Vielfalt gegen Rechts - 1. Mai in Rostock
„Erster Mai nazifrei – Vielfalt statt NPD“ – Fest im Fischerpark Rostock
1. Mai 2010, von Henrike
Unter dem Motto „Freiheit statt BRD“ wollten heute Anhänger rechtsextremer Gruppierungen im Stadtteil Lütten Klein durch die Straßen ziehen. Natürlich nicht widerstandslos. Mehr als 150 Organisationen, Verbände, Gruppierungen und Personen hatten sich im Voraus zusammengeschlossen. „Erster Mai nazifrei – Vielfalt statt NPD“ lautetet ihr Motto. Dass in Rostock kein Platz für Rechtsextreme ist, wurde durch eine Sitzblockade demonstriert. Mit vielen Farben und Gesichtern wurde zugleich ein Zeichen auf dem politischen 1. Mai-Fest gesetzt.
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„Rostock ist eine Stadt der Vielfalt“, „Zeichen setzen gegen Rechts“, „In Rostock ist kein Platz für Nazis“. Parolen dreier verschiedener Parteien und seltener Konsens. Rostocker Bürger sowie Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, Verbänden, Jugendorganisationen und der Kirchen hatten sich im Fischerdorf in Rostock Evershagen zum Widerstand gegen Rechts zusammengefunden.
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Zwischen Imbiss- und Informationsständen bot eine Bühne Platz für politische Ansprachen und musikalische Untermalung. Vertreter politischer Parteien und Organisationen nutzten diese Plattform für kurze Statements.
Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) wies auf die Verantwortung der Politik im Kampf gegen Rechtsextremismus hin. Gleichzeitig sei eine solidarische Gesellschaft Grundlage für Demokratie und Toleranz. „Wir wollen ein soziales, menschliches und friedliches Miteinander in Mecklenburg Vorpommern. Wir müssen gemeinsam Flagge zeigen gegen Nazis“, so die Ministerin.
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Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der Tag an dem weltweit für gleiche Rechte der Arbeitnehmer gekämpft wird. Die Neonazis haben dieses Thema unter dem Motto „Tag der deutschen Arbeit“ für sich vereinnahmt und entfremdet. Horst Barlock von der Partei „Die Linke“ sieht uns alle in der Verantwortung, mit den Rechtsextremen zu reden. Verblendung und Fehlleitung könnten nur so aufgehoben werden.
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Für Jugendaktivistin Franziska (17), Mitglied der Organisation „Rebell“, darf der eigentliche Sinn des 1. Mai nicht vergessen werden: Gemeinsam zu kämpfen für eine gerechte Welt. Ein Volksfest zu diesem Anlass ist der Schülerin zu wenig.
Viele der Rostocker und Rostockerinnen nahmen auch schon in den vergangenen Jahren an den Demonstrationen zum 1. Mai teil.
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Für den neunjährigen Leo Goltermann war es heute das erste Mal. „Widerstand ist wichtig.“ Mit Mutter Martina hatte er zuvor an der Sitzblockade gegen den Demonstrationszug der Neonazis teilgenommen.

Der Zug auf der geplanten Route konnte so verhindert werden. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, zogen die NPD-Anhänger doch statt dessen auf einer Ersatzroute durch Groß Klein.
„Aktiver Widerstand ist der richtige Weg”, so Schülerin Paula Carnein (17), „ein Volksfest interessiert die Nazis wohl weniger. Trotzdem ist es besser, als nichts zu tun.“