BALMUN 2010 - Baltic Model United Nations
Klima- und Zukunftskonferenz am Innerstädtischen Gymnasium
12. Juni 2010, von Elina
Erst vor kurzem habe ich davon geträumt, wieder zur Schule zu gehen – „geträumt“ ist dabei in seiner wortwörtlichen Bedeutung zu verstehen. Der geregelte Tagesablauf, die vielen alten Freunde, die gemeinsamen Probleme und Ärgernisse – irgendwie schien mir das alles ziemlich verlockend.
Dass sich dieser Traum so schnell bewahrheiten würde, hatte ich jedoch nicht geahnt. Nun ja, das Innerstädtische Gymnasium am Goetheplatz ist zwar nicht meine alte Schule, aber doch eine gute Gelegenheit, um mal wieder in das alte wohl bekannte Gefühl hineinzuschnuppern.
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Anlass dieser Möglichkeit war das BALMUN 2010, abgekürzt von Baltic Model United Nations. Dabei handelt es sich um eine mehrtägige Konferenz (10. bis 13. Juni), bei der Schüler unter realitätsnahen Bedingungen das politische Geschehen der UN nachempfinden sollten. Untertitel dieser Konferenz waren „Facing regional challenges in a globalized world“ sowie „Caring for climate. Political and economic solutions“ – einen gratis Englisch-Aufbaukurs gab es also auch gleich mit dazu.
Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten im renovierten Schulgebäude des ISG, welche durch seltsame Wegweiser und unverständliche Abkürzungen nicht gerade erleichtert wurden, fand ich endlich einen Verantwortlichen. Na ja, eigentlich einen Schüler, der mit Anzug und Namensschildchen recht wichtig aussah. „Die GA sind in der Aula“, erklärte er, zeigte mir aber freundlicherweise auch gleich noch den Weg.
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Die beeindruckende Aula war also zum politischen Schauplatz umgebaut worden. Im Flur davor standen zahlreiche Schüler verschiedener Herkunft, die sich teilweise richtig aufgebrezelt hatten. Um nicht viel erklären zu müssen, wird an dieser Stelle der Dress Code aus dem Conference Program zitiert: „Boys need to wear a suit including a tie. Girls have to wear a pantsuit, a skirt and a blouse or something similar. Jeans, sneakers and T-shirts will not be tolerated.“ Jetzt ratet mal, wer ausgerechnet heute Letzteres an hatte …
Nachdem sämtliche teilnehmende Schüler in der Aula Platz genommen hatten, konnte es losgehen. Laut Programmheft stand zunächst die „Formal Opening Ceremony“ bevor, welche unter anderem Reden des President of the GA (übrigens General Assembly) und des Schulleiters des ISG beinhaltete. Präsidentin und damit die Glückliche mit dem besten Sitzplatz war die Schülerin Eline Severijnen, die mit gutem Englisch und starker Souveränität ordentlich Eindruck machte.
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Die erste Eröffnungsrede am Podium durfte Thomas Döring halten, der seit 2002 Schulleiter des Innerstädtischen Gymnasiums ist. Er berichtete von der enttäuschenden Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen, betonte die Wichtigkeit des Klimas und damit verbunden das Engagement der „Young Generation“.
„It’s up to us, up to everyone, to save our planet“, brachte die Schülerin Clara Leiva Burger das später noch einmal genau auf den Punkt. Diesbezüglich stehen natürlich das Teilnehmen an öffentlichen Wahlen und der eigene Beitrag zum Klimaschutz ganz oben auf der To-do-Liste.
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Die BALMUN Konferenz fand in dieser Ausführung nun schon im dritten Jahr statt. Insgesamt waren etwa 150 Schüler aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Tschechien, Kirgisistan (wo gerade wieder ethnische Konflikte mit der usbekischen Minderheit aufflammen), der Ukraine und Gambia angereist.
Interessant ist dabei, dass Deutschland von Schülern aus den Niederlanden und die Niederlande von deutschen Schülern vertreten wurden. Es gab also nicht so etwas wie einen Heimvorteil.
Rektor Thomas Döring fasste das Konzept von BALMUN noch einmal zusammen. Zum einen sollte die Konferenz eine realistische Kopie der UN darstellen, damit die Teilnehmer Eindrücke von echter Politik gewinnen konnten. Zum anderen sollte es eine ideale Version der Wirklichkeit sein. Die Schüler sollten neue Ideen und Lösungen für realistische Probleme finden und dabei natürlich auch neue Freundschaften schließen.
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Auch Dr. Joachim W. Dippner vom Leibniz Institute for Baltic Sea Research in Warnemünde durfte mit seiner Rede einen Teil zur Eröffnungszeremonie beitragen und damit gleich noch eine kleine Nachhilfestunde bezüglich des Klimawandels geben.
Seiner Meinung nach trägt der Mensch zwar keinen unwesentlichen Beitrag zur Klimaveränderung bei, nebenbei wären aber auch noch natürliche Ursachen verantwortlich, die es schon immer gegeben hatte. Dazu zählen etwa die sich verändernde Form der Erdumlaufbahn, der Neigungswinkel der Erdachse und die abnehmende Sonnenaktivität.
„We have only one world and no time for experiments“, war seine schön formulierte Take-Home-Message und damit der Abschluss des Vortrags.
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Nach einer weiteren aber etwas kürzeren Rede stand endlich die Pause bevor – und damit mein wohlverdienter heißer Kaffee und ein weniger verdienter fetter Negerkuss. Die knapp 20 Minuten Unterbrechung wurden von den Schülern ganz unterschiedlich genutzt. Einige feilten an ihren Reden und der Rhetorik, andere bedienten sich schmatzend und schwatzend am Buffet und wieder andere verwechselten scheinbar die Schule mit einem Laufsteg. Ja, ja, Heidi Klums Quotenhit hinterlässt so seine Spuren …
Mit den vorherigen Reden war es mit der Opening Ceremony natürlich noch nicht getan. Nach der Pause folgten die Opening Speeches der Ambassadors, Committees, SC und SpC – das Programm ging noch bis zum Abend so weiter.
Wer mehr erfahren möchte, kann ja mal auf www.balmun.de vorbei schauen. Wer die Teilnehmer der Konferenz einmal unter lockereren Bedingungen kennen lernen will, hat dazu am Samstag ab 20:00 Uhr beim BALMUN Dance in der Bacio Lounge Gelegenheit.