Cello Show Down bei den Festspielen MV 2011

Acht internationale Cellisten geben Konzert in der Halle 207

5. Juli 2011, von
Young-Hoon Song und Danjulo Ishizaka
Young-Hoon Song und Danjulo Ishizaka

Spannung herrschte am Sonntagnachmittag in der Halle 207, sowohl bei den Zuschauern als auch in den Cellobögen beim Cello Show Down der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern.

Ein zerrissenes Festspielbanner am Maschendrahtzaun, umgekippte Mülltonnen, aus denen sich Instrumente wild auf dem Boden verteilt hatten und düsteres Licht im alten Fabrikgemäuer kennzeichneten den Schauplatz des musikalischen Wettstreits zwischen acht internationalen Cellisten. Schon in anderen renommierten Musikwettbewerben hatten sie sich bereits erfolgreich gegen Mitstreiter durchsetzen können. Doch wer wird diesmal die große Kraftprobe gewinnen?

Cello Show Down der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in der Halle 207
Cello Show Down der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in der Halle 207

Aber nicht ein Duell, sondern ein Duett eröffnete das Konzert. Auch wenn die beiden Kontrahenten Claes Gunnarsson und Preisträger in Residence Li-Wei Qin anfänglich noch scherzhaft die Bögen drohend gegeneinander richteten. Spätestens nach dem ersten Ton wurde deutlich: hier wird miteinander gespielt und nicht gegeneinander. Geeinigt hatten sie sich auf die ersten beiden zwei Sätze der Phoenix Story der usbekisch-australischen Komponistin Elena Kats-Chernin. Diese beginnt ganz sanft, weit und (noch sehr) friedlich.

Vor allem für seine weichen und dunklen Töne ist das Violoncello gemeinhin wohl bekannt. Aber nicht nur sinnliche und melancholische Melodien lassen sich damit wunderbar spielen. Das war bei diesem Konzert unüberhörbar. In welche Höhen sich das Cello bewegen kann, demonstrierten anschließend Young-Hoon Song und Danjulo Ishizaka mit einer Suite von David Popper.

Im weiteren Verlauf wurde die Anzahl der Musiker immer weiter gesteigert. Konstantin Heidrich und der jüngste Spieler des Abends Gabriel Schwabe kamen auf die Bühne.

Josephine Knight
Josephine Knight

Als einzige Musikerin trat Josephine Knight beim Cello Show Down an. „Die einzige Dame in dieser Herrenrunde, die überhaupt mitspielen darf“, betonte Moderator, Violinist und künstlerischer Direktor der Festspiele Daniel Hope. Zwischen den einzelnen Stücken wusste er Interessantes rund ums Cello zu erzählen. Zum Beispiel wie die Frauen sich das Cello erst mühsam erobern mussten, denn lange Zeit galt für sie das Instrument, das früher noch zwischen den Knien gehalten wurde, als unschicklich. Die Männer sollen sogar auf die Stühle gestiegen sein, um die Cellistin bei den seltenen öffentlichen Auftritten besser sehen zu können. Erst als seit dem 19. Jahrhundert das Instrument auf einem Stachel abgestellt wurde, verschwanden nach und nach die Vorbehalte.

Nicht zu vergessen der achte Musiker: James Barralet. Sein Talent konnte er nicht nur als Cellist, sondern auch als Komponist beweisen. Mit seinen tänzerischen „4 Folksongs of the world“ bereicherte er das Programm.

Von Klassik bis zum Cello-Rock reichte dessen stilistischer Facettenreichtum, den man weltweit zu schätzen weiß. Ein kleiner Schritt ist es da nur von Finnland, der Heimat der Cello-Band Apocalyptica, bis nach Argentinien.

Beide Länder verbindet ihre Vorliebe zum Tango. Und auch hier im Tango Nuevo, taucht immer wieder das Cello auf. Gleich zwei Stücke von Astor Piazzolla, der als Begründer dieser stilistischen Weiterentwicklung des Tango Argentino gilt, wurden präsentiert.

Li-Wei Qin und Daniel Hope mit Manuel
Li-Wei Qin und Daniel Hope mit Manuel

Die Überraschung des Abends, zumindest für mich, war „Mas que nada“, ein Stück der Música Popular Brasileira mit bösen Ohrwurmqualitäten und für acht Violoncelli von Valter Dešpalj arrangiert ein faszinierendes Erlebnis.

Und wer hat den Cello Show Down nun gewonnen? Alle zehn, meinte Daniel Hope am Ende des Konzerts großmütig: die acht Musiker, die Musik und das Publikum. Mit großem Applaus und stehenden Ovationen stimmten die Zuhörer dem Urteil zu.

Manuel, der selbst schon Gitarre spielt, fand den Cello Show Down auch „großartig“. Wie einige andere nutzte er nach dem Konzert noch die Gelegenheit, sich Autogramme von Li-Wei Qin und Daniel Hope zu holen.

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