Gedenken an NSU-Opfer und Protest gegen Rassismus
Fast 200 Menschen gedenken der Opfer der rechtsextremistischen NSU und protestieren gegen Rassismus auf dem Neuen Markt
6. November 2012, von Stefanie
Fast 200 Menschen versammelten sich gestern Abend auf dem Neuen Markt. Mit einer Kundgebung gedachten sie der Opfer der rechtsextremen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Vor einem Jahr waren ihre zehn Morde und weitere schwere Straftaten bekannt geworden, die sie zwischen 2000 und 2007 begangen haben sollen. Aufgedeckt wurde in diesem Zusammenhang auch ein großes Ausmaß an Ermittlungsfehlern seitens der staatlichen Überwachungsbehörden.
„Wieso konnte in Deutschland so etwas passieren?“ zeigt sich Ruben Cardenas vom Rostocker Migrantenrat in seiner Ansprache noch immer fassungslos. Er fordert eine umfassende Aufklärung und eine Gedenktafel für das Rostocker NSU-Opfer.
Der 25-jährige Mehmet Turgut wurde am 25. Februar 2004 während seiner Arbeit in einer Imbissbude in Toitenwinkel getötet.

Ein Vorschlag, eine Straße in diesem Stadtteil in Mehmet-Turgut-Weg umzubenennen, wurde vom Ortsbeirat einstimmig abgelehnt. Nun beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Migrantenrates und der Fraktionen der Bürgerschaft mit der Frage, wo und in welcher Form an das Opfer der NSU-Gruppe gedacht werden soll. „Wir brauchen ein Denkmal, das mahnt und aufklärt, nicht nur uns, sondern auch zukünftige Generationen“, unterstreicht Ruben Cardenas, der sich offen für eine Alternativlösung zeigte.
Zur gestrigen Kundgebung hatte neben dem Migrantenrat auch die Antirassistische Initiative Rostock und Initiative „Stop It“ aufgerufen. In eingespielten Redebeiträgen, auf Schildern und Transparenten wurde nicht nur der Opfer der NSU gedacht, sondern auch gegen Diskriminierung und Rassismus protestiert.
In vier Städten Mecklenburg-Vorpommerns fanden gestern Abend aus diesem Anlass Kundgebungen statt. Neben Rostock gingen auch in Greifswald, Neubrandenburg und Stralsund mehrere Hundert Menschen auf die Straße. Bundesweit gedachten bereits am Sonntag Tausende Menschen den Opfern des rechten Terrors.