der deutsche Regisseur des Projektes, die Zuschauer in die Handlung ein und erzählte dabei viel über das Stück und die ungewöhnliche Zusammenarbeit. Zur Unterstützung waren nicht nur der georgische Regisseur Otar Egadze gekommen, sondern auch der Autor Irakli Solomanashvili. Beide arbeiten schon seit langer Zeit eng zusammen.
Die szenischen Passagen übernahmen die Schauspielerin Ricarda Ciontos aus Berlin und Nino Burduli, die in ihrem Heimatland Georgien sehr bekannt ist, höchst persönlich. Die männlichen Schauspieler Andreas Herrmann und Merab Ninidse waren gestern leider nicht vor Ort, da der eine in Aachen spielen musste und der andere gerade in London einen Film dreht. Begleitet wurden die szenischen Stellen von Matthias Richter auf der Gitarre.
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Der Krieg ist für Autor Otar Egadze nicht nur im Stück, sondern auch in seinem eigenen Leben ein wichtiges Thema. Bis vor einigen Jahren hatte er sogar noch selbst für Georgien an der Front stehen und kämpfen müssen, seiner Meinung nach liegt der Hauptkonflikt des Krieges zwischen „Glaube und Nicht-Glaube“.
Die Uraufführung des Stückes „Medea.Transit“wird im Herbst dieses Jahres in Georgien stattfinden, die Deutschlandpremiere in Berlin gefolgt von weiteren Gastspielen wird im Frühjahr 2011 sein.