Altes Fährbecken in Warnemünde wird zugeschüttet
Im Oktober beginnt die WIRO, das alte Fährbecken an der Warnemünder Mittelmole aus Sicherheitsgründen zuzuschütten
11. September 2013, von Stefanie
Großes hat die Stadt Rostock mit der Mittelmole in Warnemünde vor. In einem langwierigen Planungsprozess soll der Bereich zwischen Seekanal und Altem Strom umgestaltet werden. Doch bis alle Entscheidungen getroffen sind, wie es auf dem attraktiven Grundstück tatsächlich einmal aussehen soll, wird noch viel Zeit vergehen.
Der marode Zustand des alten Fährbeckens nordöstlich der Mittelmole macht nun jedoch ein vorgezogenes bauliches Eingreifen notwendig. Ab Oktober soll das Hafenbecken, das einschließlich der Wasserfläche zu dem Grundstück der Wohngesellschaft WIRO gehört, zugeschüttet werden.
Im Sommer hatten Taucher ein Gutachten erstellt, dessen Ergebnisse selbst die Planer erschreckte. „Nicht nur die berühmte Bohrpfahlmuschel, auch der technische Aufbau der Kaikanten ist so, dass wir uns alle fragen, warum das Becken noch vorhanden ist“, stellt Anja Epper vom Amt für Stadtplanung auf der gestrigen Ortsbeiratssitzung die prekäre Situation dar.
Nach einer Kosten-Nutzen-Abwägung kommt eine Wiederherstellung des Beckens nun nicht mehr infrage, Fähren werden von dort nicht mehr abfahren. Stattdessen soll durch das Zuschütten eine öffentlich nutzbare Freifläche entstehen, die auch bebaut werden könnte.
Bis die planerische Entwicklung jedoch soweit vorangeschritten ist, bleibt die Fläche abgesperrt.
Wie soll es später am alten Fährbecken aussehen?
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Obwohl es schon erste Modelle für die Gestaltung dieses Bereiches gibt, die auch eine Reminiszenz an das verschwundene Fährbecken vorsehen, betont Anja Epper: „Diese technische Maßnahme ‚Zuschütten‘, heißt nicht, dass wir bestimmte Entscheidungen schon vorwegnehmen, die wir irgendwann bereuen werden.“
Grundlage für die weitere Planung ist der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs. Dieser sieht in diesem Bereich die Errichtung einer Segelsportschule des Landessportbundes vor. Doch noch steht nicht fest, ob dort gebaut wird. „Momentan suchen wir nach Fördermitteln. Das wollen wir zwar, aber ob das klappt, das ist noch weit, weit weg“, nimmt Sportschulleiter Jörn Etzold Wind aus den Segeln.
Es gibt aber auch Bedenken bezüglich dieses Standorts. „Mit der Verlegung der Sportschule nach Osten auf das Gebiet des Fährbeckens wird die territoriale Einheit mit dem Warnemünder Segelclub zerstört. Als Veranstalter der Warnemünder Woche benötigen wir diesen Platz bis auf den letzten Quadratmeter und eigentlich noch einiges dazu“, sagt das langjährige Mitglied des Warnemünder Segelclubs Immo Stange und erntet damit Applaus von den Zuhörern.
Altes Fährbecken gehörte zur ersten internationalen Eisenbahnfährverbindung
Der Warnemünder Architekt Enno Zeug befürchtet, dass mit dem Verlust des alten Fährbeckens auch ein Stück Identität des Ostseebades verloren geht. „Ich habe Angst um die Seele des Ortes“, bedauert er und weist auf die historische Bedeutung des alten Fährbeckens hin, das Teil der ersten internationalen Eisenbahnfährverbindung war, die am 30. September 1903 eröffnet wurde. 1995 wurde der Eisenbahnfährbetrieb eingestellt. Die Anlage, so Anja Epper, steht nicht unter Denkmalschutz.
Wie geht es mit der Planung der Mittelmole weiter?
Auch im Oktober steht die Mittelmole wieder auf der Tagesordnung des Ortsbeirats, dann geht es um das Parken. Zum Ende des Jahres wollen die Planer einen Funktionsplan vorstellen. Nachdem dieser diskutiert wurde, soll 2015 ein rechtsgültiger Bebauungsplan stehen. Für das erste Quartal 2014 ist ein weiteres Bürgerforum vorgesehen.