Eröffnung des Barfußpfades im IGA-Park

Schuhloses Erlebnis für alle Sinne

6. Juni 2010, von
Karina Jens testet den Waschplatz
Karina Jens testet den Waschplatz

Schöneres Wetter hätte sich der IGA-Park für seinen verspäteten Kindertag wohl nicht aussuchen können. Schon am frühen Vormittag verwöhnte uns die Spätfrühlingssonne mit sagenhaften 20°C – vor anderthalb Wochen hätte man das gar nicht für möglich gehalten. Kein Wunder, dass man da erstmal skeptisch bleibt und ich mich tatsächlich noch überreden ließ, eine dünne Jacke mitzunehmen. „Könnte im Schatten ja kalt werden …“

Aber nicht nur das Kinderfest und das gute Wetter lockten heute zahlreiche Besucher in den Rostocker IGA-Park. Auch die offizielle Eröffnung des neu errichteten Barfußpfades stand auf dem Programm und machte die ehemalige Gartenschau damit zur Attraktion für Besucher und Einheimische.

Eröffnung des Barfußpfades durch Karina Jens, Emilie und Florian
Eröffnung des Barfußpfades durch Karina Jens, Emilie und Florian

Den Startpunkt zu finden war nicht weiter schwer. Mit Karten kann ich zwar nicht viel anfangen, doch die ungefähre Richtungsangabe der Kassiererin und die vielen kleinen Hinweisschilder führten mich schließlich schneller als gedacht zum Ziel. Etwa im Schatten des mächtigen Weidendoms gelegen wurde der Start für den Abenteuerpfad errichtet.

Wasserspender stärken im Schatten der Bäume die Verdurstenden, montierte Schläuche dienen gleichzeitig der Fußreinigung. Damit man sich während des Rundgangs nicht noch das eigene Schuhwerk über die Schulter hängen muss, steht den Besuchern eine Reihe von Schließfächern zur Verfügung, in denen schließlich sogar noch meine Jacke Platz fand.

Barfuß zwischen den Gänseblümchen
Barfuß zwischen den Gänseblümchen

Zur feierlichen Eröffnung pünktlich um elf Uhr erschienen auch Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und IGA-Park-Geschäftsführer Jörg Vogt, um den Anlass entsprechend zu würdigen. Und um der Würdigung noch ein bisschen Symbolgehalt zu verleihen, durfte erstere mithilfe der Kinder Emilie und Florian das rote Absperrband durchschneiden und damit den Barfußpfad für die Besucher freigeben.

Doch was wäre eine Eröffnung ohne einen ersten Rundgang, um sich selbst von der neuen Touristenattraktion des Parkgeländes zu überzeugen? Wagemutig, wie ich bin, war ich mir selbstverständlich nicht zu schade, den Pfad selbst für meine lieben Leser zu testen und dabei auch nasse Füße zu riskieren. Bevor „wagemutig“ jedoch zu „waghalsig“ wird, muss man natürlich über mögliche Tücken und Risiken im Bilde sein.

Heukuhle im Rostocker Barfußpfad
Heukuhle im Rostocker Barfußpfad

„So 70 Zentimeter kann man schon mal weg sein“, hieß es da von den Verantwortlichen. „Was?“, kam es sofort erschrocken von unserer lieben Bürgerschaftspräsidentin, die ihrerseits ebenfalls ihre rosa lackierten Zehnägel entblößte und den Rundgang wagen wollte.

Der Rostocker Barfußpfad ist einer von etwa 62 in ganz Deutschland. Es gibt zwei verschieden lange Wege, die etwa einen und zwei Kilometer lang sind und durch den Nordosten des IGA-Parks führen. Auf der Strecke sind 16 Mitmach-Stationen verteilt, die sämtliche Sinne des Besuchers fordern. Dabei werden natürlich auch die verschiedensten Vegetationszonen durchquert, wie etwa Wald, Wiese, Sumpf und Strand.

Weidentunnel im IGA-Park Rostock
Weidentunnel im IGA-Park Rostock

Los ging der Pfad mit harmlosen Betonplatten auf einem harmonischen Waldweg. „Das ist ja wie als wenn ich bei mir zu Hause über die Terrasse gehe“, zeigte sich Karina Jens begeistert. Die erste Hürde ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Schon nach der ersten Wegbiegung tauchte unvermittelt eine Kuhle mit Heu auf, die Besucher und Prominenz gleichsam tapfer durchquerten.

