Galerie Klosterformat: Ausstellung „Paradiese“
Christiane Werner und Ursula Zänker zeigen paradiesische Kunst
29. April 2010, von Katrin
Paradiesische Kunst wird ab sofort in der Galerie Klosterformat gezeigt.
Paradies, was ist das? Da fallen mir sofort Adam und Eva ein. Ja, und irgendwie muss es etwas Vollkommenes und Friedliches sein. Mit Glück und Liebe hat es etwas zu tun. Auch der Einklang mit der Natur spielt eine Rolle. Das Paradies stelle ich mir blumig und voll Sonnenschein vor. Es gibt aber auch das verlorene Paradies und die Sehnsucht danach.
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Aber kann nicht auch ein flüchtiger Augenblick schon etwas Paradiesisches an sich haben? Erinnerungen, Träume und Geschichten entheben uns aus dem Alltag und entführen uns oftmals in paradiesische Gefilde.
Die Künstlerin Christiane Werner aus Leipzig interessiert sich für solcherlei Paradiese. Sie verwebt in ihren Linolschnitten, Zeichnungen und Lichtdrucken Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Realität zu einzigartigen Kunstwerken. Seit 1996 ist sie freiberuflich als bildende Künstlerin auf den Gebieten der Malerei und Grafik, der architekturbezogenen Kunst sowie der Tapisserie und Illustration tätig. Studiert hat sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design in Halle.
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Die Keramik-Künstlerin Ursula Zänker findet ihre Inspiration in der Natur. Tier- und Pflanzenornamente aber auch stilisierte geometrische Zeichen zieren ihre keramischen Arbeiten. Als paradiesisch erscheint mir die Umsetzung unmittelbaren Naturerlebens in ihrem Werk. Sie studierte Keramik und zwar ebenfalls an der Burg Giebichenstein in Halle. Diese hieß damals allerdings noch Hochschule für industrielle Formgestaltung. Nach einem Zusatzstudium war sie in den Jahren von 1979 bis 1991 in einer gemeinsamen Werkstatt in Neuruppin mit Sigrid Artes und Karl Fulle freischaffend tätig. Seit 1992 arbeitet Ursula Zänker in ihrer eigenen Werkstatt in Karwe bei Neuruppin.
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Die Ausstellungseröffnung fand – der Frühling machte es möglich – im Klostergarten hinter der Galerie statt. Musikalisch begleitet wurde sie vom Saxophon–Quartett des Konservatoriums Rostock mit Ann-Katrin Köhn und Hannah Kringel am Altsaxophon, Lorenz Plath am Baritonsaxophon und Uwe Murek am Tenorsaxophon. Sie spielten zur Begrüßung eine „Allemande“ von Tilman Susato aus dem 16. Jahrhundert.
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Dann stellte Christiane Lamberz die Künstlerinnen und ihr Werk vor. Dabei verwies sie auf den besonderen Reiz der Lichtdrucke von Christiane Werner. Es handele sich um ein altes kompliziertes Druckverfahren, das heute weltweit nur noch zwei Druckereien anwenden würden, erklärte sie. Eine davon befände sich in Leipzig, wo Christiane Werner lebt und arbeitet. Ich erfuhr darüber hinaus, dass mittels dieses Druckverfahrens „fotografisch anmutende Drucke“ erschaffen werden, „die feinste Farbverläufe und Hell-Dunkel-Abstufungen möglich machen und die lichtdrucktypische fotografische Körnung aufweisen“.
Christiane Werner selbst erklärte, sie interessiere sich vor allem für „die Verflechtung von Wahrnehmung und Träumen, ihre Eingebundenheit in historische oder natürliche Zusammenhänge“. Diesen Elementen spüre sie nach, versetze sie in neue Zusammenhänge und baue daraus ihre ganz eigenen Bildwelten. Um die Wahrnehmung von Geschichte gehe es in ihren Werken. Deshalb arbeite sie auch alte Fotos in diese mit ein, so die Künstlerin.
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Die Atmosphäre im Klostergarten war ebenso paradiesisch wie die Kunstwerke in der Galerie. Der ruhige Frühlingsabend sorgte unter den Gästen für Entspannung und Wohlgefühl und nicht nur die Vögel stimmten ein weiteres Musikstück an. Das Saxophon-Quartett spielte nun den „St. Louis Blues“ von William Christopher Handy.
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Ornamentale „Flächenstrukturen, Inkrustationen oder Intarsien, das Einfärben von Tonmassen, Drehen, Zerschneiden, Bauen und Montieren“ gehöre „zu typischen gestalterischen Elementen“, die Ursula Zänkers keramische Arbeiten auszeichneten, erläuterte Christiane Lamberz. Sie seien in sehr angenehmen Farbtönen gearbeitet und zeugten von großer Detailfreude. „Gehen sie nachher ruhig nah an die Objekte heran“, riet sie. Nur so könnten die feinen Strukturen und Details auch erkannt werden.
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Bevor das Saxophon-Quartett alsbald den offiziellen Teil des Abends mit dem Stück „Night Train“ von Jimmy Forrest beendete, verwies Christiane Lamberz noch auf die überall in der Galerie verteilten paradiesischen Äpfel. „Greifen sie ruhig zu“, hieß es da. Schade, als ich später vor den Kunstwerken stand, hatte ich den Hinweis längst schon wieder vergessen. Kein Wunder aber auch, zogen doch diese meine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Die Ausstellung „PARADIESE“ ist noch bis zum 19. Juni 2010 in der Galerie Klosterformat zu sehen. Die Werke entführen in magische Welten. Die Galerie, ein kleines Paradies auf Erden? Bei einem Besuch können sie sich selbst davon überzeugen.