Premiere Tanztheater „Scanning“ im Peter-Weiss-Haus
Das Jugendtanztheater Rostock zeigt bekannte Themen in neuem Kontext
7. Juli 2010, von Elina
Es gibt wohl verschiedene klischeehafte Traumberufe von Mädchen: Sängerin, Topmodel, Tierärztin, Dressurreiterin, Friseurin, Tänzerin … Dass gerade Letzteres in Rostock scheinbar gar nicht so unrealistisch ist, habe ich gestern Abend erfahren.
Direkt nach meiner letzten Geigenstunde fand im wohlbekannten Peter-Weiss-Haus die Premiere des Tanztheaterstückes „Scanning“ statt. Dieses wurde von jungen Tänzerinnen des Jugendtanztheaters Rostock aufgeführt.
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Schon seit Gründung des „Tanzland Rostock“ wird auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen großen Wert gelegt. Regelmäßig werden Tanztheaterstücke erarbeitet und gemeinsam auf die Bühne gebracht, wie in der Vergangenheit bereits Stücke wie „Peter und der Wolf“, „Flossen hoch!“ und „Störfaktor“.
Die jungen Tänzer und Tänzerinnen des Jugendtanztheaters sind zwischen 14 und 20 Jahre alt und trainieren zweimal wöchentlich intensiv miteinander, vor Auftritten natürlich wesentlich öfter.
Das neueste Stück „Scanning“ befasst sich unter moderner Aufbereitung mit zentralen Themen wie Neugier, Freiheit und Kontrolle. Das Bühnenbild und auch die Kostüme der Tänzerinnen sind zunächst in schlichtem und gleichzeitig strengem schwarz-weiß gehalten.
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Die ersten Szenen beginnen mit einer Art Reise, bei der mit teilweise antik aussehenden Koffern abwechselnd durcheinander und simultan marschiert und getanzt wird.
Das Spannende an solch simultanen Choreographien ist ja, dass sich die stärksten und schwächsten Glieder der Kette relativ schnell erkennen lassen. Oder wie letztens bei „Pferd TV“ im NDR in Bezug auf die Quadrille gesagt wurde: Perfekt ist es dann, wenn niemand auffällt.
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Die Bedeutung des Titels „Scanning“ wird beim Stück auch recht schnell deutlich, als die Tänzerinnen sich gegenseitig wie am Flughafen die Figur entlang „scannen“. Im Programmheft wird es folgendermaßen erklärt: „Ist jemand, der eine interessante Person länger als zwei Sekunden betrachtet, ein Scanner?“ Da wäre dann wieder die Assoziation mit dem Leitthema Neugier.
Am Ende der dritten Szene „(unser) Kofferkomplex“ passiert dann etwas geradezu Unfassbares: Die jungen Tänzerinnen beginnen, mit Messern und Scheren auf die Koffer einzustechen. Die schönen alten Koffer, die mich stark an das antike Modell meiner lieben Schwester erinnern, für das diese ziemlich viel Geld hinblättern musste, werden einfach so unwiederbringlich zerstört. Da blutet einem fast schon das Herz.
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Die Koffer (oder was davon übrig ist) werden am Ende der Szene beiseite geschafft und stattdessen wird mit einem großen Tuch, langen Seilen oder Scheinwerfern eindrucksvoll weiter getanzt.
Das Stück „Scanning“ wird am 7. und 9. Juli zwei weitere Male im Peter-Weiss-Haus aufgeführt. Weitere Informationen gibt es unter www.tanzland-rostock.de