Schaltjahreskolloquium am Institut für Physik der Universität Rostock
Rostocker Physiker mit Schalt-Bewusstsein: Professoren, Wissenschaftler und Studenten der Uni Rostock nehmen am 29.2.2016 ihr Fachgebiet vor breiter Öffentlichkeit auf die Schippe

Wer am 29. Februar Geburtstag hat, hat es nicht leicht. Man kann nur alle vier Jahre feiern und wird dennoch jedes Jahr älter. 2016 ist ein Schaltjahr und uns wird mit dem 29. Februar ein zusätzlicher Tag geschenkt. „Weil die Zeitmessung der Menschheit immer mal wieder in Ordnung gebracht werden muss“, zwinkert Physikerin Viola von Oeynhausen. Das solle gefeiert werden. „Streng wissenschaftlich natürlich.“ Deshalb findet am Institut für Physik der Universität Rostock seit 1952 alle vier Jahre ein Schaltjahreskolloquium statt.
Die Veranstaltung, zu der die Physiker am kommenden Montag um 15 Uhr Interessierte in den großen Hörsaal 1 des neuen Physik-Lehrgebäudes in die Albert-Einstein-Straße 24 einladen, ist an deutschen Universitäten einmalig.
Das Schaltjahr habe mit Raum-Zeit-Verspannungen zu tun, sagt Privatdozent Dr. Josef Tiggesbäumker. Deshalb werde die Welt an diesem Tage in Rostock von Professoren, Wissenschaftlern und Studenten mit physikalisch gewürztem Humor betrachtet. „Das Schaltjahr demonstriert die Besonderheit von Raum und Zeit“, so Tiggesbäumker.
Warum? Forscher haben erst kürzlich ein Signal gemessen, das die Existenz von Gravitationswellen belegt. Albert Einstein, seit 1919 Ehrendoktor der Universität Rostock, postulierte bereits vor hundert Jahren Gravitationswellen. Denn diese Verzerrungen der vierdimensionalen Raum-Zeit ergeben sich als direkte Folge seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. Seither versuchen Physiker Gravitationswellen experimentell aufzuspüren – um den letzten Baustein von Einsteins Relativitätstheorie zu bestätigen und darüber hinaus neue Erkenntnisse über das Universum zu gewinnen.
Doch es gebe noch genügend Anlass, die unmittelbare Zukunft zu planen. „Unsere pfiffigen Ideen und innovativen Konzepte stellen wir am kommenden Montag vor“, meint Dr. Tiggesbäumker verschmitzt. Die Rostocker Physiker werden sich mit dem Zustand des Universums beschäftigen und versuchen, in unmittelbarer Nähe unseres Planeten, neue Phänomene zu entdecken. In einer fiktiven wissenschaftlichen Gerichtsverhandlung wird zum Beispiel Viola von Oeynhausen die Mordsache Photon behandeln. „Wir nehmen uns und die Physik auf die Schippe“, sagt Josef Tiggesbäumker. Er erinnert an Professor Eberhard Gerdes, der seit 1952 jedes Jahr zum Schaltjahres-Kolloquium einen Beitrag leistete. Der humorvolle Pensionär weiß, wie kaum ein anderer, um die Geschichte der Physik in Rostock Bescheid und freut sich diesmal als interessierter Zuhörer auf das Kolloquium.
Quelle: Universität Rostock/Wolfgang Thiel, Foto: Universität Rostock/Thomas Rahr