Der Club der toten Dichter zu Gast im Moya
Vertonte Gedichte Rilkes begeistern 200 Gäste
16. November 2010, von Andre
Wer am letzten Freitag auf eine Vorführung vom „Club der toten Dichter“ mit Robin Williams gehofft hatte, wurde sicherlich enttäuscht. Denn im Moya gab es keinen Film zu sehen, sondern ein Konzert zu hören.
Im Jahr 2005 wurde das Projekt von Reinhardt Repke gegründet. In wechselnder Besetzung gab es seitdem drei CDs mit den dazugehörigen Touren.
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Das Besondere am Club der toten Dichter ist, dass nicht irgendwelche Songs aufgeführt werden, sondern immer ein Autor zugrunde liegt. Bei der ersten Tour wurden die Gedichte von Heinrich Heine zu Liedern verarbeitet, dann folgte eine Tour mit Texten von Wilhelm Busch und zurzeit gibt es Lyrik von Rainer Maria Rilke im neuen Gewand zu hören.
Dabei schreibt Bandleader Repke alle Songs selbst und auch die dazugehörigen Arrangements. Im nächsten Schritt sucht er sich die passenden Musiker zusammen und dann wird die CD aufgenommen. 17 Songs sind für die dritte Auflage herausgekommen – live werden natürlich noch ein paar Lieder mehr zum Besten gegeben.
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Von der Qualität und dem besonderen Flair der Darbietung wollten sich am vergangenen Freitag ungefähr 200 Gäste im Rahmen der Kulturwoche selbst überzeugen.
Die aktuelle Besetzung der Band besteht aus Markus Runzheimer am Bass, Andreas „Spatz“ Sperling, den man vielleicht von der Gruppe Keimzeit kennt, an den Keyboards und Tim Lorenz von den Rainbirds am Schlagzeug.
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Neben Reinhardt Repke selbst ist noch Katharina Franck, ebenfalls von den Rainbirds, für den Gesang zuständig. Sie spielt auch Gitarre und Percussioninstrumente während des Auftritts.
Stimme und das Gefühl, mit dem Katharina Franck performte, sorgten für Gänsehautmomente im Publikum. Repke berichtete, dass die Künstlerin bei den Aufnahmen mit einer solchen Hingabe dabei war, dass sie sich selbst in Tränen sang.
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Die Stücke variierten von typischen Liebesliedern, über Gedichtklassiker, wie Herbsttag, das laut einer Internetseite das bekannteste Rilkegedicht sei, bis hin zu Texten wie Opfer, die selbst Repke nach eigener Aussage nicht wirklich versteht. Aber darum geht es ihm auch nicht. „Es geht mir nicht um Erklärungen, sondern um die Wirkung“, sagt er.
Die Wirkung verlor jedoch etwas an Intensität, da man zeitweise den Text kaum verstehen konnte. Gerade bei etwas beschwingteren Liedern waren die Instrumente teils sehr dominant. Aber dies ist nur eine kleine Kritik und die Standing Ovations und die beiden Zugaben am Ende des Konzertes belegen eindrucksvoll, dass es den Leuten sehr gut gefallen hat.
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Unter den Gästen war auch Günter Stiewe. Obwohl er sonst gar nicht so der Musikfan ist, fand er es „ganz klasse!“ Er hat sich auch gleich CD und DVD des Clubs gekauft und sich von den Musikern signieren lassen.
Für ihn ist die Kulturwoche das kulturelle Highlight der Stadt Rostock. „Ich habe nur zwei Veranstaltungen ausgelassen, alle anderen habe ich mit Freuden besucht.“
Auch die Organisation und das Engagement begeistern den 63-Jährigen. „Durch die Kulturwoche kann bekommt man ein richtig gutes Bild von der Jugend.“
Wie es weitergeht mit der Kulturwoche entscheidet sich im Laufe der Woche, die Zukunft des Moyas ist jedoch schon besiegelt. Im Januar wird der Club aufgrund eines auslaufenden Mietvertrags geschlossen. Eine neue Location wird schon gesucht, konnte bisher aber noch nicht gefunden werden.