Kaum Interesse an Buga-Planung in Rostock
Aufgrund der Corona-Krise fand der Auftakt zur Bürgerbeteiligung für die Buga 2025 in Rostock nicht wie geplant im Container im Stadthafen, sondern per Live-Chat aus dem Rathaus statt
22. März 2020, von Olaf
Das hatten sich die Planer der Bundesgartenschau 2025 in Rostock wohl anders vorgestellt: Nicht einmal 70 Zuschauer verfolgten am Samstagnachmittag die Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung, die aufgrund der Corona-Krise als Live-Chat über den YouTube-Kanal der Hansestadt ausgestrahlt wurde.
Anfang Februar wünschte sich Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen mehr Begeisterung bei den Rostockern für die Bundesgartenschau – zumindest gestern blieb diese aus. Vielleicht lag es am Coronavirus, vielleicht am mangelnden Interesse oder daran, dass es nur noch um das „wie“ und nicht mehr um das „ob“ geht.
Der Frage, ob die Rostocker direkt über die Gartenschau abstimmen können, erteilte Matthias Horn von der Buga-Stabstelle eine klare Absage. Die Bürgerschaft habe sich als demokratisch gewähltes Gremium entschieden. Eine Leitentscheidung werde es jedoch noch geben, so Horn. Spätestens im Herbst soll das Stadtparlament endgültig abstimmen – noch gibt es keinen Durchführungsvertrag zwischen Stadt und Buga-Gesellschaft.
Bürgerbeteiligung soll im Mai starten
„Natürlich ist die Beteiligung durch Corona jetzt etwas ausgebremst“, sagt Teresa Trabert von der mit der Bürgerbeteiligung beauftragten Agentur Fint. Zwischen Mai und August sollen die Container in den verschiedenen Bereichen am Rostocker Oval jedoch zur Diskussion einladen. So stehe etwa für den Fährberg auf der Gehlsdorfer Seite ein Ideenwettbewerb an. In einem Sommercamp soll geklärt werden, wie hier ein Ort der Begegnung und Erholung entstehen kann.
Auf der anderen Warnowseite geht es darum, wie der Stadthafen zukünftig aussehen wird, erläutert Robert Strauß von der Buga-Stabstelle. Dafür ist ein Realisierungswettbewerb geplant. In die Aufgabenstellung für die Planer möchte Strauß die Rostocker mit einbeziehen, dabei gehe es auch um Freianlagen oder Spielplätze.
Für die Bürgerbeteiligung ist ein Buga-Beirat geplant. Bis zum 17. April können sich interessierte Rostocker unter buga@rostock.de dafür bewerben.
Brücke über den Stadthafen bewegt die Gemüter
Hauptsächlich bewegte die Zuschauer die geplante Brücke über den Stadthafen. Gelobt wurde ein kurzer Fußweg von Gehlsdorf in die Lange Straße, kritisiert wurde die für Segler zu geringe Durchfahrtshöhe. Über der Fahrrinne wird die Brücke dreh- oder klappbar sein, beruhigte Matthias Horn.
„Fähren sind keine echten Alternativen zu Brücken, die immer zur Verfügung stehen“, entgegnete Horn auf die Frage, ob E-Fähren nicht die bessere Alternative wären. Die Betriebskosten wären höher und ein Fähranleger müsste weit in die Warnow hineingebaut werden.
Beginnen soll die etwa 500 Meter lange Brücke im Stadthafen auf Höhe der Schnickmannstraße, in Gehlsdorf soll sie am Fährberg enden. Da das Plateau über die L22/Am Strande vom Tisch ist, kam die Frage, wie Fußgänger und Radfahrer über die stark befahrene Straße kommen. Das werde gerade geprüft, so Horn, bei der Ampel könne es jedoch nicht bleiben. Man muss ohne Stufen und Warten über die Straße kommen.
Finanzen und Risiken
Die Kosten für die eigentliche Durchführung der Buga beziffert Matthias Horn mit 40 Mio. Euro. 15 Mio. Euro müsse die Stadt tragen, 25 Mio. Euro sollen durch Einnahmen gedeckt werden. „Dazu benötigen wir etwa 1,7 Mio. Besucher“, so Horn – „eine relativ realistische Zahl“, es solle nichts „schön gerechnet“ werden.
„Ja, die Bundesgartenschau als Veranstaltung wird uns etwas kosten“, stellt er klar. Im Gegenzug bekommt Rostock jedoch ein Vielfaches an Förderung für Investitionen. Zwischen 140 und 145 Mio. Euro sollen nach aktuellem Stand in Investitionsmaßnahmen für die Stadtentwicklung fließen, etwa 105 Mio. Euro Förderung soll es von Land und Bund geben, rechnet Horn vor. So soll mit dem Warnow-Quartier im jetzigen Industriegebiet im Osthafen ein ganz neues Viertel entstehen.
Weil es kein Wahnsinn ist
Warum man angesichts einbrechender Steuereinnahmen und Kosten durch die Corona-Pandemie den „Wahnsinn“ nicht umgehend abbläst, lautete eine weitere Frage. „Weil es kein Wahnsinn ist“, zeigte sich Matthias Horn leicht genervt. Auf die Planungen hätte die Corona-Krise keinen Einfluss, da gehe es „unvermindert voran“. Wenn die Bauarbeiten 2022 beginnen, sollte die Corona-Krise überwunden sein und dann sei die Gartenschau ein „Konjunkturmotor“– gerade in der jetzigen Situation ein Geschenk für Rostock.
Ganze Stadt soll profitieren
Der Hauptzugang zur Buga soll über die neue Brücke aus dem Stadtzentrum erfolgen, sodass auch die Innenstadt profitiert. Eine Einbindung des Botanischen Gartens und der Kunsthalle ist ebenfalls angedacht und der Iga Park soll als Ort für Großveranstaltungen dienen.
Zwei neue Parkhäuser geplant
„Hauptankunftspunkt soll das große neue Parkhaus am Bahnhof sein“, erklärt Matthias Horn. Zusammen mit Sportkomplex und Bürogebäude ist dieses im Kesselborn-Areal auf der Südseite des Hauptbahnhofs geplant. Dies sei ein zentraler Punkt für die Stadtentwicklung im Rahmen der Buga, so Horn. Wie in Schwerin soll es ein Kombiticket für die Gartenschau und den ÖPNV geben.
Ein weiteres Parkhaus ist am neuen Volkstheater am Bussebart geplant. Es soll die Parkplätze ersetzen, die jetzt auf der Stadthafenseite sind. Es soll nicht mehr Autoverkehr in die Innenstadt geholt werden, aber man sollte auch nicht „gegen die Autofahrer in den Krieg ziehen“, so Horn.