„Die lustige Witwe“ - Premiere im Volkstheater Rostock
Premiere der Operette von Franz Lehár in der Regie von Mirko Bott
14. November 2010, von Phillip
Es ist was faul im Staate Dänemark. Äh Verzeihung, im Staate Pontevedro natürlich. Das fiktive Fürstentum steht nämlich kurz vor dem Staatsbankrott. Die einzige Rettung: die Witwe Hanna Glawari. Diese verfügt über das Vermögen des ehemaligen Hofbankiers, den sie geheiratet hatte und der dann direkt in der Hochzeitsnacht verschied.
Nun ist die Witwe in Paris und auf der Suche nach einem Mann. Heiratet sie allerdings einen Pariser, dann geht das Vermögen dem Staat Pontevedro verloren, was der Baron und pontevedrinische Botschafter Mirko Zeta entsprechend verhindern möchte. Aus diesem Grund möchte er den Grafen Danilo Danilowitsch dazu bewegen Glawari zu heiraten, doch Danilo möchte auf keinen Fall den Anschein erwecken, er wäre nur hinter ihrem Geld her, schließlich ist er tatsächlich an der Witwe interessiert.
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Das ist in aller Kürze die Handlung der Operette „die lustige Witwe“ von Franz Lehár, die am gestrigen Abend im Großen Haus des Volkstheaters Rostock ihre Premiere feiern durfte. Regie führte dabei Mirko Bott, der Programmchef von Schmidts Tivoli und Schmidt Theater in Hamburg.
Das besondere Merkmal des Stücks ist für Bott, dass es aus dem klassischen Rahmen der Operette ausbricht. Für gewöhnlich gibt es dabei ein Hauptpaar und ein lustiges Paar. In diesem Fall sind diese Grenzen aufgehoben und auch das vermeintlich lustige Paar, Valencienne und Camille de Rosillon, bekommt ein romantisches Duett, während Graf Danilowitsch zu volkstümlichen Melodien auf der Bühne erscheint. Auf diese Weise erhält auch das zweite Paar eine tragende Rolle im Stück. Dabei stehen Hanna und Danilo im Zwiespalt zwischen Stolz und Liebe und Valencienne und Camille im Zwiespalt zwischen Geld und Liebe.
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Und wie kam die Vorstellung nun beim Publikum an? Offensichtlich sehr gut, so sprach beispielsweise Andreas Pasternack von einer „sehr guten Samstagabend-Unterhaltung“ und betonte, dass „unglaublich viel Pfeffer“ im Stück war.
„Wir sind total begeistert“ lobten auch Jürgen Drygas und Claus-Peter Rathjen die Inszenierung. Darüber hinaus hoben beide die gute musikalische Einheit zwischen Sängern, Chor und Orchester hervor. Die humorvollen Anspielungen auf aktuelle Geschehnisse wie Finanzkrise oder Abwrackprämie kamen ebenfalls gut beim Publikum an, da sie nicht aufgesetzt wirkten, sondern geschickt ins Spiel eingewoben wurden.
Diese Aussagen spiegelten sich auch im Applaus und den teilweise stehenden Ovationen nach Ende der Vorstellung wieder. Besonderen Applaus erntete Nik Breidenbach, der dem einen oder anderen vielleicht aus seiner Zeit bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ein Begriff ist. Breidenbach verkörperte die Rolle des Njegus, dem Mädchen für alles in der pontevedrinischen Botschaft, und sorgte durch sein Spiel für eine besondere komödiantische Note.
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Zur gelungenen Premiere hat sicherlich auch beigetragen, dass die Schauspieler selbst sehr viel Spaß am Stück zu haben schienen. Ein Funke der letztlich, vor allem im temporeichen zweiten Teil, auf das Publikum übersprang. Anna Molina, die die Hanna Glawarin spielt und erstmals in einer Operette auftritt, hat jedenfalls viel Freude an ihrer Rolle und meinte bei der anschließenden Premierenfeier: „Man kann so albern sein!“
Wer sich angenehm unterhalten lassen möchte, der bekommt mit „die lustige Witwe“ ein gewitztes und temporeiches Stück mit jeder Menge schöner Melodien. Oder, um es wie Jürgen Drygas auszudrücken: „Ich würde es mir wieder anschauen“.
Fotos 1 & 2: Dorit Gätjen, VTR