Die Tanzcompagnie des Volkstheaters zeigt Have a Look 2
Die Tänzer des Volkstheaters Rostock haben wieder selbst choreografiert und zeigen in „Have a Look 2“ Begegnungen im Flughafen
19. Oktober 2014, von Stefanie
Ob ich etwas Gefährliches dabei hätte, ein Messer oder Ähnliches, werde ich am Einlass gefragt, während ein Herr mit so etwas wie einem Metalldetektor an mir herumfuchtelt und das Ding auch tatsächlich zu piepen anfängt. Ebola, Pilotenstreik, Abstürze – dank der aktuellen Nachrichtenlage bin ich sofort alarmiert. „Fieber?“ kann ich mir gerade so als Antwort verkneifen und schlüpfe auf den letzten freien Platz. Die Premiere von „Have a Look 2“ war ausverkauft. Sie wurde im Bug – der Raum im Großen Haus, der früher als Theatercafé und Probenraum des Tanzensembles genutzt wurde – gezeigt. Etwas über 100 Zuschauer sitzen in drei Reihen an einer kurzen und langen Seite des Raumes entlang. Wer zu spät kommt, muss damit rechnen, dass der Blick auf die Tänzer durch Säulen gestört wird. Es ist freie Platzwahl.

Nach dem Check-in des künstlerischen Assistenten der Tanzcompagnie des Rostocker Volkstheaters fällt der Blick auf die Flughafenbank am Rande der Bühne, wo die Tänzer auf ihren Auftritt warten. Der Rahmen von „Have a Look 2“ ist klar: Wir befinden uns auf einem Flughafen, der den Wunsch nach Freiheit und Aufbruch, nach Idealen, Ehrgeiz, Hoffnungen symbolisiert, wie es im Programmheft heißt. „Hier treffen Menschen auf Menschen.“ Zu diesen Begegnungen haben die Tänzer der Tanzcompagnie des Volkstheaters sieben Szenen entwickelt. Das ist das Besondere an Have a Look – die Choreografien stammen von den Tänzern selbst. Waren die Szenen der ersten Ausgabe noch mit gesprochenen Texten eines Schauspielers miteinander verbunden, versuchen die Choreografen sie beim zweiten Mal noch kohäsiver dem gemeinsamen Thema der Begegnung von sich unbekannten Menschen in einem öffentlichen Raum zu verknüpfen. Dennoch trägt jede Einzelne die klare Handschrift ihres Erfinders und lässt so immer wieder neue Aspekte und abwechselnde Bewegungen zum Vorschein kommen.

Sie werden mal als Solo, in kleineren Gruppen oder in großer Formation – was beim Rostocker Ensemble acht Tänzer bedeutet – vorgetragen und zeigen das Neben-, Gegen- und Miteinander der Fluggäste. Hektisch und gereizt, aber auch sanft und liebevoll agieren sie auf der Tanzfläche im schwarzen Raum. Auf einer Leinwand – je nach Blickwinkel des Betrachters dahinter oder daneben – spielen sich Ergänzungen ab: anfangs und zum Ende der Blick aus der Flughafenwartehalle auf das Rollfeld. Dazwischen Schattenspiele und Videoprojektionen von Fernsehstörungen, aber auch selbst kreierte grafische Filme sind zu sehen. Die Musik ist modern und bleibt zurückhaltend. Zwei Stücke stammen von Secret of Element. Hinter dem Namen verbirgt sich der junge Rostocker Komponist Johann Pätzold, der schon zu Have a Look einen Titel beisteuerte und derzeit durch seine Mobilisierung einer Demo für die Spartenvielfalt des Volkstheaters von sich Reden macht.
Genau einstudiert sind die einzelnen Sequenzen. Ein wenig Improvisationsfreiheit bleibt aber doch. Wenn zum Beispiel die Tänzer das Publikum ansprechen und der eine oder andere Zuschauer dann irgendwie reagiert. So ist jede Vorstellung doch ein bisschen anders.
Die nächsten Vorstellungen:
- Do 23. Oktober 2014, 20:00 Uhr, Großes Haus: Bug
- Sa 01. November 2014, 20:00 Uhr, Großes Haus: Bug
- Fr 07. November 2014, 20:00 Uhr, Großes Haus: Bug
- Fr 14. November 2014, 20:00 Uhr, Großes Haus: Bug
- So 16. November 2014, 20:00 Uhr, Großes Haus: Bug
- Mi 31. November 2014, 19:30 Uhr, Großes Haus: Bug
Fotos: Thomas Häntzschel