Rekordtemperaturen - Sommer am Warnemünder Strand
Rostocker und Gäste fliehen vor Tropenhitze an den Strand
3. Juli 2010, von Elina
Bei warmen Sommertemperaturen entblößen sich die Menschen nicht nur körperlich. Wer sich die Mühe macht, einmal einen genaueren Blick auf seine Mitmenschen zu werfen, kann schnell kleine Schwächen erkennen, die sonst im aufwändigen Zwiebellook versteckt werden.
Da zeigt sich, wer sich dank Brigitte-Diät schon eine top Bikini-Figur erkämpft hat und wer noch dran arbeiten muss, wer es mit der Körperenthaarung nicht so genau nimmt und wer schnell ins Schwitzen kommt.
Schon am Anfang der Woche stand fest, dass es an diesem Samstag in unseren Breitengraden um die 35°C heiß werden sollte. Außer die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, bleibt einem da nur übrig, Wasservorräte und gleich noch einen Ventilator zu kaufen oder vor der Hitze an den Strand zu fliehen.
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Nicht zuletzt auch wegen der Warnemünder Woche schien sich die große Masse für die zweite Lösung entschieden zu haben. Entsprechend voll war der Strandabschnitt auf Höhe des Warnemünder Leuchtturms, als ich nach dem „Niegen Ümgang“ auch mal vermeintlich kühle Meeresluft schnuppern wollte.
Schnell waren da die Füße aus den Schuhen befreit, mindestens genauso schnell schienen sie daraufhin vom glühend heißen Strandsand versengt zu werden. Mit Känguru-Sprüngen und im Zickzack um die Strandmuscheln hüpfend war bald das rettende Ufer der Sandwüste erreicht. Das Zischen und Rauchen meiner geschundenen Füße im Wasser konnte ich da schon fast spüren.

So vergingen gut zehn Minuten, die ich entspannt im flachen Meerwasser stand, während sich um mich herum trotz früher Tageszeit halb Rostock am Strand versammelt zu haben schien. Und die wahnsinnige Hitze machte das Leben an Land auch fast unmöglich, während die Ostsee mit angenehmen 21°C die einzig kühle Zuflucht darstellte.

Das schien auch Richard (43) aus Kühlungsborn so zu sehen. Trotzdem blieb er am Ufer zurück, während die beiden Töchter das Bad in den wogenden Wellen genossen. „Einer muss ja auf die Sachen aufpassen“, gab er sich ziemlich bescheiden.
„Ich hätt‘ jetzt Bock auf so ’ne Wassermelone“, schwärmte dagegen auf dem Rückweg zum Leuchtturm ein Jugendlicher vor seinem Freundeskreis. „Nee, ich hätt‘ Bock auf ne kalte Sprite“, erwiderte darauf seine Freundin. Genau das konnte ich jetzt auch gebrauchen, die ehemals kalte Fruchtschorle hatte sich in meiner Tasche nämlich in einen exotischen Früchtetee verwandelt.
Zurück an der Leuchtturmbühne wurde gerade das Eröffnungsprogramm für die Warnemünder Woche anmoderiert. Peinliches Highlight dort war der Auftritt der Warnemünder Oldie-Rocker „Spill“, die wir ja schon von früheren Live-Auftritten kennen.

Wer noch nicht stutzig wurde, dass die E-Gitarre gar nicht angeschlossen oder der Gesang immer perfekt abgemischt war, sollte spätestens aufmerksam geworden sein, als der Song „Hartmuts Traum“ plötzlich für etwa eine Sekunde aussetzte.
Besonders absurd wurde es jedoch, als das Lied mittendrin abrupt abbrach. Die Bandmitglieder sahen sich kurz verdutzt an, suchten dann aber schnell das Weite, während hastig weiter moderiert wurde und man versuchte, die Peinlichkeit zu vertuschen. Selbst ein schlechter Live-Auftritt wäre in jedem Fall besser gewesen als Playback, auch ohne diesen grotesken Zwischenfall.
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Auf dem Rückweg zum Bahnhof strömten bereits weitere Menschenmassen in Richtung Strand. „Man denkt, es sind schon alle da, aber es kommen noch viel mehr“, bemerkte ein älterer Mann kopfschüttelnd.
Mit vom Strandsand geschundenen Füßen und verbrannten Schultern freut man sich doch letztlich auf nichts sehnlicher als auf eine kalte Dusche und einen schattigen Liegeplatz.