Baustelle Uni-Hauptgebäude: Es wird bunter

Zur Langen Nacht der Wissenschaften bleibt das Hauptgebäude der Universität Rostock geschlossen – neues Fenster soll die Aula schmücken

24. April 2013, von
Der neue Hörsaal 2018 im Hauptgebäude der Universität Rostock
Der neue Hörsaal 2018 im Hauptgebäude der Universität Rostock

Schon vor einigen Jahren sind die Professoren und Studenten aus dem Hauptgebäude der Universität ausgezogen. Seither werkeln die Handwerker in den historischen Gemäuern. Innere Grundsanierung lautet ihr Auftrag und nachdem die Bauarbeiten im letzten Jahr wegen der Insolvenz eines Bauunternehmens ins Stocken geraten waren, befinden sie sich nun in der Endphase. Einen Einblick für Besucher zur langen Nacht der Wissenschaften, wie schon in den Vorjahren, wurde aber aus Sicherheitsgründen abgesagt. Nun heißt es, warten bis zum Herbst. Dann soll das Hauptgebäude wieder eröffnet werden.

Das Treppenhaus ist noch eine Baustelle
Das Treppenhaus ist noch eine Baustelle

Im Moment ist das Haus noch einer Baustelle. Während im nördlichen Flügel schon Reinigungsarbeiten den nahen Einzug erahnen lassen, befindet sich das neue Treppenhaus daneben im Rohzustand mit provisorischen Holzgeländern. Grundlegendes Wänderücken war teilweise angesagt, besonders im ältesten Teil des Gebäudes im südlichen Flügel, dem Neuen Museum, das 1844 errichtet wurde. Auf diesen Bereich sollen zukünftig die Räume für die Lehre beschränkt bleiben. Zwei Hörsäle und acht Seminarräume sind vorgesehen. Der alte Hörsaal 218, der vielen Studentengenerationen noch mit seinen Reliefs antiker Darstellungen in Erinnerung geblieben sein dürfte, wurde etwas verschoben und hat so auch im Rücken neue Fenster bekommen. Sogar eine Außenwand auf der Rückseite des Neuen Museums wurde versetzt, um einen Fahrstuhl einzubauen. Barrierefreiheit ist neben der technischen Modernisierung und der Einhaltung des Denkmalschutzes eines der zentralen Ziele der Sanierung des im 19. Jahrhundert errichteten Hauses. Anders als bisher soll nun ein Wechsel zwischen den Gebäudeflügeln über lange Flure auf allen Etagen möglich sein.

Eine neue Treppe, die von der Eingangshalle zum Rektorat führen soll, wartet noch auf ihre Stufen. Dann entspricht sie wieder dem Urzustand und ist eines der Beispiele für das Bemühen der Architekten alte Raumstrukturen zu rekonstruieren. Auch die Farbigkeit des stattlichen Gewölbes, die im 20. Jahrhundert komplett überstrichen worden war, soll der Entstehungszeit nahe kommen.

Dabei war es nicht immer einfach zu entscheiden, welche Fassung wieder hergestellt werden soll, erzählt Baukoordinator Peter Spielmann. „An der Decke im Rektorat war eine kleine Stelle, wo die Urfassung noch zu sehen war. Da wir aber nicht mehr herausbekommen konnten, wie die Bemalung insgesamt aussah, haben wir uns entschlossen, es nicht zu berücksichtigen.“ Mit ihren aufwendigen Holzschnitzereien in den Deckenbalken dürfte der Raum seiner repräsentativen Funktion dennoch gerecht werden. Wie auch das benachbarte Konzilzimmer, das um ein Drittel vergrößert wurde, um auch Zuschauern einer Sitzung Platz zu bieten.

Architektin Valentina Grebin zeigt den Raum, der über dem Oberlicht der Aula liegt
Architektin Valentina Grebin zeigt den Raum, der über dem Oberlicht der Aula liegt

Das größte Schmuckstück innerhalb des Hauptgebäudes dürfte jedoch die Aula werden, die nach Vorlage historischer Bilder ebenfalls in einer alten Variante wiederhergestellt wird, nur eben nach neuesten Standards hinsichtlich der Technik und des Brandschutzes. So wurden die Originaltüren ausgebaut und durch Brandschutztüren ersetzt. Zuvor wurden alle Bogen und Verzierungen ausgemessen und aufgezeichnet, berichtet Architektin Valentina Grebin und zeigt dann nach oben zur augenfälligsten Veränderung. Das Oberlicht, so wie es ursprünglich einmal die Lichtverhältnisse in diesem Raum charakterisierte, wurde wieder freigelegt. „Man ahnt nicht, dass darüber ein riesiges Werk mit Verdunkelungsanlage ist“, verrät sie und zeigt den Raum, der über dem Oberlicht ist. „Es kann nichts hindurchfallen“.

Die Aula ist noch eine Baustelle.
Die Aula ist noch eine Baustelle.

Auch das große Fenster der Aula wird neu. Diesmal richtig neu. Der Berliner Künstler Andreas Wolff hat den Gestaltungswettbewerb gewonnen. Der Clou: Auf den Glasflächen werden Faksimiles der handschriftlichen Matrikelbücher aus dem Gründungsjahr der Universität abgebildet.

Das Hauptgebäude der Universität im Herzen der Stadt ist nicht nur das visuelle Aushängeschild der Universität, sondern auch eines der beliebtesten Motive auf Rostocks Postkarten. 1870 nach Plänen des Architekten Willebrands fertiggestellt, wurde es schon mehrmals umgebaut und saniert. Das Dach und die markante Fassade im Stil der Neorenaissance wurden zuletzt von 1991 bis 1996 saniert. Es ist bereits das dritte Gebäude an dieser Stelle, das von der Rostocker Universität, die 1419 gegründet wurde, genutzt wird.

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