Arbeitskreis mediävistischer Nachwuchswissenschaftler
Nachwuchsforscher der Universität arbeiten gemeinsam zu historischen Themen
3. Januar 2012, von Andre
„Lego hat mein Mittelalterbild geprägt.“ Thomas Linke ist Student an der Universität Rostock und wie die meisten Menschen kam er erstmals im Kindesalter in Kontakt mit Rittern und Burgen. Das Interesse für dieses Thema hat sich bis heute gehalten und wurde sogar Teil seiner Staatsexamensarbeit. Um noch gezielter arbeiten zu können, gründeten er und fünf weitere Studierende im August letzten Jahres den Arbeitskreis mediävistischer Nachwuchswissenschaftler.
Die Idee zur Gründung hatte Annika Bostelmann. „Ich war im Frühjahr in Köln und dort gab es auch so einen Arbeitskreis. Das fand ich toll und dachte, das brauchen wir auch.“ Die Mediävistik beschäftigt sich ganz allgemein mit dem Mittelalter vor allem in Europa. „Die Gruppe wurde zwar von Historikern und Germanisten gegründet, sie steht aber auch allen anderen Fachrichtungen offen“, beschreibt die Doktorandin.

Ziel des Arbeitskreises ist vor allem die Vernetzung, sowohl innerhalb der Uni als auch deutschlandweit. So wird es am 26. Januar einen Gastvortrag von einem Doktoranden aus Münster geben, der sich mit den Herolden im römisch-deutschen Reich beschäftigt. Neben stark germanistisch gefärbten Arbeiten, wie zu bekannten Lyrikern, beschäftigt sich zum Beispiel Stephan Hynek mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Klosters zum Heiligen Kreuz.
Bei den regelmäßigen Treffen des Arbeitskreises wird immer eine Abschlussarbeit vorgestellt. Dazu ist jeder eingeladen, der sich für Mediävistik interessiert. „Wir kennen uns schon untereinander und auch die Arbeiten der anderen, daher freuen wir uns immer, wenn neue Leute dazu kommen, die auch ganz andere Blickwinkel mitbringen“, erzählt Annika. Neben der thematischen Arbeit können die Nachwuchsforscher so auch den wissenschaftlichen Vortrag üben und an Selbstsicherheit gewinnen.

Eine Frage stellt sich jedoch: warum das Mittelalter, eine Zeit die doch so weit entfernt von uns scheint? Sind es wirklich die Ritterburgen aus Lego allein, die das Thema so faszinierend machen? „Ich finde es ungemein spannend, dass wir mit Texten arbeiten, die einmalig sind. Wenn man sich vorstellt, dass da ein Mensch Jahre dran gesessen hat, um die Handschrift zu beenden, das ist schon Wahnsinn“, berichtet Thomas Linke begeistert. Außerdem sind die Themen heute immer noch brandaktuell: Hass, Liebe und Drama finden sich genauso wie geistliche Lieder und politische Texte. Annika ergänzt: „Wir Mediävisten sind vielleicht alle etwas verrückt, aber wir machen etwas, an dem unser Herz hängt.“
In Zukunft sollen dann nicht nur die Arbeiten vorgestellt werden, sondern auch größere Projekte organisiert werden. Unabhängig vom Arbeitskreis wird am 24. Januar in der HMT ein besonderes Stück der Rostocker Mediävistik vorgestellt. Dort wird das Rostocker Liederbuch, eine der wichtigsten lokalen Liedsammlungen, in einem ganz besonderen Gesprächskonzert von Studenten vorgestellt. Ein idealer Einstieg in die Welt des Mittelalters, fernab von Rittern und Burgen.
Fotos 1+2: Arbeitskreis