Zukunft der Straßenbäume im Hansaviertel

Amt für Stadtgrün stellt im Ortsbeirat das Straßenbaumentwicklungskonzept für das Hansaviertel vor

15. Februar 2012, von
Dreireihige Allee in der Ernst-Heydemann-Straße
Dreireihige Allee in der Ernst-Heydemann-Straße

Das Hansaviertel zählt zu den grünsten Stadtteilen Rostocks. Doch viele Baumarten, die hier mit dem Bau des Wohnviertels in den 1930er Jahren gepflanzt wurden, haben mittlerweile ihre Altersgrenze erreicht. In einigen der für das Hansaviertel typischen Alleen befinden sich bereits unübersehbare Lücken.

In Mecklenburg-Vorpommern werden Alleen als Kulturgut gesetzlich geschützt. Generell stehen in Rostock alle Bäume mit einem Umfang ab 50 Zentimeter unter Schutz.

Doch wie mit dem alten Baumbestand, der zunehmend abstirbt, umgehen? Wie können Neupflanzungen erfolgen? Dazu gibt jetzt ein Straßenbaumentwicklungskonzept für das Hansaviertel Empfehlungen.

Nach Warnemünde und der Steintorvorstadt ist es die dritte Studie dieser Art für Rostock. Gestern wurde sie von Stefan Patzer vom Amt für Stadtgrün dem Ortsbeirat des Hansaviertels vorgestellt.

Kosegartenstraße als einzige im Hansaviertel ohne Bäume
Kosegartenstraße als einzige im Hansaviertel ohne Bäume

Dafür wurde der Baumbestand von 57 Straßen und Plätzen untersucht. Bis auf den Kosegarten, wo als einzige Straße im Hansaviertel kein Baum wächst, wurden insgesamt 2180 Bäume erfasst und auf ihren Gesundheitszustand hin überprüft. Bewertet wurden neben denkmalpflegerischen Aspekten auch die baulichen Gegebenheiten am konkreten Standort des Baumes, sowohl im Bereich der Straßen, Gehwege und Plätze als auch im unterirdischen Baumraum. Denn die mächtigen Wurzeln mussten sich im Laufe der Zeit zunehmend das Erdreich mit Versorgungsleitungen teilen. Zu jeder Straße ist so eine 16-seitige Dokumentation entstanden, in der Zustand und Maßnahmevorschläge nachgelesen werden können.

Erstes Ziel für das Amt für Stadtgrün sei es, wieder ein einheitliches Alleenbild zu entwickeln.

In der Lüneburgerstraße werden die Straßenbäume durch Bügel geschützt. Sie verdunkeln jedoch die Wohnungen. Die Einwohner wünschen sich mehr Licht.
In der Lüneburgerstraße werden die Straßenbäume durch Bügel geschützt. Sie verdunkeln jedoch die Wohnungen. Die Einwohner wünschen sich mehr Licht.

Das Straßenbaumentwicklungskonzept sei jedoch keine Objektplanung. „Es ist ein Abwägungsmaterial, wenn es um andere Vorhaben und Planungen, die im Straßenbereich anliegen, geht“, betont Stefan Patzer. Daher sei es nicht nur für die Arbeit des Amtes für Stadtgrün relevant, sondern auch für andere Ämter wie das Straßenbauamt oder Versorgungsunternehmen, die Fernwärme, Gas, Abwasser oder andere Leitungen an den Bäumen vorbeiführen.

„Wir wollen als Stadtverwaltung diese Fachplanung selbst verpflichtend einhalten und auch Versorgungsunternehmen nahelegen dieses Konzept zu beachten – gerade beim Baumbestand, den wir langfristig sichern wollen, aber auch dort, wo wir perspektivisch nachpflanzen wollen“, so Stefan Patzer.

Die unterschiedlichen Nutzungswünsche für die Straßen in Einklang zu bringen, ist dabei nicht immer einfach. So sei jede einzelne Neupflanzung in der Parkstraße ein Kompromiss gewesen, erinnert sich Patzer. Vor 80 Jahren sei sie als „Parkstraße“ angelegt worden. Alle acht Meter wurde eine Pappel gepflanzt. Nun durchziehen jedoch zahlreiche Leitungen das Erdreich, sodass der Mindestabstand von 2,50 Metern zwischen Baum und Leitung nicht immer eingehalten werden kann und nur durch einen erhöhten technischen Aufwand Neupflanzungen vorgenommen werden konnten.

