Lingua Szena präsentiert „Zwischenrufe“
Theaterprojekt soll Migranten bei der Jobsuche helfen
29. Juni 2010, von Stefanie
Ein wütend schnaubender Drache hat sich über der ganzen Bühne im Peter-Weiss-Haus ausgebreitet. Langsam nähert er sich von hinten einem ahnungslosen Angler und verleibt ihn sich genüsslich ein.
Er ist nur eines von vielen menschenfeindlichen Ungeheuern, mit denen sich die Figuren des Theaterstückes „Zwischenrufe“ auseinandersetzen müssen.
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In anderen Szenen konnten die Zuschauer der Premiere am Montagabend miterleben, wie sich zwei Musketiere schlagen, eine Frau verzweifelt versucht, im Restaurant eine Bestellung aufzugeben oder wie eine Frau von der Polizei verfolgt wird. Immer geht es darum zu zeigen, wie Menschen wahrgenommen werden und wie sie nach Zuneigung suchen.
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Von der „Boshaftigkeit des Alltags, an die wir unser Leben verlieren“, will das Stück erzählen, so die Macher über ihr Theaterstück. Das alles wäre ja fürchterlich zum Weinen, wenn es nicht auch zum Lachen wäre. Immer wieder gelingt es dem Ensemble, mit lustigen Pointen für Erheiterung zu sorgen und dem Theaterstück eine optimistische Stimmung zu verleihen.
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Optimistisch sollen auch die Teilnehmer des Projektes „Lingua Szena“ ihr Berufsleben in die Hand nehmen. Die 20 Migrantinnen und Migranten, die ihre Wurzeln hauptsächlich in russischsprachigen Gebieten haben und nun in Rostock leben, sind auf der Suche nach einem Arbeitsplatz.
Mit der Erarbeitung des Theaterstückes „Zwischenrufe“ erhoffen sie sich dafür neue Impulse. Um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, soll die Verbindung von theaterpädagogischen Methoden und Verfahren des Bewerbungsmanagements dazu beitragen, ihre persönlichen Fähigkeiten besser einzuschätzen und weiterzuentwickeln.
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„Die Kombination aus Deutsch lernen und Bewerbungsmanagement ist eine gute Methode um die Integration zu verbessern“, lobt Dr. Rubén Càrdenas, Geschäftsführer des Migrationsrates und kommissarischer Integrationsbeauftragter der Stadt Rostock das Projekt.
Auch Denise Kraetsch, stellvertretende Geschäftsführerin des Hanse-Jobcenters, unterstrich die Bedeutung der Entwicklung der persönlichen Kompetenzen, die durch diesen kreativen Ansatz ermöglicht wird. Das Hanse-Jobcenter Rostock finanziert das Projekt. Umgesetzt wird es durch den Bildungsträger IBS und der Projektfabrik e.V., welche das Konzept entwickelt hat und es auch in anderen deutschen Städten leitet.
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Mit der Theaterpremiere endet die erste Phase des Projektes, die durch intensives wöchentliches Sprach- und Bewerbungstraining begleitet wurde.
Die Erarbeitung des Stückes selbst wurde durch den Theaterpädagogen Steffen Schreier unterstützt. Gemeinsam wurden die Szenen entwickelt und das Bühnenbild, die Requisiten und Kostüme angefertigt. „Die Teilnehmer haben sich mit unterschiedlichen Vorkenntnissen in die Arbeit eingebracht. Einige haben sogar Kunst studiert, was den Bühnenbildern sehr zugute kam“, erzählt Steffen Schreier über die Zusammenarbeit der Gruppe.
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Viel Lob für die Arbeit erhielt das Theaterteam auch vom Publikum. „Mir gefiel das Stück sehr gut. An der Ausstattung erkennt man auch, wie viel Arbeit dahinter steckt“, bewundert Claudia Karnitz die Leistung von „Lingua Szena Rostock“. Nun gehen die Teilnehmer der Gruppe in die zweite Phase des Projektes, welche aus einem betrieblichen Praktikum besteht. Auch hierbei werden sie kontinuierlich durch eine Bewerbungsmanagerin und einer Sprachtrainerin betreut und unterstützt.
Weitere Aufführungen gibt es am 29. und 30. Juli jeweils um 19:00 Uhr im Peter-Weiss-Haus