Bebauungsplan für Warnemünder Strand bleibt umstritten

Das B-Plan-Verfahren für den Strandbereich Warnemünde soll fortgesetzt werden, doch schon der Rahmen für die Aufstellung des Bebauungsplanes bleibt umstritten

13. April 2016, von
Die Vorgaben für den Bebauungsplan „Strand Warnemünde“ bleiben umstritten
Die Vorgaben für den Bebauungsplan „Strand Warnemünde“ bleiben umstritten

Es ist eine dieser unendlichen Geschichten. Vor rund acht Jahren begann die Hansestadt Rostock mit der Aufstellung eines Bebauungsplans für den Strandbereich Warnemünde, der den Bau fester und saisonaler Bauten am Ostseestrand regeln sollte, ohne in jedem Einzelfall neu entscheiden und jedes Jahr neue Sondernutzungen vergeben zu müssen.

Waren im Aufstellungsbeschluss Ende 2010 noch jeweils zwei ganzjährige und saisonale gastronomische Einrichtungen geplant, so blieb von den Bauten nach vier Jahren Planung nicht viel übrig. Eine mögliche Seebrücke fand wenig Gegenliebe, der naturschutzrechtlich vorgeschriebene Ausgleich für die Einrichtungen gestaltete sich schwierig, dafür fühlten sich etablierte Strandkorbverleiher sowie Wassersportanbieter zu stark reglementiert.

So beschloss die Bürgerschaft im April 2014 das Verfahren für den fast fertigen B-Plan einzustellen, gab der Verwaltung jedoch gleichzeitig den Auftrag zu prüfen, ob andere Instrumente geeigneter wären, um Regeln für den Strandbereich festzulegen und zusätzlich noch einmal über die Inhalte nachzudenken.

Nach zwei Jahren intensiver Prüfung gehen Bau- und Stadtplanungsamt nach wie vor davon aus, dass ein Bebauungsplan „das einzig geeignete Planungsinstrument“ ist, fasst Thorsten Hortig-Delaunay, zuständiger Sachbearbeiter im Stadtplanungsamt, den aktuellen Stand zusammen.

Sechs Punkte sollen aus Sicht der Stadtplaner bei der Aufstellung des Bebauungsplanes „Strand Warnemünde“ berücksichtigt werden:

  1. Der Saisonbegriff als Festsetzung für temporäre Bauvorhaben ist anzupassen.
  2. Die Erhöhung der Flexibilität der Festsetzungen insbesondere in Bezug auf die Festlegung der Versorgungsstandorte ist zu prüfen.
  3. Die Festsetzung mindestens eines dauerhaften Gastronomiestandortes im Plangeltungsbereich am Strand oder im Bereich der Düne ist zu prüfen.
  4. Die Anzahl der saisonalen Gastronomieversorgung ist um mindestens einen weiteren Standort gegenüber der Fassung der 2. Auslegung des Bebauungsplanes zu erhöhen.
  5. Das Ergebnis der ergänzenden Untersuchung zum Parkraumkonzept Warnemünde im Hinblick auf die Festlegung weiterer Parkhaus-/Tiefgaragenstandorte ist im Geltungsbereich des Bebauungsplanes festzulegen.
  6. Der Plangeltungsbereich wird um den Bereich Seepromenade 1 und 2 (Teepott und westlich benachbarter Pavillon) erweitert.

Doch bevor die Bürgerschaft im nächsten Monat die Fortsetzung des Verfahrens zur B-Plan-Aufstellung beschließen soll, macht sich Widerstand breit. Uwe Flachsmeyer, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, hat einen Änderungsantrag eingebracht, der die drei letzten Punkte kassiert.

Während die Anzahl saisonaler Gastronomieversorgungen (Pkt. 4) erst im Rahmen des Diskussionsprozesses zum B-Plan festgelegt werden soll und damit auch gleich bleiben oder geringer ausfallen könnte, wird Flachsmeyer bei den beiden weiteren Punkten deutlicher. „Eine Vorfestlegung für ein Parkhaus im B-Plan-Bereich, d.h. in den Dünen ist nicht zu treffen“, fordert er. „Im Gegenteil sollte vorab festgelegt werden, dass kein Parkhaus in den Dünen gewollt ist.“ Auch beim Teepott, neben dem Leuchtturm das Warnemünder Wahrzeichen, stellt Flachsmeyer unmissverständlich klar: „Ein Anbau widerspricht der Erhaltung des historischen Zustandes und ist daher nicht wünschenswert.“ Deshalb sollen die Punkte 5 und 6 ersatzlos gestrichen werden.

Beschlussvorlage und Änderungsantrag sorgten gestern Abend im Warnemünder Ortsbeirat für kontroverse Diskussionen. Was die Einbeziehung von Teepott und benachbartem Pavillon betrifft, gab es große Einigkeit. Bereits Ende des Jahres wurde eine Bauvoranfrage des Eigentümers und Scandhaus-Chefs Friedemann Kunz negativ beschieden. Was da überhaupt genau beantragt wurde? „Mit meinem laienhaften Verständnis würde ich sagen, es handelt sich um einen größeren Wintergarten und ein Stück Biergarten“, umschreibt Ortsbeiratsmitglied Helge Bothur (Linke), der auch im Bauausschuss sitzt, den im Dezember abgelehnten Antrag.

Während der Ortsbeiratsvorsitzende Alexander Prechtel (CDU) früher oder später eine oberirdische Aufstockung einer Tiefgarage unter den Dünen und damit Klagen gegen den B-Plan fürchtet, ist für andere bereits der mögliche zusätzliche Parksuchverkehr im Ortszentrum ein Ausschlusskriterium fürs Dünen-Parken.

Für Helge Bothur ist eine zusätzliche Bebauung der Tiefgarage jedoch ebenso Spekulation wie der Fakt, dass ein Parkhaus überhaupt zusätzlichen Verkehr anzieht. Er forderte mehr Mut für neue Ideen und Gedanken. Im B-Plan sei die Option für ein Parkhaus gut aufgehoben, schließlich bedeute das noch lange nicht, dass es kommen muss. Nicht zu vergessen sei, dass durch die Sanierung der Straßen im Ostseebad in großem Umfang Parkplätze verloren gegangen sind und ein Bedarf für zusätzliche Stellflächen besteht, so Bothur.

Auch Architekt Enno Zeug, der die Idee des Dünen-Parkens ins Rollen brachte, stellte noch einmal die Vorteile eines Parkhauses unter den Dünen heraus: Die Seestraße wäre vollständig vom Verkehr freigehalten und alle 250 Meter würde es Servicestationen mit Toiletten, Duschen, Wickeltischen und Wertfächern geben.

Doch die Befürchtungen der Warnemünder sind groß, haben sich doch viele Bauvorhaben anders entwickelt als verspochen. „Die Erfahrung hat uns Recht gegeben, dass wir von vielen Investoren belogen und betrogen wurden“, wirft Hans-Joachim Richert vom Warnemünde Verein ein. Und Ortsbeiratsmitglied Mathias Ehlers (Bündnis 90/Die Grünen) formuliert es noch drastischer: „Wer sich traut, unter der Düne einen Parkplatz zu bauen oder sich traut, am Teepott zu vergreifen, den sollte man teeren und federn und durch Warnemünde jagen.“

Mit 6:2 Stimmen wurde schlussendlich der Änderungsantrag der Grünen angenommen. Damit positioniert sich der Ortsbeirat Warnemünde klar gegen ein Parkhaus unter den Dünen und bauliche Änderungen an Teepott und benachbartem Pavillon.

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