Fährnutzer geben weniger Geld in Rostock aus
Ergebnisse einer umfangreichen Fährpassagierbefragung wurden präsentiert
13. Dezember 2011, von Andre
Für viele Touristen ist die Fahrt mit einer Überseefähre ein besonderes Erlebnis. 60 Prozent aller Passagiere nutzen die Schiffe für eine Urlaubsreise. Daneben gibt es aber auch Lkw-Fahrer, Gäste, die beruflich unterwegs sind, und Einkaufstouristen. Nur zwei Prozent der Nutzer machen einen Tagesausflug. Diese und weitere Erkenntnisse ergab eine umfangreiche Fährpassagierbefragung im Rostocker Seehafen. Die Ergebnisse wurden heute von dem Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Dr. Ulrich Bauermeister und Professor Dr. Martin Benkenstein von der Universität Rostock präsentiert.

Es war nach 2004/2005 und 2008 die dritte Studie, die in dieser Art durchgeführt wurde. Dazu erarbeitete das Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus an der Universität Rostock in Zusammenarbeit mit der Hafen-Entwicklungsgesellschaft einen Fragebogen, der Reise- und Einkaufsverhalten, Zufriedenheit und Herkunft der Passagiere dokumentieren sollte. Über 1000 Datensätze wurden dann von geschulten Interviewern im Zeitraum von März bis Oktober gesammelt und in den letzten Wochen ausgewertet.

Eine erste große Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren ergab sich bei der Frage, wie die Gäste auf die Fährverbindung aufmerksam geworden seien. Dabei war in den Vorjahren stets die Antwort: „Ich fahre immer mit dieser Linie“ auf dem Spitzenplatz gelandet, in diesem Jahr kamen die meisten Anfragen jedoch über das Internet. „35 Prozent der Gäste haben sich über das Internet informiert. Sogar ein noch größerer Teil nutzt das Web inzwischen für Ticketbuchungen“, berichtete Martin Benkenstein. Ulrich Bauermeister sah darin eine Bestätigung der Qualität des bisherigen Internetauftrittes, jedoch auch die Pflicht, weiter daran zu arbeiten.
Bei der Zufriedenheit in Schulnoten zwischen eins und fünf erreichte der Hafen den Wert 2,3. Damit sei der Wert in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Besonders zufriedenstellend sind die Abfertigung und die Pünktlichkeit, jedoch besteht vor allem im gastronomischen Bereich und bei den sanitären Anlagen noch großer Nachholbedarf. Besonders auf das Fehlen eines Wickelraumes wurde hingewiesen.
Da ein Großteil der Reisenden mit dem PKW unterwegs war, gab es nur sehr wenige Aussagen zur Zufriedenheit mit der Anbindung an den ÖPNV. Gerade mit Projekten wie dem Easyway-Ticket solle dies in Zukunft aber weiter ausgebaut werden. „So ein Angebot muss sich natürlich am Markt erst noch bewähren. Und auch die Gegenseite muss ein entsprechendes Angebot bieten, damit eine Reise zu Fuß interessant wird“, sagte Bauermeister.
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Die größte Veränderung gegenüber der letzten Befragung zeigte sich bei den Ausgaben. So wurden durchschnittlich nur 77 Euro für Waren ausgegeben, 2004/2005 waren es noch 117 Euro. Zwar ist der Wert bei Dienstleistungen leicht gestiegen, jedoch gibt es insgesamt ein starkes Minus zu verzeichnen. 41 Millionen Euro beträgt der Umsatz für Waren, Dienstleistungen und Übernachtungen. Das sind 7 Millionen Euro weniger als noch vor drei Jahren, womit der Seehafen jedoch trotzdem noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unser Land ist. Vor allem der geschlossene Bordershop im Hafenbereich sei für den Umsatzeinbruch mitverantwortlich, sagte Bauermeister.
Als Ergebnis der Befragung sieht Benkenstein vor allem Handlungsbedarf in der Überbrückung von Wartezeiten. „Die Wartezeit war der Hauptkritikpunkt. Die Gäste wollen das Fährterminal am liebsten so wie die Flughäfen haben, mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten“, sagte er. Jedoch gäbe es dabei zwei Probleme. Zum einen sind durch den Be- und Entladeverkehr die Gefahr und der Betrieb größer, zum anderen wollen die Fährunternehmer, dass die Kunden Geld auf den Schiffen ausgeben und nicht schon im für sie weniger lukrativen Hafen.
„Insgesamt können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“, konstatierte Ulrich Bauermeister. „Es gab viele Baumaßnahmen in diesem Jahr, die aber spätestens Ende März fertig sein sollen. Dann erwarten wir auch eine Verbesserung der Gesamtzufriedenheit.“ Vor allem der Wechsel auf modernere Schiffe auf der Linie nach Gedser soll sich positiv auswirken. Die alten Fähren seien vor allem im letzten Jahr oft unzuverlässig gewesen, was zu einer Zufriedenheitsminderung geführt haben könnte.
Zuletzt griff der Forscher noch einmal das Problem der Beschilderung auf. Schon bei der letzten Umfrage wurde diese stark kritisiert. Amüsant dabei ist jedoch, dass einige Gäste sich mehr Schilder wünschen, ebenso viele aber auch finden, dass zu viel Schilderwald vorhanden ist. Dazu sagte Benkenstein lächelnd: „Das Problem kann man wohl erst dann lösen, wenn jedes Auto auch ein Navi hat, das einen direkt auf das Schiff lotst.“