Bundesweiter Aktionstag „Kultur gut stärken“ in Rostock
Unter dem Motto „Kultur ist mehr als ein Hobby“ machen Rostocker Künstler auf den Wert der Kreativität auf dem Universitätsplatz aufmerksam
19. Mai 2012, von Stefanie
Wer heute Nachmittag auf der Kröpi shoppen war, der ist vielleicht auch über die Zettelschlange gestolpert, die auf dem Universitätsplatz den Weg querte. Mit der Barriere sollten die Passanten bewusst gestört werden, um sie auf die Diskussion um das Urheberrecht aufmerksam zu machen, erklärt Conny Ledwig vom Hinstorff-Verlag. Auf dem Papier stehen ganz viele Namen bekannter und weniger bekannter Künstler und Vertreter der Kulturbranche, die sich vor einiger Zeit im Internet mit der Erklärung „Wir sind die Urheber“ in die Diskussion eingemischt hatten.

All jene, deren Interesse geweckt war, konnten mit ihr am Infostand in einen Dialog treten. Den findet sie wichtig, denn bei der aktuellen Debatte seien nicht nur Politiker, Autoren und Verlage gefragt, sondern auch die Leser. Conny Ledwig sagt: „Literatur ist mehr als ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft, ja. Aber es ist auch ein Beruf.“ Ein Autor würde bis zu drei Jahre an einem Roman arbeiten, ein Illustrator ein Jahr brauchen, um eine Geschichte zu bebildern. „Da kann man nicht verlangen, dass die Arbeit für einen Apfel und ein Ei verkauft wird. Ein Maurer baut auch kein Haus und bietet es dann kostenlos zum Wohnen an“, stellt sie den Aufwand in Relationen. Sie verschweigt nicht, dass auch ein Verlag, der den Autoren seine Vertriebskraft zur Verfügung stellt, seinen Anteil verdienen möchte.
Dabei versteht sich die Verlagsmitarbeiterin am bundesweiten Aktionstag „Kultur gut stärken“ nicht nur als Sprachrohr der Autoren, auch andere Kunst wie Malerei und Musik gilt es unterstützen. Dafür hat der Rostocker Aktionstag das Zusatzmotto „Kultur ist mehr als ein Hobby“ erhalten. Professionelle Kunst ist harte Arbeit, die auch honoriert werden soll.

Da gibt es in Rostock noch Optimierungsbedarf, meint Student Robert Giessmann, einer der Initiatoren des Aktionstages in Rostock. Die Hälfte der kulturellen Initiativen Rostocks werde nicht beachtet. Auch kleine Projektförderungen sind in unserer Hansestadt nicht vorgesehen, kritisiert er die Rostocker Kulturpolitik.
Um zu veranschaulichen, wie viele Kulturträger es in unserer Stadt gibt, hat er ihre Namen auf Wimpel gebracht, die ein großes Papierschiff auf dem Uniplatz schmücken. Über 60 kleinere und größere Institutionen hat er gezählt.

Der Verein Palette, das Literaturhaus, der Hinstorff-Verlag, der Förderverein des Volkstheaters, der Musiker Nicolás Rodrigo Miquea und die Galerie auf Zeit, die ihre Arbeit während des Aktionstages den Passanten vorstellten, konnte deshalb nur eine kleine Ahnung davon geben, wie vielfältig und vielzählig die Rostocker Kulturlandschaft tatsächlich ist.
Zum Tag der kulturellen Vielfalt am 21. Mai, der von der UNESCO vor 11 Jahren ausgerufen wurde, initiierte der Deutsche Kulturrat den Aktionstag „Kultur gut stärken“. In diesem Jahr sollen Veranstaltungen in ganz Deutschland auf den ideellen und materiellen „Wert der Kreativität“, so das bundesweite Motto, hinweisen.