Bundesweiter Bildungsstreik auch in Rostock
Studenten-Demo für bessere Studienbedingungen in Rostock
11. Dezember 2009, von Elina
Wer am frühen Donnerstagnachmittag zufällig am Rostocker Hauptbahnhof vorbei kam, dürfte angesichts der versammelten Menschenmasse wohl nicht schlecht gestaunt haben. Zeitgleich mit der Kultusministerkonferenz in Bonn kamen über 1200 Studenten aus ganz Mecklenburg-Vorpommern zusammen, um sich am bundesweiten Bildungsstreik zu beteiligen.
Begonnen hatte dieser Streik bereits am 17.11.2009, als der AStA alle Studierenden der Rostocker Uni zu einer Diskussion im Audimax aufforderte. Dank der guten Kooperation konnte dieses Diskussionsforum auch auf den Bildungskeller ausgeweitet werden und gipfelte nun in einer groß angelegten Demonstration.
Treffpunkt war gegen 14 Uhr die Nordseite des Hauptbahnhofs. Viele Studenten verzichteten wegen des Protestes auf ihre Vorlesungen, einige hatten eigens für die Demo aufwändig große Banner bemalt, die nun über den Köpfen der Demonstranten schwebten.

Etwa eine halbe Stunde später setzte sich der Zug in Bewegung, angeführt und abgeschlossen von einem gewaltigen Polizeiaufgebot, wie man es sonst nur von Fußballspielen kennt. Vom Hauptbahnhof über die Innenstadt und den Doberaner Platz sollte es zum Universitätsgelände Ulmenstraße gehen, wo um 16 Uhr die Abschlusskundgebung geplant war.
Protestiert wurde vor allem gegen Studiengebühren, Elternabhängigkeit vom BAföG und für eine Änderung des Bachelor- und Master-Studiums. Nach dem Turbo-Abi auch noch das Turbo-Studium? Das kann nun wirklich nicht im Sinne der Schüler und Studenten sein.
In möglichst kurzer Zeit soll man ein straffes Pflichtprogramm an der Uni durchlaufen, um dann schnellstmöglich gewinnbringend in die Wirtschaft entlassen zu werden. Dabei bleibt für den Einzelnen kaum Zeit für Freizeitaktivitäten oder Nebenjobs, die ohne BAföG oder Unterstützung der Eltern aber wiederum unerlässlich sind.
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Der Unmut der Studenten war unübersehbar, als der Protestmarsch, im Schatten des Steintors und damit mitten auf einer der größten Straßenkreuzungen der Innenstadt, plötzlich zum Stehen kam. Vom Lautsprecherwagen aus wurden die Forderungen noch einmal deutlich gemacht, aus der Ferne lockte schon der Weihnachtsmarkt, doch den Studenten war die Wichtigkeit der Demo nur zu deutlich bewusst.
Endlich ging es weiter. Am Neuen Markt vorbei, wo die Anzeigetafeln der Straßenbahn auf eine ständige Umleitung wegen der Demo hinwiesen. Vorbei an den Ständen des Weihnachtsmarktes und seinen leckeren Düften, hin zum Doberaner Platz.
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Inzwischen war es fast dunkel, der Regen hatte uns verschont, doch die Kälte war präsenter denn je. Der Zug der Demonstranten wollte schon vor einer halben Stunde beim Uni-Gelände sein, aber mit Verspätung ist bei solchen Aktionen ja immer zu rechnen. Ich fand, dass ich mich als zukünftige Studentin heute genug für meine Rechte eingesetzt hatte und verabschiedete mich wehmütig von den anderen Protestierenden.
Hoffnung besteht. Haben sich die Kultusminister doch gestern Abend darauf verständigt, das Bachelor-System zu reformieren. Eine geringere Stoff- und Prüfungsdichte, flexiblere Studienzeiten sowie ein vereinfachter Wechsel zu anderen Universitäten dürften die wichtigsten Forderungen erfüllen.