Rostocker Pfingstmarkt 2012 geht zu Ende
Vier sonnige Volksfesttage im Stadthafen
28. Mai 2012, von Andre
„Letzter Tag, letzte Gelegenheit“, echote es aus den Lautsprechern vom Autoscooter. Das Fahrgeschäft war eine von ungefähr 90 Möglichkeiten beim diesjährigen Pfingstmarkt, sein Geld gegen Vergnügen einzutauschen. Vier Tage lang konnten Besucher im Stadthafen bei herrlichem Wetter auf einem der ältesten Volksfeste Deutschlands schlemmen, einkaufen, losen und Riesenrad fahren.
Im religiösen Kontext wird an Pfingsten die Wiederkehr des Heiligen Geistes auf die Erde und gleichzeitig der symbolische Geburtstag der Kirche gefeiert. Heutzutage ist aber nicht mehr viel von diesen christlichen Wurzeln übrig. Aber es beschwert sich natürlich trotzdem niemand über die freien Tage und die Möglichkeit, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.
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Und so waren es auch überwiegend strahlende oder aber von der Sonne angestrahlte Gesichter, die über den 622. Pfingstmarkt schlenderten. Gerade am heutigen Familientag nutzten noch einmal viele Eltern die Gelegenheit, ihre Kinder bei ermäßigten Preisen in eines der Fahrgeschäfte zu setzen. Besonders die Kleinsten nahmen vergnügt in einem der Autos, Helikopter oder Feuerwehrwagen Platz. Für die Größeren gab es den Break Dancer oder das 38 Meter hohe Liberty Wheel.
Wer genug gefahren ist, konnte sein Glück beim Pfeilwerfen, Dosenschießen oder natürlich der klassischen Losbude versuchen. Mit stolzgeschwellter Brust überreichten einige junge Männer den erlegten Plüschbären an ihre Freundin und ernteten als Dank einen Kuss.
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Für die Verpflegung gab es eine 300 Meter lange Schlemmer- und Marktmeile, die von den Hafenkränen bis zur Fährhaltestelle Schnickmannstraße reichte. Dort gab es neben Schmuck, Kleidung und Dufthölzern auch ungewöhnliche Angebote wie Bockbierbowle oder Luxusgrills. Gerade bei der knalligen Sonne waren aber vor allem die Eisstände sehr gefragt.
Sehr außergewöhnliche Stücke bot auch Simone Wolter aus Gransee bei Berlin an. „Das sind Milchkannen, die ich wie alte Autos aufgearbeitet habe“, erzählt die Händlerin. Die alten Milchkannen werden in Form gebracht, mit Lasern durchlöchert und anschließend handlackiert. So stecken in einem fertigen Objekt bis zu 90 Stunden Arbeit. „Man kann sie dann vielseitig verwenden, zum Beispiel als Vase oder großes Windlicht – ich sage immer alte Gegenstände treffen neue Kunst.“
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Auch wenn 10.000 Besucher erwartet waren, hatte Simone Wolter das Gefühl, dass wenig los war an den vier Tagen. „Freitag war komplett tote Hose und Samstag waren auch nur 300 Leute da.“ Trotzdem war sie mit ihren Verkäufen zufrieden. Nur die Stimmung gefiel ihr überhaupt nicht: „Ich hatte noch nie so sehr das Gefühl, dass die Leute negativ sind und keine Rücksicht auf mich und meine Waren nehmen, das finde ich schade.“
Auch die anderen Beschicker äußerten sich insgesamt verhalten über die Besucher. So blieben viele Gondeln des Riesenrades leer und auch vor der Bühne mit Livemusik war nicht viel los. „Es ist Monatsende, da ist nicht mehr viel Geld da und viele sind bestimmt am Strand. Aber es hätte ja auch regnen können und dann wäre gar keiner hier“, urteilte eine Beschickerin vom Schießstand. Insgesamt also alles wie in den letzten 621 Jahren: es war ganz gut, hätte aber besser sein können.