Aber nicht nur neue Hindernisse wurden für den Pfad errichtet, auch alte Parkelemente wurden in diesen mit eingebunden. So durften sich die Mutigen bei der nächsten Station durch den Weidentunnel tasten – gern auch mit geschlossenen Augen. Die Kurzbeinigen und Kleinwüchsigen hatten an dieser Stelle einen kleinen Vorteil, der sich an späterer Stelle aber noch vielfach ausgleichen würde.

Brückenüberquerung beim Barfußpfad
Brückenüberquerung beim Barfußpfad

Nach der „Steinschlange“ und dem kleinen Spielplatz wurde es richtig schön nass für die Füße und all jene, die sich erfolgreich vor dem Ausziehen der Schuhe gedrückt hatten, bereuten diese Entscheidung möglicherweise erstmals. Kurz darauf standen wir auch schon vor der entscheidenden Weggabelung, man könnte auch sagen: in unserer bisher recht großen Gruppe wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Und der wagemutige Weizen mit der Kamera um den Hals geht natürlich mit den langen Weg, ist doch klar.

Lehmkuhle beim Rostocker Barfußpfad
Lehmkuhle beim Rostocker Barfußpfad

Keine schlechte Entscheidung, denn schon nach wenigen Metern wandte sich der Holzbohlenweg als Brücke über einen Arm der Warnow und belohnte die Mutigen mit einem Blick auf große Fische und eine schön gestaltete Parkanlage. Doch auch die wahren Herausforderungen der Strecke standen kurz bevor.

Nach einigen Mitmach-Stationen fand sich unsere kleine Gruppe plötzlich vor einer tiefen Lehmgrube wieder, die an den Seiten mit Geländern ausstaffiert war. Nur diejenigen mit geringer Hemmschwelle und kürzerer Hose wagten den Abstieg ins Ungewisse – und erklommen auf der anderen Seite mit strahlender Begeisterung und matschig braunen Füßen wieder das Grasland.

Auf zum Strand beim Barfußpfad
Auf zum Strand beim Barfußpfad

Was vom Lehm nach weiteren Stationen und ein paar hundert Meter über Rasen und Asphalt noch nicht auf der Strecke geblieben war, wurde spätestens vom klaren Warnow-Wasser abgespült. Denn unvermittelt traten wir aus dem Schatten der Bäume und fanden uns am Strand des IGA-Parks wieder, wo sich die Gruppe begeistert in die kühlen Fluten warf – jedenfalls knöchelabwärts.

Und da war es dann auch schon: das gefürchtete Hindernis mit den 70 Zentimetern abwärts. An einer schmalen aber nicht zu verachtenden Stelle sah der Pfad vor der Kulisse des Traditionsschiffes vor, dass der Besucher den Flussarm durchwaten sollte. Eine Messlatte am unerreichbaren anderen Ufer zeigte sogar einen Wasserstand von ganzen 80 Zentimetern an.

Fluss-Station beim Rostocker Barfußpfad
Fluss-Station beim Rostocker Barfußpfad

Ein besonders tapferer Herr aus der Gruppe wagte schließlich den Anfang und stieg in den Fluss. Trotz kurzer Hose und langer Beine sah er allerdings nach noch nicht einmal der Hälfte der Strecke ratlos zu uns zurück, das Wasser war einfach zu tief. Sven, unser Pfadführer von der Umweltbildung, hat dafür die Erklärung: „Der Boden bewegt sich im Wasser, da kann es schon mal tiefer sein. Gegen eine nasse Hose hilft nur den Hintern in die Sonne halten, auch wenn’s dusselig aussieht.“

Nur gut, dass der Weg durch den Fluss sich über die Brücke umgehen lässt. Die letzten beiden großen Highlights waren dann wieder auf dem Weg, der mit der kleinen Strecke zusammenführt. Zum einen bot der Pfad einige Meter Abenteuer durch tiefen Morast im Wald, zum anderen durften besonders Mutige ihre Schmerzempfindlichkeit auf dem Scherbenbett testen.

Scherbenbett beim Barfußpfad im IGA-Park
Scherbenbett beim Barfußpfad im IGA-Park

Viel zu schnell war unser Rundgang beendet. Ein bisschen wehmütig wurde ich dann schon, als plötzlich wieder der Waschplatz mit den Schließfächern vor uns auftauchte. Dort wurden die letzten Lehmklumpen, Heubüschel und Kieselsteinchen von den Füßen gespült und diese dann in Ermangelung eines Handtuchs an der warmen Mittagssonne getrocknet.

Der Barfußpfad kann übrigens unter fachlicher Führung auch in Gruppen und mit Schulklassen besucht werden, mehr Informationen gibt es unter www.IGA2003.de

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