Bettenstopp für Warnemünde
Trotz rückläufiger Auslastung wird mit dem A-Ja-Resort und einem neu geplanten Hostel die Bettenzahl im Ostseebad aufgestockt
13. Februar 2013, von Stefanie
Knapp 800 neue Gästebetten werden in naher Zukunft in Warnemünde aufgestellt. 420 werden bereits im Frühjahr mit der Eröffnung des Hotelneubaus A-Ja-Resort an der Strandpromenade bereitstehen. 350 kommen durch ein geplantes Hostel am Molenfeuer hinzu. Auch in der Mühlenstraße sollen weitere 70 aufgestockt werden.
Den Warnemündern bereitet diese Entwicklung Sorgen. Das Problem: Schon jetzt sind die Auslastungszahlen rückläufig. Der Ortsbeiratsvorsitzende Alexander Prechtel fordert daher, dass der Ausbau neuer Hotels und Ferienwohnungen gestoppt werden müsse, „bis wir an einer Stelle sind, an der die Auslastung so ist, dass die Investoren und Betreiber existieren können“, sonst drohe die Insolvenz.
Besonders die Verwaltung kritisiert er heftig. „Wer einen Antrag stellt, bekommt eine Genehmigung und kann bauen, was er will. Das ist kontraproduktiv.“
Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Mecklenburg-Vorpommern hebt mahnend den Zeigefinger. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Hauptgeschäftsführer Matthias Dettmann. Seit zwei Jahren seien landesweit die Gästeankünfte und Übernachtungszahlen auf einem stagnierenden Niveau. Das bedeute, jedes Segment, was zusätzlich an den Markt kommt – ob privat oder gewerblich – ist Verdrängung, die nur dazu führt, dass bereits bestehende Unternehmen Schwierigkeiten bekommen werden. In Warnemünde sei der Punkt erreicht, an dem man aufhören muss. Für ihn ist unverständlich, dass „die Stadt auf der einen Seite viel Geld für eine Tourismuskonzeption 2022 ausgibt, mit der eine Umkehr eingeleitet werden soll. Im Gegenzug wird so ein Bauantrag im Bauausschuss genehmigt.“ Er fordert einen Paradigmenwechsel, nach dem nicht auf Biegen und Brechen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden, und erntete dafür auf der gestrigen Ortsbeiratssitzung Applaus.
14.000 Gästebetten gibt es derzeit in der Hansestadt Rostock. Davon stehen 10.000 in Warnemünde. Nach Binz und Heringsdorf ist Rostock damit der drittstärkste Übernachtungsort in Mecklenburg-Vorpommern. Die Übernachtungszahlen entwickelten sich in den letzten zehn Jahren dynamisch, berichtet Tourismusdirektor Matthias Fromm. „Der Zug nach Rostock ist nach wie vor gegeben.“ Aber nicht nur die Zahl der Übernachtungsgäste steigt, sondern auch die Zahl der Kapazitäten. In Warnemünde sei die Bettenzahl stärker gestiegen. In den letzten zehn Jahren habe die durchschnittliche Auslastung bei 37 bis 48 Prozent gelegen. Seitdem 2009 die Campingplätze in die Statistik aufgenommen wurden, sei die Zahl rapide nach unten gegangen. Nun geht man von einer durchschnittlichen Jahresauslastung von 25 bis 30 Prozent aus. Trotz Bemühungen, den Fokus verstärkt auf die Nebensaison zu legen, ist Rostock und Warnemünde nach wie vor ein Saisongeschäft.
Im letzten Jahr hatte die Bürgerschaft ein Tourismuskonzept beschlossen. Darin wurden Ziele wie die Konsolidierung des Beherbergungsmarktes und die qualitative Weiterentwicklung festgeschrieben.
Das bedeutet aber keinen grundsätzlichen Bettenstopp, betonte Fromm. Vor allem in unterrepräsentierten Bereichen sei ein Ausbau noch möglich. Aber auch er gab zu, dass gerade in Warnemünde das Angebot ausgewogen sei. Nachholebedarf sieht er hier vielmehr in der Entwicklung der Energieeffizienz und in der Barrierefreiheit, um neue Zielgruppen zu erschließen. Denn „der Qualitätsanspruch unserer Gäste wird auch nicht kleiner.“