Rostocker Weihnachtsmarkt 2013 offiziell eröffnet
Im 30. Jahr ist Falk Petersen der Weihnachtsmann auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt
30. November 2013, von Stefanie
„Hallo Weihnachtsmann!“ – oftmals mussten Eltern und Großeltern heute bei der Begrüßung des Weihnachtsmannes noch nachhelfen, so gespannt warteten am Nachmittag die Kinder auf ihn und sein Märchengefolge. Das Gedränge war so groß, dass die Kleinsten von Glück reden konnten, wenn sie eine große, starke Begleitperson dabei hatten, die sie für einen guten Blick auf ihre Schultern hievte.
Denn so ein gern gesehener Gast wie der Weihnachtsmann lockt natürlich auch die Presse mit ihren Kameras an. Über sie in der ersten Reihe hinwegzuschauen, ist für ein Kind schließlich nicht einfach. Aber der gute alte Mann bahnte sich routiniert seinen Weg vom Segelschiff, mit dem er den Stadthafen erreicht hatte, zu den vielen Kindern, die ihm ihre Wunschzettel entgegenstreckten. Dann verschwand er in sein Transportmittel, das ihn und seine Märchencrew vom Stadthafen zur Marienkirche brachte. Fuhr er in den letzten Jahren mit verschiedenartigen Pferdekutschen vom Stadthafen zum Weihnachtsmarkt, war der Weihnachtsmann in diesem Jahr wieder motorisiert unterwegs. Und das Tolle daran: In dem oben offenen Sightseeing-Doppelstockbus war so viel Platz, dass auch viele Schaulustige mit einsteigen konnten. Auf ging es den Berg hinauf, die Lange Straße auf und ab und ab der Marienkirche zu Fuß weiter bis zum Neuen Markt. Hier brummte schon der Rostocker Weihnachtsmarkt, der seit Donnerstag wieder mit Fahrgeschäften, Imbissbuden und Marktständen die Vorweihnachtszeit prägt.

An der Märchenschlossbühne angekommen, gab es nach der offiziellen Eröffnung traditionell den ordentlich mit Puderzucker bestäubten Weihnachtsstollen, den der Weihnachtsmann zuvor in Weihnachtsmannmeter abmaß. Er sollte schließlich für alle reichen. Nachdem die Mäuler gestopft waren, war es Zeit für die Premiere des neuen Weihnachtsmärchens. In diesem Jahr geht es der Frage nach „Der Weihnachtsmann und Rentner?“ Immerhin feiert Falk Petersen in diesem Jahr sein 30. Weihnachtsmanndienstjubiläum. Als 30-Jähriger war er in die Rolle geschlüpft. Der damalige Veranstalter hatte ihn gefragt, ob er als Weihnachtsmann über den Weihnachtsmarkt gehen und sich mit Kindern fotografieren lassen wolle. Er zog sich den roten Mantel an, pflanzte sich den weißen Lockenbart ins Gesicht, ein bisschen Schminke: der Rostocker Weihnachtsmann, wie ihn auch schon die Eltern der heutigen Kinder kannten, war geboren. Als er sich damals das knapp halbstündige Bühnenprogramm, in dem die Kinder ihre Gedichte aufsagten und der Weihnachtsmann ihnen Schokolade gab, ansah, dachte er sich: Das kann es nicht sein. So führte er 1985 die Weihnachtsmannsprechstunde ein, die seither oft kopiert wurde. Kinder kommen auf die Bühne und erzählen dem Weihnachtsmann von ihren Sorgen. Streit mit der Freundin, keine Ahnung, was auf den Wunschzettel soll – die Probleme werden gemeinsam gelöst.
Kein Buhmann, keine Rute

An eine brenzlige Situation in der Weihnachtsmannsprechstunde erinnert sich Falk Petersen besonders: „Einmal kam ein Kind mit einem Wunschzettel, auf dem es eine Pistole gemalt hatte. Was ist denn das?, fragte ich. Mit einer Pistole kann man jemanden erschießen? Möchtest du jemanden erschießen? Das Mädchen antwortete: ja, meine Mama. Alles war live über Mikrofon zu hören. Mir kam es so vor, dass Totenstille war. Dann habe ich gesagt: Eine Pistole können meine Zwerge nicht bauen. Lass uns mal was anderes überlegen!“ Die beiden einigten sich auf eine Puppenstube, die das Kind malen und das Bild am nächsten Tag wiederbringen sollte. Dann ging das Mädchen unter den Augen des Publikums von der Bühne zu seiner Mutter. „Die Mutter umarmte sie und dann habe ich gesehen, dass sie ein Baby im Kinderwagen hatte. Mich hat sehr gefreut, dass sie nicht geschimpft hat.“
Jeder, der Weihnachtsmann sein will, so Petersen, müsse ein pädagogisches Gespür haben. Hat man es nicht, macht man es lieblos und wird es nicht zum Erfolg bringen. Nicht ohne stolz sagt er: „Es gibt in Rostock kein Kind, das Angst hat vorm Weihnachtsmann, weil ich nicht mit Rute komme. Man merkt bei Kindern, wenn die Eltern sagen, wenn du nicht aufräumst, sage ich das dem Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann sollte niemals als Buhmann benutzt werden. Sicherlich sollte er sein großes Buch haben, wo drin steht, ob die Kinder lieb waren. Aber er sollte nie dazu benutzt werden, die Defizite der Eltern bei der Erziehung auszubügeln. Das klappt vier Wochen im Jahr, dann ist sowieso alles vorbei.“

Falk Petersen, der hauptberuflich im Zoo arbeitet, ist jedoch nicht nur im Dezember mit seiner Weihnachtsmannrolle beschäftigt. Schon im September beginnen die Proben für das Märchen. Jedes Jahr gibt es ein neues, geschrieben von seiner Frau Karin, die schon fast genauso lange alle Jahre wieder in die Rolle der Märchentante schlüpft. Auch Sohn Kai wird in die Produktion des Kindertheaterstückes eingespannt, steuert die Musikstücke bei und ist in der Rolle des Räubers Immerklug zu sehen. Insgesamt agieren etwa zehn Personen als Märchenwaldfiguren auf oder als Techniker hinter der Bühne.
„Das macht den Rostocker Weihnachtsmann aus. Wenn ich allein wär, wär ich ein Weihnachtsmann wie jeder andere. Mit unserem Konzept wollen wir Kinder ansprechen“, betont Falk Petersen.
Im Laufe der drei Jahrzehnte seien die Kinder ein bisschen kritischer geworden. Die Eltern zum Großteil gleichgültiger, stellt Rostocks Weihnachtsmann fest. Umso mehr freut es ihn, dass es auch viele Eltern gibt, die jedes Jahr kommen, mitunter jeden Tag vor der Bühne stehen.
Und das können sie auch in den nächsten Jahren noch tun, denn in Rente will der Weihnachtsmann noch nicht gehen. Eigentlich kommt er ja jetzt erst in das richtige Alter.