Anna Mitgutsch: „Wenn du wiederkommst“

LiteraTour Nord 2010/2011 geht auf die Zielgerade

25. Januar 2011, von
Anna Mitgutsch, Manfred Keiper und im Hintergrund Lutz Hagestedt
Anna Mitgutsch, Manfred Keiper und im Hintergrund Lutz Hagestedt

Auf dem Plakat der LiteraTour Nord sieht Anna Mitgutsch ein wenig so aus wie eine strenge Oberlehrerin. Doch als sie am Dienstag die Bühne der „anderen buchhandlung“ betrat, merkte man sofort, dass heute eine sehr sympathische Autorin aus ihrem aktuellen Roman vorlesen sollte. „Wenn du wiederkommst“ so der Titel des Buches, dass nach Aussage der Autorin eigentlich eine Totenklage ist, was jedoch Verlag und Agentur nicht auf dem Titel haben wollten.

Es war das erste Mal für Anna Mitgutsch in Rostock, obwohl der Inhaber der Buchhandlung, Manfred Keiper, betonte, dass sie schon längst hier gelesen haben sollte. Immerhin ist „Wenn du wiederkommst“ ihr achter Roman, mit dem sie nun an der 19. Auflage der LiteraTour Nord teilnimmt.

Anna Mitgutsch liest aus "Wenn du wiederkommst"
Anna Mitgutsch liest aus "Wenn du wiederkommst"

In dem Buch geht es vor allem um den Umgang mit Trauer. Die Protagonistin, die gleichzeitig auch die Erzählrolle übernimmt, hat nach einer 35-jährigen Beziehung ihren Mann Jerome verloren, obwohl die beiden nach einer 15-jährigen Pause gerade wieder zueinandergefunden haben.

Die Frau beschreibt mithilfe der jüdischen Trauerrituale, wie man mit Trauer umgehen kann, aber auch wie man unter dieser Trauer leidet, was man durchmacht und auch wie andere Menschen mit dem Verlust umgehen. Die Trauerbeschreibung wird immer wieder mit Rückblicken auf die Vergangenheit gemischt, sodass ein sehr stimmiges und doch zugleich bedrückendes Gefühl beim Leser aufkommt.

Das Publikum in der anderen buchhandlung
Das Publikum in der anderen buchhandlung

Und dieses Gefühl kam auch bei der Lesung rüber. Nach einer kurzen Einleitung las Anna Mitgutsch etwa eine Stunde, ohne dazwischen etwas über das Buch zu sagen. Sonst ist es dadurch schwierig, dem Autor und den Sprüngen im Buch zu folgen, doch hier hatte man dieses Problem nicht – ob das nun an der sehr guten Vortragsweise oder der Auswahl der Lesestellen lag, kann ich nicht sagen. Die bedrückte Stimmung des Buches kam sehr gut rüber, eine Stimmung, die aber nie zu sehr ins Depressive abdriftet.

Nachdem sie das Buch zugeschlagen hatte, wünschte ich mir, dass das anschließende Gespräch doch dieses Mal ausfallen würde. Es hätte sicher nicht geschadet, hätte man die Stimmung einfach so wirken lassen und dies bestätigte auch Literaturprofessor Lutz Hagestedt: „Schade, dass ich Ihnen jetzt noch Fragen stellen muss.“

Anna Mitgutsch im Gespräch mit Lutz Hagestedt
Anna Mitgutsch im Gespräch mit Lutz Hagestedt

Doch zum Glück schadete das Gespräch der Stimmung im Raum nicht, die Anspannung löste sich etwas und es wurde zum Ende hin sogar gelacht.

Anna Mitgutsch berichtete, dass sie immer sehr viel Zeit für die Vorbereitung eines Romans braucht. Auch konnte sie die Frage einer Dame aus dem Publikum beantworten, warum das Buch denn an den jüdischen Trauerritus angelehnt sein. „Das ist ganz einfach, ich bin selbst Jüdin. Aber ich hatte beim Schreiben eine Idee: Alle Religionen beruhen auf der Idee, dass man nicht akzeptieren kann, dass ein geliebter Mensch tot ist.“

Richtig lustig wurde es dann, als Hagestedt seine Lesart des Buches präsentierte, die Anna Mitgutsch vehement verneinte: „Das haben Sie erfunden!“ konterte sie den Ausführungen Hagestedts, sodass sich ein richtiges Streitgespräch auf der Bühne entwickelt hat. Am Ende räumte der Professor ein: „Literaturwissenschaftler braucht es hier oben nicht“, und gab das Wort ans Publikum ab. Die zwei Wortmeldungen lobten noch einmal die Lesung und das Buch, was einen idealen Abschluss für den Abend darstellte.

Anna Mitgutsch im Gespräch mit Brigitte Leidig
Anna Mitgutsch im Gespräch mit Brigitte Leidig

Natürlich wurden auch wieder Bücher signiert. Unter anderem suchte Brigitte Leidig das Gespräch mit der Autorin. Mir verriet sie, dass es ihr wunderbar gefallen hat. „Ich liebe Anna Mitgutsch und es ist ein wichtiger Roman, um zu sehen, wie man mit Trauer und Tod umgehen kann. Auch der Schreibstil ist toll.“

Die letzte Lesung der Tour findet am 8. Februar wieder in der „anderen buchhandlung“ statt. Dann präsentiert Jan Faktor seinen Roman mit dem vielsagenden Titel: „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag”.

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