Das 17. Rostocker FilmFest
12 gute Ideen
26. September 2009, von EmilyDas Schöne am Format Weblog ist ja die Aktualität. Wir sind aktueller als jede Zeitung. Wenn wir wollen, natürlich. Ich bin spät dran, trotzdem möchte ich an dieser Stelle über das 17. Rostocker FilmFest berichten. War ja auch erst gestern abend. Also.
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25. 09.09, mein Boss ruft an und befiehlt: es wird Zeit für ein bisschen Kultur. Na jut. Um kurz vor Sieben mache ich mich auf den Weg, die Kamera wie immer dabei. Bis zum “MAU” habe ich es ja nicht weit. Was ich nicht wusste: das Ganze findet in einem Club statt. Also in einem C L U B. Lauter schteilisches (fight Anglizismen!) Jungvolk und ich in meinem “entspannt-arbeiten-ist-besser-arbeiten”-Outfit. Yooo. Ich dachte, da gehen nur Leute ab 40 hin…
Nach einem kurzen Besuch der revolutionären Toiletten (andere Clubs haben Gucklöcher, das MAU hat eine PEEpshow) suche ich mir unter den zahlreichen harten Holzstühlen einen aus, strategisch günstig unweit der Bühne. Leider kann ich einen leckeren Mojito nicht mit meinem Arbeitseifer in Einklang bringen – und verzichte deshalb. Die Veranstalter lassen uns eine Menge Zeit, die einzigartige Unbequemlichkeit der gebotenen Sitzgelegenheiten schon vor Beginn der Präsentation zu erfahren. Irgendwann stolpert dann aber doch noch ein lustiger Mensch auf die Bühne, begrüßt freundlich zum immerhin schon 17. Rostocker Film Fest und sagt flugs den ersten Film an.
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Die ersten sechs Streifen reichen thematisch von Musikvideo bis Suizid, was auch nicht verwunderlich ist, sind die einzigen Bedingungen zum Einreichen eines Filmbeitrags doch, dass er a) von einem Rostocker gemacht oder b) hier gedreht wurde. Geheimtipp: “Lustige Dschungelgeschichten” von gebratenen Tigern und pupsenden Faultieren, entstanden in Zusammenarbeit mit Kindern der Kita der Werkstattschule Rostock. Auch cool fand ich “Mach was Eigenes”, eine Serie kurzer Clips, in denen allerlei berühmte Filme aufs Korn genommen werden. In der nachfolgenden Pause kann man noch mehr Alkoholisches kaufen, wenn man keine moralischen Bedenken hat. Schluchz. Und wer sich nach diesen ersten sechs Eindrücken bereits sicher ist, seinen Lieblingsfilm gefunden zu haben, der kann auf einem kleinen roten Zettel schon sein Kreuz machen.
Danach geht es Weiter – der Name ist Programm. Besagter Kurzfilm von Holger Löwe hat übrigens schon so einige Pluspunkte auf anderen Filmfesten gesammelt – und auch in Rostock kommt einer hinzu: der Preis für die beste schauspielerische Leistung. Während “Ausradiert”, ein Teenager-Ketchup-Massaker, ebenso wenig überzeugen kann wie “H.”, ein sehr kurzer Film über wortwörtlich berauschende Begegnungen mit der norddeutschen Flora, ist das Publikum unheimlich angetan von “Den wilden Herzen von St. Tropez”. Das Schicksal des Schlagersängers Rico, der, unverstanden von
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Der Preis für die beste Filmidee ging verdienterweise an Lucas Treise, der mit seinem “red tape” in couragiert-experimenteller Drehtechnik den Voyeurismus des 21. Jahrhunderts in sehr vielschichtiger Weise zeigt, ohne zu urteilen.
Außerdem interessant: der in Rostock gedrehte Kinofilm “Drugs and Dogs”. Die Crew war anwesend und versprach: zum 18. Rostocker FilmFest sind sie dabei. Wir freuen uns drauf.