Marc-Uwe Kling stellt das Känguru-Manifest im Ursprung vor
Marc-Uwe Kling, eine Ukulele und (k)ein Känguru bei der 25. Rostocker Kulturwoche
7. November 2011, von Andre
Marc-Uwe Kling lebt mit einem Känguru zusammen. Und weil das ja nicht alltäglich ist, hat er inzwischen zwei Bücher darüber geschrieben, was er so alles mit dem Känguru erlebt. Denn das Känguru kann nicht nur sprechen, sondern „steht total auf Nirvana, ist ein Schnorrer vor dem Herrn und war früher beim Vietcong.“
Auch wenn das Tier wieder zu scheu für die große Bühne war und sein Teil somit vom Autor gelesen werden musste, war es doch wieder ein sehr gelungener Abend.

Wieder, denn Kling war inzwischen zum dritten Mal in Rostock und gehört somit schon zum alten Eisen der Kulturwoche. 2008 präsentierte er im Moya sein Programm „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen.“ Im letzten Jahr war er mit den Känguru-Chroniken im Ursprung zu Gast, wo er auch in diesem Jahr sein Känguru-Manifest vorstellte. Und Veranstalter Daniel Karstädt verriet, dass Kling auch schon anklingen ließ, dass er gerne im nächsten Jahr wiederkommen würde.
Die Kleinkunstbühne war bis auf den letzten Platz gefüllt, wenige Gäste mussten sogar stehen, als der schüchtern wirkende Künstler die Bühne betrat. Er brachte nicht nur sein Buch mit, sondern auch zwei Stempel. „Wir werden jetzt das Buch durchgehen und die Texte mit witzig oder nicht witzig kennzeichnen. Außerdem habe ich hier noch eine Stoppuhr, mit der wir dann die Kalauer pro Minute errechnen können“, stellte er den Plan für den Abend vor.

Zum Glück hielt er sich dann aber doch nicht ganz strikt dran. Denn die Geschichten sind zwar lustig und gewinnen ungemein durch seine Vortragsweise, aber gerade die Zwischenstücke sorgten gestern für Lacher. Der Autor hat ein Spiel erfunden, bei dem man bekannte Zitate neuen Quellen zuordnet und sie so einen ganz neuen Sinn bekommen. Diese Zitate, die teilweise von Fans auf seine Facebookseite gepostet wurden, las er zwischendrin immer wieder vor. Heraus kamen zum Beispiel folgende Konstruktionen:
– „Mr. Gorbatschow, tear down this wall!“ – David Hasselhoff
– „Ich denke, also bin ich.“ – Til Schweiger
– „We will rock you!“ – iranisches Strafgesetzbuch

Vor allem am letzten Beispiel erkennt man, dass die Witze teilweise sehr politisch waren, so auch der Aufruf zur Gründung eines „a-sozialen Netzwerks“. Weiterhin gab es viele Anspielungen und Referenzen auf Filme und Musik. Um jeden Witz zu verstehen, brauchte man also ein gutes, kulturelles Allgemeinwissen. Die hohe Dichte an Lachern bewies aber, dass diese beim Publikum anscheinend gegeben war.
Zwischen den einzelnen Texten griff Kling auch immer wieder zur Ukulele, auch wenn er selbst behauptete: „Das ist eine Gitarre und die ist auch ganz normal. Ich bin nur besonders groß.“ Die Lieder trugen Titel wie „Bitte belästige mich nicht mit deiner Kreativität“ oder „Ich bin ein Lobbyist.“ Das Lied „War viel Schönes dabei“ könnte man als Gesamturteil über den Abend stellen. Darin verkündete er auch die Essenz des Pops: „Wenn du manchmal traurig bist, sei einfach wieder froh!“

Unter den begeisterten Zuschauern war auch Stefanie Kohl. Die Doktorandin an der Rostocker Uni entdeckte den Autor bei der Literatursendung „Was liest du?“ „Danach bin ich sofort losgezogen, hab das Buch gekauft und in zwei Stunden komplett durchgelesen“, berichtete die Rostockerin. Auch die Vortragsweise begeisterte Stefanie: „Wenn ich es selbst lese, habe ich schon Spaß. Aber wenn er liest, kommt es noch besser rüber.“ Nur etwas schade fand sie es, dass Kling nach dem Auftritt nicht noch Bücher signierte.
Damit hat die 25. Kulturwoche das erste Wochenende überstanden und ist bisher ein voller Erfolg. Für die kommende Woche stehen noch Highlights wie der Poetry Slam und das Kabarett ROhrSTOCK auf dem Programm.