Corona-Statistik: Urlauber werden nicht erfasst

Die Corona-Obergrenze soll einen zu starken Anstieg der Corona-Neuinfektionen verhindern – Touristen tauchen in den Zahlen der Urlaubsregionen jedoch überhaupt nicht auf

11. Mai 2020, von
Touristen fließen nicht in die Corona-Statistik der Urlaubsregionen ein (Foto: Archiv)
Touristen fließen nicht in die Corona-Statistik der Urlaubsregionen ein (Foto: Archiv)

Seit gestern lässt Mecklenburg-Vorpommern Dauercamper wieder ins Land. Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen dürfen ab dem 18. Mai für Einwohner aus MV öffnen, eine Woche später auch Gäste aus anderen Bundesländern beherbergen.

Eine Obergrenze auf Kreisebene soll sicherstellen, dass es nicht zu viele Covid-19-Neuinfizierte gibt – infizierte Touristen tauchen in den Statistiken der Urlaubsregionen jedoch gar nicht auf.

Corona-Obergrenze als Notbremse

Damit die Covid-19-Neuinfektionen durch Lockerungen nicht zu stark ansteigen, haben sich Bund und Länder am vergangenen Mittwoch auf eine Obergrenze geeinigt. Gibt es in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt wie Rostock innerhalb von sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner soll die „Notbremse“ gezogen werden.

Die Zahl basiert darauf, wie viele Infektionsketten die Gesundheitsämter mit ihrem Personal parallel nachverfolgen können. Anfangs waren maximal 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner vorgesehen, mit Hilfe von Landes- und Bundesbehörden sollen die Gesundheitsämter der Landkreise nun jedoch bis zu 50 Fälle verfolgen können.

Eine Überschreitung der Obergrenze führt allerdings nicht zwangsweise zu neuen Einschränkungen. Sind Infektionen lokal begrenzt – etwa in einem Pflegeheim – muss es keine Maßnahmen für den gesamten Kreis geben.

Mit 4,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern liegt Rostock aktuell weit unter der Grenze.

Infizierte Touristen tauchen in der Statistik der Urlaubsorte nicht auf

Mehr als 15.000 Betten warten in Rostock auf Übernachtungsgäste. Ab dem 25. Mai können auch Urlauber aus anderen Bundesländern wieder nach MV reisen – vorerst dürfen bis zu 60 Prozent der Betten vermietet werden. Für Rostock ergibt dies etwa 10.000 Touristen, dazu kommen Dauercamper oder als Zweitwohnsitz genutzte Ferienwohnungen. Bei einer angenommenen Urlaubsdauer von einer Woche ergibt dies über 50.000 Feriengäste pro Monat – mehr als ein Viertel der Einwohner.

Wird ein Urlauber in Rostock oder nach seiner Heimkehr positiv getestet, taucht er jedoch nicht in der Statistik der Hansestadt auf. „Das diagnostizierende Labor meldet immer an das Gesundheitsamt des Standortes vom Labor“, heißt es auf Nachfrage von der Stadtverwaltung. „Diese Gesundheitsämter übermitteln die Daten an das zuständige Gesundheitsamt des Wohnsitzes der Betroffenen.“ Und nur dort werden die Corona-Neuinfizierten statistisch erfasst.

„Der Betroffene geht in die Statistik des Gesundheitsamtes ein, in welchem der Hauptwohnsitz ist“, bestätigt das Gesundheitsamt Rostock. Doch auch wenn der Infizierte nicht in die Rostocker Statistik einfließt, werden hier Ressourcen beansprucht. „Die Kontaktnachverfolgung erfolgt eventuell an beiden Gesundheitsämtern oder eventuell noch in einem weiteren Gesundheitsamt, das hängt vom Zeitpunkt der Ansteckung ab.“ Urlauber können bereits wieder im Heimatbundesland sein, bevor sie erkranken oder sie erkranken erst im Urlaub, obwohl sie sich bereits zuhause angesteckt haben. „Jeder Fall ist eine Einzelbetrachtung“, so das Gesundheitsamt.

Dies gilt auch für Studenten, die in der Hansestadt lediglich mit einen Nebenwohnsitz gemeldet sind. Als Universitätsstadt und beliebtes Ferienziel ist Rostock gleich doppelt von der Problematik betroffen. Der aktuelle Stand der Corona-Infektionen könnte dadurch künftig erheblich vom tatsächlichen Infektionsgeschehen abweichen.

Kapazität des Gesundheitsamtes schwer zu bestimmen

Bei wie vielen Covid-19-Neuinfektionen das Rostocker Gesundheitsamt an seine Grenzen bei der Nachverfolgung der Infektionsketten stößt, lässt sich nur schwer einschätzen. Mehrere positive Fälle in einem Altenheim ließen sich als einzelner Cluster beispielsweise leichter verfolgen, heißt es.

Derzeit gibt es nur sehr wenige Neuinfektionen in Rostock und pro Fall müssen lediglich ca. drei Kontaktpersonen ermittelt und betreut werden. „Anstrengend wird es, wenn viele Personen gleichzeitig Kontaktpersonen waren, z. B. Beratungen mit Gästen aus verschiedenen Bundesländern oder eventuell international“, erklärt das Gesundheitsamt. „Dann entsteht ein sehr hoher Zeitaufwand, der durch mehr Personal abgefangen werden sollte um zeitnah zu agieren.“

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