Credo - Kunsthallenausstellung zeigt Künstler von Weltrang
Werke von Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter und Günther Uecker sowie von Georges Rouault in der Kunsthalle Rostock vereint
13. November 2011, von Stefanie
Großer Andrang für große Namen herrschte gestern bei der Eröffnung der neuen Ausstellung in der Kunsthalle Rostock. Mit Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter und Günther Uecker ist es dem Rostocker Kunstmuseum gelungen, vier zeitgenössische Künstler von Weltrang in einer Schau zu vereinen.
Neben ihrem Erfolg als Künstler verbindet sie auch ein Teil ihrer Biografie. In den 1930er Jahren im Osten Deutschlands geboren, verließen sie als junge Kunststudenten die DDR, um in Westdeutschland frei arbeiten zu können.
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Insgesamt 14 ihrer Werke sind nun in der Westgalerie im Obergeschoss der Kunsthalle zu sehen. Darin haben sie sich in offener Interpretation mit dem Begriff „Credo“ auseinandergesetzt. Die lateinische Formulierung für „Ich glaube“ steht für das christliche Glaubensbekenntnis und gab der Ausstellung ihren Namen. Für Kurator Dr. Ulrich Ptak ein faszinierender Begriff: „Er konnotiert unabhängig von seiner religiösen Bestimmung einen metaphysischen Kern und etwas weit Gefasstes, aber sehr Existenzielles.“
Schon zuvor hatten sich alle vier Künstler mit ihren Werken auch im sakralen, religiösen Umfeld bewegt. So griff Georg Baselitz seit den 1980er Jahren Motive aus der Anfangszeit des Christentums auf und fertigte Arbeiten für Kirchenräume an. Gerhard Richter entwarf für den Kölner Dom das große Glasfenster in der Südfassade. Gotthard Graubner widmete dem Heiligen Franz von Assisi einen Zyklus von großformatigen Gemälden. Auch Günther Uecker thematisierte wiederholt die Freiheit, aber auch die Verantwortung der Religionen in seinem Werk und gestaltete einen Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude.
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Vier jeweils 120 qm große „Andachtsräume“ sind auch in der Rostocker Kunsthalle für Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter und Günther Uecker entstanden, die wie in Einzelausstellungen präsentiert werden. Teilweise durch Vorhänge voneinander abgeschirmt, soll nichts in dieser intimen Atmosphäre von der Betrachtung ihrer Kunstwerke ablenken.
Den Kopf brauchen sich die Besucher jedoch nicht zu verdrehen. Obwohl einige Werke von Georg Baselitz einen dazu durchaus in Versuchung führen könnten. Der durch seine auf dem Kopf stehenden Bilder bekannt gewordene Künstler zeigt in Rostock vier großformatige Gemälde, bei denen er auf diese eigenwillige Malweise verzichtet hat. Sie zeigen Menschengestalten, die an Adolf Hitler erinnern und Titel wie „Poet“ oder „Freund-Freund“ tragen.
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Von Gotthard Graubner wurden drei riesige intensiv leuchtende Farbraumkörper, die wie Kissen anmuten, an die Wände gehängt.
Gerhard Richter, der als einer der teuersten Maler auf dem internationalen Kunstmarkt gehandelt wird, ist gleich mit sechs Gemälden vertreten. Darunter auch sein 1983 entstandenes „Schädel mit Kerze“, das auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt wird. Erst im Oktober war von einem Londoner Auktionshaus eines seiner anderen Kerzenbilder für 12 Millionen Euro versteigert worden.
Von Günther Uecker wird das Aquarell „Wustrow“ gezeigt. Der auf der mecklenburgischen Halbinsel aufgewachsene Maler und Objektkünstler hat dafür ein sechs Meter breites Tuch rot bemalt und mit Holzpflöcken bespickt.
Erweitert wird die „Credo“-Ausstellung durch einen zweiten Teil in der Ostgalerie der Kunsthalle, der sich recht umfassend mit dem Werk von Georges Rouault (1871 – 1958) beschäftigt. Die künstlerische Arbeit des französischen Vertreters der klassischen Moderne ist nicht nur von seinem Lehrer, sondern auch von einer lebenslangen Faszination für mittelalterliche Kunst beeinflusst. „Hinzu kommt ein sehr ausgeprägtes moralisches Engagement und ein Schaffen aus tiefer Religiosität. Ich kenne kaum einen Künstler der jüngeren Kunstgeschichte, der sich mit den Fragen des Christentums so intensiv und produktiv auseinandergesetzt hat“, sagt Ulrich Ptak. Rouault im Zusammenhang mit „Credo“ auszustellen, erschien ihm daher „unausweichlich“. Gezeigt werden sowohl sein grafisches Hauptwerk: der gesamte Miserere-Zyklus mit 58 Blättern, als auch 17 Farbradierungen aus dem Passionszyklus, die in einer an eine Kapelle erinnernden Einhausung präsentiert werden.
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„Diese Ausstellung mit diesen Künstlern hat unser Haus vor richtige Herausforderungen gestellt“, sagt Kunsthallenbetreiber Dr. Jörg-Uwe Neumann mit Blick auf die organisatorischen und finanziellen Mittel, die für die Absicherung der Schau nötig waren.
Die Bilder wurden teils in klimatisierten Hightech-Boxen aus Salzburg, Paris, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Bremen, Villingen-Schwenningen und der Lutherstadt Wittenberg nach Rostock gebracht.
Eingebettet ist die Schau in das Rostocker „Credo“-Projekt, welches vom Kirchenmusikdirektor der St.- Johannis-Kantorei Professor Markus Langer und dem Theologen Professor Dr. Eckart Reinmuth von der Universität Rostock initiiert wurde. Bereits seit Anfang Oktober wurden in diesem Rahmen Konzerte und Vorträge veranstaltet. Heute Abend wird es mit einem Konzert um 17:30 Uhr in der Nikolaikirche beendet.
Die Ausstellung ist jedoch noch bis zum 29. Januar 2012 dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr in der Kunsthalle in der Hamburger Straße 40 zu sehen. Der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 7 Euro.