Stummfilm „In Nexo“ räumt beim Rostocker Filmfest 2012 ab

Musikvideos, ein Trailer und viele Filme ohne Sprache beim 20. Rostocker FilmFest im M.A.U. Club

22. September 2012, von
Das Publikum beim Rostocker FilmFest 2012 im M.A.U. Club
Das Publikum beim Rostocker FilmFest 2012 im M.A.U. Club

Der lokalen Filmwelt hat es die Sprache verschlagen. Zumindest könnte man das nach dem Besuch des 20. Rostocker Filmfests gestern Abend im M.A.U. Club denken. Elf Beiträge wurden gezeigt, darunter ein Trailer und zwei Musikvideos. Den Hauptanteil des Programms machten jedoch Kurzfilme aus, in denen die Macher häufig auf den Einsatz von Sprache verzichteten. Ein Stummfilm war sogar, ähnlich wie bei der Oscarverleihung im Februar, der große Abräumer des Abends.

Eric Bielohradsky vom Film Ignaz im Gespräch mit Moderatorin Sandra-Uma Schmitz
Eric Bielohradsky vom Film Ignaz im Gespräch mit Moderatorin Sandra-Uma Schmitz

Zur Einstimmung des Abends wurde der Siegerfilm vom ersten Rostocker Filmfest im Jahre 1993 gezeigt. Auch Karsten Kranzusch, der Macher von „Die Faust im Kopf“ ließ damals nur die Bilder sprechen. Inspiriert von Lichtenhagen erzählt der Experimentalkurzfilm die Geschichte eines Außenseiters. „Damals hatten wir weniger technische Mittel, dafür hat man bei den heutigen Arbeiten häufig das Gefühl, dass sie ihr Thema aus den Augen verlieren“, schilderte Kranzusch, der in diesem Jahr auch in der Jury saß.

Torsten Flassig mit dem Goldenen Toaster, überreicht von Schauspielerin Sonja Hilberger
Torsten Flassig mit dem Goldenen Toaster, überreicht von Schauspielerin Sonja Hilberger

Seinen Eindruck konnte man nach den elf Filmen des Abends teilen. Zu sehen gab es nette kleine Geschichten, einige wirklich gute Ideen, aber insgesamt doch recht wenig Abwechslung. Neben Techniken des Stummfilms setzten sich die meisten Beiträge mit Liebe und Gewalt auseinander. Ausreißer wie Ignaz, die in ein scheinbares Interview eingebettete Abenteuergeschichte eines Katers, blieb die Ausnahme.

Filmdozent Matthias Spehr und Festivalleiterin Henrike Hübner
Filmdozent Matthias Spehr und Festivalleiterin Henrike Hübner

Trotzdem war es für die 250 Besucher ein vergnüglicher Abend, der mit „In Nexo“  einen würdigen Gewinner fand. Der Kurzspielfilm erzählt von dem klassischen Problem, wenn ein Mann sich in die Frau eines anderen verliebt. In diesem Fall sind die beiden Protagonisten Wissenschaftler. Durch einen teuflischen Plan lässt der Nebenbuhler den Ehemann sein Leben geben, um das der Frau zu retten.

Die Abräumer des Rostocker FilmFests 2012: Tobias Fromholz, Torsten Flassig, Frederike Schier, Samantha Gieroska, Hannes Sternkiker und Sebastian Ahrendt gewinnen mit "In Nexo" drei Preise
Die Abräumer des Rostocker FilmFests 2012: Tobias Fromholz, Torsten Flassig, Frederike Schier, Samantha Gieroska, Hannes Sternkiker und Sebastian Ahrendt gewinnen mit "In Nexo" drei Preise

Entstanden ist der Streifen im Rahmen der Ausbildung zum Gestalter für Bild und Ton am Institut für neue Medien in Rostock. Tobias Fromholz, Frederike Schier, Samantha Gieroska, Hannes Sternkiker und Sebastian Ahrendt erarbeiteten gemeinsam das Drehbuch und konnten dann eine Woche lang in einem leer stehenden Laborraum in der Radiologie drehen. Der Film der fünf wurde nicht nur von der Jury mit der Silbernen Kopftrommel für die originellste Filmgestaltung ausgezeichnet, sondern gewann auch den Goldenen Arthus, den mit 300 Euro dotierten Publikumspreis. Außerdem wurde Schauspieler Torsten Flassig mit dem Goldenen Toaster für die beste darstellerische Leistung gewürdigt.

Dramaturg Christoph Martin Schmidt überreicht die Glänzenden Synapsen an die Gruppe New X-iT für vehikel
Dramaturg Christoph Martin Schmidt überreicht die Glänzenden Synapsen an die Gruppe New X-iT für vehikel

„Wir sind die Geilsten“, rutschte es dem überglücklichen Tobias Fromholz bei der Preisübergabe raus. Die fünf Filmemacher haben überhaupt nicht damit gerechnet, so erfolgreich zu sein, da sie selbst mit dem Film noch nicht hundertprozentig zufrieden sind. Insgesamt konnten sie gestern nicht nur drei Trophäen abräumen, sondern auch 500 Euro, die sie aufteilen oder gemeinsam ausgeben wollen. „Wir sind unglaublich happy und wirklich froh, dass uns das Institut so viele tolle Möglichkeiten bietet“, sagte Hannes, der im letzten Jahr schon Preisträger der Beatrix für den besten Animationsfilm war.

Da es in diesem Jahr jedoch kein Animationsfilm in die engere Auswahl schaffte, wurde der Preis diesmal nicht vergeben. So war die einzige Auszeichnung, die nicht an „In Nexo“ ging, die Glänzenden Synapsen. Der Preis für die beste Filmidee ging wie schon im letzten Jahr an die Rostocker Filmemacher der Gruppe „New X-iT“, die mit dem Experimentalfilm „vehikel“ für Verwirrung im Publikum sorgten.

Festivalleiterin Henrike Hübner war rundum zufrieden mit dem 20. Rostocker Filmfest: „Die Filme sind gut und die Leute sind glücklich, was will man mehr?“ Besonders glücklich war sie über die Musikvideos von Coogans Bluff und MILZ. Für das nächste Jahr wünschte sie sich nur, dass vielleicht auch wieder die eine oder andere Dokumentation mit im Programm läuft.

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