Der Eichelhäher bevorzugt eigentlich Wälder - hier wurde er in der Ernst-Heydemann-Straße gesichtet
Der Eichelhäher bevorzugt eigentlich Wälder - hier wurde er in der Ernst-Heydemann-Straße gesichtet

Für den Hansaplatz schließt Patzer Neupflanzungen hingegen aus. Zu sehr ist er von unterirdischen Leitungen durchzogen, die es 1950, als die Bäume hier gepflanzt wurden, noch nicht gegeben hat.

Wegen Verdunkelung habe es auch keinen Sinn in Vorgärten, die kleiner als vier Meter breit sind, Bäume zu pflanzen, weist der Planungsleiter vom Amt für Stadtgrün auf Anfragen von Anwohnern hin, die sich mehr Licht in ihren Wohnungen wünschten.

Auch beim Bau des Verkehrskreisels am Dürerplatz haben andere Interessen Vorrang. Drei bis vier Bäume werden hier weichen müssen, kündigt Patzer an.

In die Pappelallee in der Rembrandtstraße wurde wegen Bauarbeiten eine Lücke gerissen.
In die Pappelallee in der Rembrandtstraße wurde wegen Bauarbeiten eine Lücke gerissen.

Wegen der Bauarbeiten auf dem Gelände des Universitätsklinikums fielen bereits mehrere Pappeln in der Rembrandtstraße der Säge zum Opfer. Hier soll jedoch eine neue Baumreihe entwickelt werden. So sehen es zumindest die Planungen vor, die gemeinsam mit dem Bauherrn vor einigen Jahren im Zuge der Neuordnung der Straßenverhältnisse auf diesem Campus entwickelt wurden.

In der Schillingallee und in der Ernst-Heydemann-Straße konnte dieses Konzept schon weitestgehend umgesetzt werden. Ein maroder Fahrradweg wurde entsiegelt. Und durch den Einsatz von Bügeln wurde das Parken auf die Straße verlagert und so der Boden vor Verdichtung geschützt.

Die Bäume in der Strempelstraße sind zwar noch nicht sehr alt, müssen bei einer Sanierung der Mauer aber trotzdem weichen.
Die Bäume in der Strempelstraße sind zwar noch nicht sehr alt, müssen bei einer Sanierung der Mauer aber trotzdem weichen.

„Wenn die Mauer an der Strempelstraße saniert werden muss, werden auch die Bäume weichen“, blickt Patzer voraus. Die Baumreihe hier sei lückenhaft und in einem schlechten Zustand. „Die Bäume hier können nicht leben und nicht sterben“, fasst er ihren Zustand zusammen. „Das Konzept sieht vor, dass wir perspektivisch eine Baumreihe mit allen technischen Aufwendungen, die nötig sind, einrichten, einen durchgängigen Parkstreifen und den Gehweg an die Mauer der Klinik heran verlagern.“

Liskowstraße im Hansaviertel
Liskowstraße im Hansaviertel

Sehr große Lücken in den Baumreihen haben die Planer auch in der Liskowstraße ausgemacht, der sich das Amt im nächsten Jahr zuwenden will. Vorausgesetzt die Mittel werden bereitgestellt, soll hier eine komplette Neupflanzung erfolgen, um wieder ein einheitliches Alleenbild herzustellen.

Die Linden in dem Bereich der Thierfelderstraße, wo demnächst ein neues Wohnviertel entstehen soll, gelten hingegen als „städtebaulich markant und wichtig und sind zu erhalten“, so Patzer bei seinen beispielhaften Ausführungen zum Straßenbaumentwicklungskonzept für das Hansaviertel.

Ortsamtsleiter Thomas Wiesner begrüßt, dass dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. „Wenn wir uns diese Überlegungen nicht machen, wäre es so, dass es tatsächlich in 40/50 Jahren baumlose Straßen geben wird in Rostock“, lobt er die Arbeit.

Das Straßenbaumentwicklungskonzept für das Hansaviertel ist fast abgeschlossen. In Kürze soll es an die Fachämter, Versorgungs- und Wohnungsunternehmen und die Universität als Empfehlung verteilt werden.

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