Alles nur geklaut – Produkt- und Markenpiraterie am Pranger
Ausstellungseröffnung im Patent- und Normenzentrum der Universitätsbibliothek Rostock
20. April 2011, von AndrePlagiate sind in aller Munde, nicht erst seit im Internet reihenweise Doktorarbeiten von Politikern als abgeschrieben entlarvt werden. Schon 1993 schrieben Die Prinzen mit ihrem Hit „Alles nur geklaut“ die heimliche Hymne auf den Diebstahl. Unter diesem Motto zeigt das Patent- und Normenzentrum der Universitätsbibliothek Rostock zurzeit eine Ausstellung zum Thema „Produkt- und Markenpiraterie am Pranger“, die gestern in Anwesenheit des Rektors Wolfgang Schareck mit einem Vortrag von Christine Lacroix eröffnet wurde.
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Christine Lacroix ist Geschäftsführerin der Plagiarius Consultancy GmbH. Der Plagiarius ist ein Negativpreis, der einmal im Jahr vergeben wird und seit 1977 die dreistesten Produktkopien und Fälschungen „auszeichnet“. Der Preis hat die Form eines schwarzen Zwerges mit goldener Nase. Seit 2007 werden in einem eigenen Museum in Solingen 350 Plagiate mit den dazugehörigen Originalen ausgestellt. Häufig sind die Nachahmungen mit bloßem Auge nicht zu erkennen.
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In ihrem Vortrag stellte sie die drei unterschiedlichen Gruppen von geistigem Diebstahl vor. So unterscheidet man zwischen Plagiaten, Fälschungen und Markenverletzungen.
Bei Plagiaten wird das Design oder die Technik eines Produktes übernommen und unter dem eigenen Markennamen verkauft. Fälschungen sind billige Kopien eines Gegenstandes, bei denen auch der Markenname übernommen wird. Markenverletzungen sind Produktnamen, die bewusst nah an schon bestehenden Namen sind, sowie Taschentücher die Tempa heißen, oder Produkte einer Marke, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Ein Beispiel dafür sind angebliche Taschentücher der Zigarettenmarke Marlboro.
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Die Gruppe Plagiarius, die unter dem Leitspruch „Innovation contra Imitation“ operiert, hat sich als Ziel gesetzt, Betroffene aufzuklären und auch die Industrie zu unterstützen. Allein in Deutschland entstehen jährlich Schäden zwischen 30 und 50 Milliarden Euro. Europaweit werden über 400 Millionen Artikel beschlagnahmt. Und nicht nur die Industrie muss mit den Schäden des geistigen Diebstahls leben, auch die Konsumenten können darunter leiden. Denn häufig werden minderwertige Materialien verarbeitet, die teilweise sogar gesundheitsschädlich sind.
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Als einer der ersten Gäste schaute sich der Rektor der Universität, Professor Dr. Wolfgang Schareck, die Ausstellung an. Er bestaunte die etwa 50 Exponate, die das Museum in Solingen als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Besonders angetan haben es ihm dabei die unterschiedlichen Versionen des Tempo-Taschentuchs. Er berichtete, dass Plagiate auch an unserer Uni Thema sind. So wurde erst vor Kurzem an der Philosophischen Fakultät ein Betrugsversuch bei einer Doktorarbeit aufgedeckt und entsprechend geahndet.
Er betonte, wie wichtig der Schutz von geistigem Eigentum ist. Gerade für die Universität Rostock, die in einem Ranking der Ludwig-Maximilians-Universität München zur Unterstützung von Existenzgründungen den zehnten Platz belegte. Besonders das Patent- und Normenzentrum der UB Rostock sei für diese Aufgaben sehr wichtig.
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Die Ausstellung selbst zeigt die komplette Bandbreite von kopierten Produkten, zum Beispiel Eierbecher, Brillen, Spielzeuge, Schreibwaren und Rucksäcke. Dabei gibt es nicht nur Plagiate, sondern auch Fälschungen zu sehen. Und man kann häufig nicht erkennen, was Original und was Fälschung ist. Neben Textilien sind Medikamente die am häufigsten kopierten Waren. Und besonders da zeigt sich, wie gefährlich Plagiate sein können, sind doch häufig nicht die gleichen oder gar keine helfenden Inhaltsstoffe enthalten.
Noch bis zum 10. Mai können sich Interessierte selbst ein Bild von Original und Kopie machen. Das Patent- und Normenzentrum findet sich im Unigebäude in der Parkstraße 6, welches auch unter dem Namen „Grünes Ungeheuer“ bekannt ist.