Immatrikulation einer Göttin
Plastik der Metis ziert das Foyer des Hauptgebäudes der Universität Rostock
18. Oktober 2013
Das Foyer des Hauptgebäudes der Universität Rostock hat ab heute eine neue Attraktion: die Plastik der Göttin Metis, geschaffen von dem Rostocker Bildhauer Wolfgang Friedrich. Die lebensgroße Plastik wurde in einem kleinen Festakt, der von Rektor Professor Wolfgang Schareck eröffnet wurde, enthüllt und der Öffentlichkeit erstmals zugänglich gemacht. „Bevor wir morgen die Erstsemester an der Universität Rostock feierlich immatrikulieren, freuen wir uns über die heutige Immatrikulation auf Lebenszeit der Metis an unserer altehrwürdigen Universität“, so Rektor Schareck.
„Das mit Ornamenten sehr angefüllte und in warmen Farbtönen gehaltene Foyer des Universitätshauptgebäudes verlangte einen Gegensatz in der künstlerischen Gestaltung“, erläutert Bildhauer Wolfgang Friedrich. „Meine Wettbewerbsarbeit besteht aus zwei Teilen, Figur und Hintergrundbild. Sie beziehen sich auf die Atlas-Plastik, die früher in der Mittelempore stand. Die Kugelform des universellen Atlas-Weltmodells wird maßlich aufgenommen und verwandelt sich in meiner Arbeit in die Figur der Metis.“ Die lebensgroße Figur schwebt hell leuchtend vor einer Rückwand, die als ihr formaler und inhaltlicher Kontext konzipiert ist. Der blaugraue Grund mit seinen in ihm schwebenden Bildelementen erweitert dabei den Raum. „In Form und Farbe nehmen die Bildelemente überraschende, unvermittelte Bezüge zueinander auf, was auch metaphorisch zu verstehen ist: ein Kosmos, der weniger objektiv gegeben ist als vielmehr erst in der Betrachtung konstituiert wird. Die Rückwand wird somit zum Gleichnis eines universalen Bildungsanspruchs“, so Wolfgang Friedrich.
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Metis – die Göttin der altgriechischen Mythologie, als Meistwissende unter den Göttern und Menschen und als Bewirkerin aller gerechten Dinge bezeichnet, mit der Fähigkeit zur Metamorphose, wird erste Frau des Zeus, die ihm ein Kind, Athene, von unfassbarer Klugheit beschert. Philosophisch steht Metis für die Wissensform, die praktisches, komplexes, implizites Wissen bezeichnet und als Scharfsinn von den drei anderen Wissensformen episteme, techne und phronesis unterschieden wird.
„Für mich symbolisiert die Figur der Metis die sich entwickelnde Wissenschaft mit ihren Segnungen und Verhängnissen. Das eher statische Prinzip des Atlas weicht einer dynamischen Bewegung der Metis. In der Vorderansicht ist es eine ruhige im Oval eingeschlossene Komposition. In der Unteransicht und in den Seitenansichten wird sie schwungvoller. Im metaphorischen Sinn ─ als Bild einer entfesselten Wissenschaft ─ sprengt die Figur den Rand eines hermetischen Denkraumes“, beschreibt der Künstler seinen Zugang zu der mythologischen Figur. „Die Dinge sind in Bewegung, die Welt öffnet sich. Interdisziplinäre Zusammenarbeit erschließt neue Forschungsbereiche und neue Wege der Erkenntnis. Vieles spricht dafür, dass eine engere Verbindung von Kultur, Kunst und Wissenschaft Großes zum Auf- und Ausbau unserer Wissensgesellschaft leisten könnte. Auch dafür steht Metis“, so Wolfgang Friedrich.
Quelle: Universität Rostock, Foto: Wolfgang Friedrich