Erster Spatenstich für Rostocks Radschnellwegenetz

Am Südstadtcampus wird ab Sommer der erste Radschnellweg im Mecklenburg-Vorpommern gebaut

9. Mai 2019, von
Chris Müller-von Wrycz Rekowski, Wolfgang Schareck, Michael Loba, Renate Gundlach und Holger Matthäus beim ersten Spatenstich für den Radschnellweg am Südstadtcampus
Chris Müller-von Wrycz Rekowski, Wolfgang Schareck, Michael Loba, Renate Gundlach und Holger Matthäus beim ersten Spatenstich für den Radschnellweg am Südstadtcampus

Vorbild ist Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt. Bis zu 50 Prozent der Wege werden hier mit dem Drahtesel zurückgelegt. Dazu trägt auch ein gut ausgebautes Radschnellwegenetz bei. Mit hoher Geschwindigkeit und ohne viele lästige Zwischenstopps an Ampeln kommen Radfahrer auf vom übrigen Verkehr abgetrennten Bahnen von A nach B.

Seit sechs Jahren beschäftigt sich auch Rostock damit, solch ein Radschnellwegenetz für die Stadt zu entwickeln. Nun beginnen die Baumaßnahmen. Ab Sommer soll der erste Abschnitt, der gleichzeitig auch der erste Radschnellweg in ganz Mecklenburg-Vorpommern sein wird, in der Südstadt gebaut werden. Zwischen dem Universitätscampus und den Bahngleisen wurde heute der symbolische erste Spatenstich gesetzt.

In den nächsten zehn Jahren soll dann ein insgesamt 28 Kilometer langes Radschnellwegenetz in der Hansestadt entstehen. Eine Nord-Süd-Strecke soll den Hauptbahnhof mit Warnemünde verbinden und eine weitere West-Ost-Verbindung von Evershagen nach Dierkow führen. Das wurde 2016 mit dem Mobilitätsplan Zukunft (MoPZ) beschlossen. 15 Millionen Euro wurden dafür im Haushalt eingeplant. Demnächst will Verkehrsamtsleiter Heiko Tiburtius nach Bonn reisen, um dort Fördermittel aus entsprechenden Bundesprogrammen einzuwerben. Bereits heute brachte eine Vertreterin des Infrastrukturministeriums einen Fördermittelbescheid des Landes mit. Mit 820.000 Euro aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) beteiligt sich Mecklenburg-Vorpommern an den Kosten für den ersten Bauabschnitt, für den insgesamt 1,2 Million Euro veranschlagt sind.

Gebaut wird davon eine etwa 1,25 Kilometer lange und drei Meter breite Fahrbahn für Radfahrer, die an der Kreuzung Satower Straße/Südring beginnt. Bis zum Bahnübergang an der Satower Straße in Höhe Thierfelderstraße wird sie als straßenbegleitender Radweg parallel zum Gehweg errichtet und verläuft anschließend entlang der Eisenbahnschienen in Richtung Hauptbahnhof bis zur Erich-Schlesinger-Straße. Die Trasse wird mit einem dynamischen Lichtsteuerungssystem, das aus 31 LED-Leuchten besteht, ausgestattet sein und beidseitig Randmarkierungen enthalten. Pflanzungen von zwei Traubeneichen, drei Winterlinden, zwei Spitzahorn und drei gefüllten Vogelkirschen ergänzen die Verkehrsanlage.

Zwei große Schilder sollen den Weg zum Strand und zum Hauptbahnhof weisen, erläutert Bau- und Umweltsenator Holger Matthäus. „Vor allem für unsere Studierenden ist das ein ganz wesentlicher Abschnitt.“ Auch Universitätsrektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck freut sich über den Radschnellweg entlang des Universitätscampus. „Die Universität hat ein großes Interesse daran, auf den motorisierten Individualverkehr zu verzichten und unsere verschiedenen Campi gut miteinander mit Radwegen zu verbinden, um die Sicherheit der Rad fahrenden Studierenden zu erhöhen“, sagt der Rektor, der selbst oft mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Wenn alles ohne Komplikationen verläuft, soll der erste Abschnitt Mitte nächsten Jahres fertig sein, kündigt Heiko Tiburtius an. Danach hat der Anschluss von der Erich-Schlesinger-Straße bis zum Hauptbahnhof oberste Priorität. Dabei sollen sowohl die Erich-Schlesinger-Straße als auch der Südring mit Brücken überquert werden. Der gesamte Radschnellweg wird auf einer eigenen Trasse verlaufen und somit vom übrigen Straßenverkehr getrennt. Die Radfahrer müssen auch keine Straßen queren, so dass sie die gesamte Strecke durchfahren können ohne anzuhalten. Durch die separate Führung wird die Verkehrssicherheit erheblich steigen.

Das Radschnellwegenetz ergänzt das übrige Radwegenetz in Rostock. 1000 bis 2000 Nutzer pro Tag habe eine Potenzialanalyse für die Rostocker Radschnellwege ergeben, sagt Michael Loba vom Amt für Verkehrsanlagen. Bis 2023/2024, so der Plan des Amtes, sollen wesentlichen Abschnitte des Rostocker Radschnellnetzes verfügbar sein.

Angesichts einer derzeit intensiven Diskussion über die Förderung des Radverkehrs in der Stadt bittet Chris Müller-von Wrycz Rekowski jedoch um Geduld. „Natürlich bekommt man immer mal ein paar Schienenbeintritte, weil das alles nicht so schnell geht und man sich viel mehr vorstellen kann“, sagt der Finanzsenator und OB-Kandidat. Trotzdem sei es richtig, alles konzeptionell gut zu durchdenken und den gesamten Verkehrsraum zu betrachten. Besonders Platzmangel sei dabei eine Schwierigkeit.

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